Die Braut des Herzogs (German Edition)
Richtung Dover aufmachen. Ich schiffe mich dann am Abend dieses Tages ein. Wir werden bei Nacht segeln. Das Schiff liegt, als Fischerboot getarnt, in einer Bucht bei Dover und erwartet mich zu jeder Stunde. Bis Dienstag werde ich als Monsieur Libertieu auftreten, ich werde mich in die Oper begeben, zu der Veranstaltung in den Vauxhall Gardens. Ich werde überall sein, wo ich keine spezielle Einladung brauche. Ich werde mich angenehm machen, Bekanntschaften schließen und mich umhören.«
»Wie gut, daß du perfekt französisch sprichst«, meinte der Herzog.
»Ja, nicht wahr?« stimmte Mat zu. »Wozu doch eine französische Großmutter gut sein kann! Sie hat mit Harry und mir von klein auf nur französisch gesprochen und dies bis zu ihrem Tode beibehalten. Auf diese Weise hat sie ihr Heimweh nach Frankreich besser verkraftet, und wir haben perfekt französisch gelernt.«
»Und was ist meine Rolle in diesem Stück? Wie kann ich dich bei deiner Aufgabe am besten unterstützen?«
»Du und Andrew, ihr werdet euch bitte, soweit es euch möglich ist, in meiner Nähe aufhalten. Registriert alles, was euch verdächtig erscheint, und teilt es mir unverzüglich mit. Vielleicht ist es auch nicht schlecht, ab und zu den Namen Sudbury ins Gespräch zu bringen. Vielleicht beißen sie auf diesen Köder an. Wenn sich jemand unter irgendeinem Vorwand an einen von euch wendet, dann wäre das natürlich die einfachste Lösung. Das müßte ich dann sofort wissen.«
»Werde ich Monsieur Libertieu kennen?« erkundigte sich Wellbrooks.
»Aber, Julian«, rief sein Freund in spöttischer Entrüstung, »wie sollte der große Wellbrooks, ein Nonparail, der nicht seinesgleichenhat, einen Emporkömmling wie diesen Libertieu kennen?«
Der Herzog, amüsiert über die Beschreibung seiner Person, gab zu, daß das wirklich verdächtig erschiene: »Gut, ich werde ihn also nicht kennen. Ich werde allerdings, wie gewünscht, in deiner Nähe sein. Du kennst mein scharfes Auge, ich hoffe, es wird uns nützen. Du schlägst also für heute abend einen Opernbesuch vor. Meinetwegen, wenn es wirklich sein muß. Ich hoffe, man gibt nicht Gluck oder Händel. Du weißt, diese beiden Komponisten liegen mir nicht. Eigentlich hatte ich vor, einen Ball zu besuchen, aber dieser wird eben mit einer sehr verspäteten Anwesenheit meinerseits stattfinden müssen. Für morgen habe ich einen Besuch des Durry-Lane-Theaters vorgesehen. Du solltest dir auch eine Karte besorgen. Und dann also Vauxhall-Gardens. Gut. Damit wäre also das Programm für die nächsten Tage festgelegt. Suchst du nun MacAlister auf?«
»Ja, ich habe mich bei ihm angekündigt. Er war heute morgen nicht zu Hause, aber nun wird er mich erwarten.« Ein Blick auf seine Taschenuhr ließ Mat auffahren: »Himmel, es ist schon nach vier Uhr. Andrew wird sich schon fragen, was aus mir geworden ist. Ich verlasse dich jetzt, Julian.«
Er wandte sich zum großen Spiegel, der in schwerem goldenen Rahmen zwischen zwei Bücherregalen hing, und stülpte mit gekonntem Griff seine Perücke über.
»Wir sehen uns also am Abend in der Oper. Ich werde natürlich im Parkett sitzen.«
Er zog ein kleines, braunes Fläschchen und einen Pinsel aus der Rocktasche und begann die künstlichen Bartteile zu bestreichen, bevor er sie gekonnt und sorgfältig an die richtigen Stellen klebte.
»Hat man denn noch nie daran gedacht, dir Männer zu deinem Schutz zur Seite zu stellen?« wollte Wellbrooks wissen.
Mat blickte ihn im Spiegel erstaunt an: »Was hätte das wohl für einen Sinn?« fragte er, den Zeigefinger an den Schnurrbart gelegt, um diesen fest anzudrücken. »Ich wäre viel zu unbeweglich und zu leicht zu erkennen. Meinen Groom habe ich natürlichimmer bei mir, du kennst James doch noch? Er hat damals gemeinsam mit mir das Haus meines Vaters verlassen und hat mir nun oft gute Dienste geleistet. Aber im allgemeinen verlasse ich mich auf meinen Spürsinn und auf diese da.« Er klopfte mit der rechten Hand auf seine Rocktasche, wo eine kaum merkbare Ausbuchtung das Vorhandensein einer kleinen, sicher scharf geladenen Pistole anzeigte.
Wellbrooks läutete nach dem Butler, der Hut und Handschuhe brachte. Die Handschuhe waren aus malvenfarbenem Rehleder, passend zu der bestickten Weste, die M. Libertieu als modebewußter Dandy zu tragen beliebte. Die Erscheinung wurde noch von einem hohen, glänzenden Zylinder abgerundet, den sich Mat verwegen auf die blonden Locken drückte.
»Maintenant« , sagte er mit blasierter
Weitere Kostenlose Bücher