Die Braut des Herzogs (German Edition)
sich fragte, ob sie Seine Gnaden mit dieser freimütigen Bemerkung wohl schockiert habe.
Der Herzog ergriff ihre Hand und drückte einen leichten Kuß darauf. »Du bist wirklich erfrischend«, sagte er hingerissen.
Olivia machte ihre Hand von ihm los, als ihr ein neuer Gedanke kam: »Und weshalb hast du dich nicht selbst nach Redbridge Manor bemüht, um deinen Antrag vorzubringen?«
»Ja, weißt du«, erklärte er, nicht im geringsten schuldbewußt, »MacAlister hatte ein PferdeWettrennen für gerade diesen Tag arrangiert. Und da ich es war, der herausgefordert wurde, blieb mir nichts anderes übrig, als daran teilzunehmen.«
»Ein Wettrennen!« rief Olivia aus. »Gott gebe, daß das mein Vater nie erfährt!«
»War er sehr schockiert, als ich Bactexter schickte?« wollte der Herzog wissen.
»Ja, ich denke schon«, antwortete Olivia.
»Was wird er wohl sagen, wenn er in der nächsten Gazette unsere Verlobungsanzeige sieht?«
»Wird er das denn?« fragte Olivia mit leichtem Lächeln.
Der Herzog sprang auf, vollführte eine elegante Verbeugung und fragte mit feierlicher Stimme: »Wollen Sie mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden, Miss Redbridge?«
Olivia blickte strahlend in seine dunklen Augen und nickte.
»Dann wird er es lesen«, stellte Seine Gnaden sachlich fest, bevor er seine Angebetete abermals in die Arme nahm.
XX .
Am selben Abend besuchte Olivia das Drury-Lane-Theater. Man spielte Shakespeares Hamlet , eine Aufführung, die aufgrund ihrer hervorragenden Darsteller für großes Aufsehen sorgte. Tante Mable hatte darauf bestanden, das Theater zu besuchen. Es war ihr einfach unerträglich, daß es ein Thema gab, das in aller Munde war, bei dem sie aber nicht mitreden konnte. Der Vorhang hatte sich eben nach dem zweiten Akt gesenkt und Mylady wandte sich mit deutlichem Mißfallen an ihren Begleiter, General Gleavensham: »Also, mein Freund. Ich weiß wirklich nicht, was die Leute an diesem seltsamen Theaterstück finden. Dieser Hamlet ist doch einfach unnatürlich, finden Sie nicht auch? Welcher junge Mann geht denn schon mit einem Totenkopf spazieren, frage ich Sie?«
Der General war hin- und hergerissen zwischen seiner wahren Meinung über das Stück und seiner Verehrung für Mylady: »Nun«, gab er zu bedenken, »man darf nicht vergessen, daß das Stück m Dänemark spielt.«
Diese Erklärung schien Ihre Ladyschaft voll und ganz zufriedenzustellen: »Sie haben wie immer recht, mein Teuerster«, sagte sie mit bewunderndem Lächeln. »Ein Ausländer. Das erklärt so manches.«
In Olivias Augen blitzte es amüsiert auf. Sie blickte zur Tür der Loge, die soeben geöffnet wurde, und hoffte, der Herzog würde eintreten. Sie hätte sich so gerne mit ihm zusammen über das Gespräch dieses kulturverständigen Paares gefreut. Doch es war nicht Wellbrooks, sondern der Vicomte de Valliseau, der in der Tür stand. Sie hatte nicht damit gerechnet, daß sie ihn an diesem Abend sehen würde, da er ihr am Vorabend erklärt hatte, er müsse die Stadt aus familiären Gründen für ein paar Tage verlassen.
Sie begrüßte ihn mit einem freundlichen Lächeln.
»Ach, Sie sind es, Sir. Sind Sie doch in der Stadt geblieben?«
Der Vicomte verbeugte sich höflich vor den Damen und begrüßte den General, bevor er sich Olivia zuwandte: »Ich konnteglücklicherweise alles an einem Tag erledigen, Miss Redbridge. Wie hätte ich auch guten Gewissens länger der Stadt fernbleiben können, ohne Gefahr zu laufen, bei Ihnen vollends ausgestochen zu werden. Mir kommt es so vor, als ob die Schar meiner Rivalen von Tag zu Tag größer würde.«
Er sagte dies in neckendem Tonfall. Olivia war nicht entgangen, daß sich der Franzose sehr für sie interessierte, und doch konnte sie aus seinem Verhalten keinen Hinweis darauf finden, daß er sich als ernsthafter Anwärter auf ihre Hand sah. Es schien ihr, als würde er gerne in ihrer Begleitung gesehen werden, als erfreuten ihn ihre langen, amüsanten und interessanten Gespräche, aber als hege er trotz allem keinerlei tiefe Gefühle für sie. Darüber konnte sie nur froh sein und sie ging gerne auf seinen freundschaftlichen Tonfall ein: »Sie schmeicheln mir, Sir«, sagte sie und fragte sich, warum sie sich scheute, ihm von ihrer Verlobung mit dem Herzog zu erzählen.
Ihrer Tante hatte sie die erfreuliche Neuigkeit sofort nach ihrer Rückkehr vom Ausritt im Richmond Park mitgeteilt. Lady Darlington hatte, wie erwartet, bereits auf sie gewartet und energisch Aufklärung
Weitere Kostenlose Bücher