Die Braut des Herzogs (German Edition)
gegenüberstehen.«
»Man wird also als erstes versuchen, dich ausfindig zu machen und dabei trachten, selbst nicht erkannt zu werden«, faßte der Herzog nachdenklich zusammen.
»Richtig. Man muß mich erkennen und gleichzeitig verhindern, erkannt zu werden. Dasselbe gilt natürlich auch umgekehrt für mich.«
»Es wäre doch auch möglich, daß man jemanden als Mitteldazu benützt, an dich heranzukommen. Deine Gegner werden doch wissen, daß du auch die Aufgabe hast, sie zu finden, nicht wahr? Sie werden daher den Schluß ziehen, daß du nicht in Abgeschiedenheit auf den Empfang des Schreibens wartest, um dann bei Nacht und Nebel wieder zu verschwinden. Sie werden richtigerweise annehmen, daß du dich, unter falschem Namen natürlich, in Gesellschaft begeben wirst. Sie brauchen sich hier nur in der Nähe von irgendeinem anderen aufzuhalten, der dich sicher erkennt. Deine Mutter zum Beispiel, oder irgendein Onkel, was weiß ich. Dieser Onkel spricht dich also in Gegenwart deines Gegners an, und der weiß nun, wer du bist, ohne sich selbst zu verraten. Damit zieht er keinerlei Verdacht auf sich, wie er es täte, wenn er sich an Andrew oder mich wenden würde.«
»Ja, das ist eine weitere Möglichkeit«, stimmte Mat zu. »Obwohl ich nicht weiß, wer mich nach so vielen Jahren erkennen und ohne Wollen verraten könnte. Mein Onkel? Ja vielleicht, aber der kommt selten nach London. Mein Vater hätte mich erkannt, doch der ist tot. Harry ist in Belgien, und überdies weiß er alles über mich. Mama ist nicht in der Stadt, das war ja meine erste Frage an dich.«
»Da du gerade vom Tod deines Vaters sprichst«, meinte der Herzog, vom eigentlichen Thema abgelenkt. »Man hat dir doch mitgeteilt, daß du sein Erbe bist, nicht wahr?«
Mat nickte: »Ja, Harry hat es mir gesagt. Ich hatte sicher angenommen, Vater hätte mit seinen Advokaten einen Weg gefunden gehabt, den in Ungnade gefallenen Sohn zu enterben. Doch anscheinend hat er sich dieser Mühe nicht unterzogen. Das wird wohl auf den Einfluß meiner Mutter zurückzuführen sein. Weißt du, wem die Verwaltung der Güter obliegt? Hast du meine Mutter in letzter Zeit gesprochen?«
»Nein«, sagte der Herzog und nahm das Glas seines Gastes, um es erneut zu füllen. »Ich habe deine Mutter schon über ein Jahr nicht mehr gesehen. Sie ist in letzter Zeit nicht in London gewesen, und ich sah keinen Grund, sie auf dem Lande aufzusuchen. Einmal, unmittelbar nach dem Tod deines Vaters, ich wardamals gerade auf Heimaturlaub aus Spanien hier, ist sie bei mir gewesen und wollte von mir deinen Aufenthaltsort wissen. Du warst damals in einer höchst geheimen Angelegenheit unterwegs, und ich wußte zu diesem Zeitpunkt nicht, wo du gerade zu finden warst Glaube mir, diese Unterredung war alles andere als angenehm. Ich habe deine Mutter immer sehr gerne gehabt. Sie war damals so verzweifelt, voller Schuldgefühle, daß sie dich einst gegen deinen Vater nicht in Schutz genommen hat …«
»Als ob sie gegen diesen Despoten je etwas hätte ausrichten können …«, murmelte Mat.
»… und voller Sorge um dich. Hätte ich damals gewußt, wo du warst, ich hätte es ihr gesagt. Trotz deiner strikten Anweisung, keiner Menschenseele etwas über dich bekanntzugeben. Das Vermögen wird vom Anwalt deines Vaters verwaltet, diesem Mr. Huntigon, Humpligon oder so ähnlich.«
»Humpliton«, sagte Mat. »Das habe ich erwartet. Ein unmöglicher Mensch, aber sehr gewissenhaft. Er wird den Besitz besser verwalten, als ich es in den letzten Jahren geschafft hätte. Wenn diese Angelegenheit gut vorübergegangen ist, dann werde ich mich mit meiner Mutter in Verbindung setzen. Weißt du, ich habe schon vor geraumer Zeit beschlossen, meine Versetzung nach London zu beantragen. Es gäbe hier genug für mich zu tun, und aufgrund meiner Verdienste im Ausland wird man meinem Wunsch hoffentlich Rechnung tragen. Später werde ich mich dann auf dem Land niederlassen, seßhaft werden, eine Frau und eine Schar Kinder haben, fern jeder Aufregung …«
»Welch idyllischer Zukunftsplan«, sagte der Herzog mit leicht spöttischem Grinsen. »Schon eine passende Ehefrau im Auge?«
Mat schüttelte den Kopf: »Bei meiner derzeitigen Aufgabe habe ich wenig mit Frauen zu tun … mit ehrbaren, meine ich wohlgemerkt, die ich mir als Ehefrau vorstellen könnte. Über den Gedanken, auch eine weniger ehrbare zu heiraten, bin ich Gott sei Dank hinaus. Weißt du, Julian, manchmal kann ich es gar nicht fassen, daß ich allen
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