Die Braut des irischen Kriegers (German Edition)
vom König oder Liam MacEgan. Adriana hatte zusehen müssen, wie die Hoffnung aus Berengarias Augen wich, als ihnen bewusst wurde, dass sie Gefangene des Kaisers bleiben würden. Zwar hatte man sie nicht in Ketten gelegt, doch sie waren in ihrem Gemach eingeschlossen, und sowohl innen wie vor der Tür standen Wachen. Es gab keine Privatsphäre, und so sehr Adriana sich auch bemühte, die Prinzessin vor Erniedrigung zu schützen, konnte sie doch nicht viel ausrichten. Die Wachen losten sogar darum, wer den Posten im Inneren der Kammer wahrnehmen durfte, in der Hoffnung, einen Blick auf die Frauen zu erhaschen.
Königin Johanna beschwerte sich unablässig. Seit ihrer Gefangennahme hatte sie anmaßende Forderungen gestellt, über die der Kaiser sich nur lustig machte. Als sie nach weicheren Betten verlangte, hatte er einen Streifen Seide schicken und die einzige Matratze im Raum entfernen lassen. In dieser Nacht hatten sie sich auf dem Boden zusammengekauert, mit nichts als der Seide als Unterlage.
Johanna hatte sich geweigert, ihre stolze Haltung aufzugeben, und infolge dessen hatten sie alle die letzten Wochen bei fadem Essen und unerträglichen Lebensbedingungen erdulden müssen. Am meisten jedoch sorgte Adriana sich um die Prinzessin. Sie war seit der Gefangennahme immer dünner und blasser geworden und starrte stundenlang reglos durch die vergitterten Fenster hinaus aufs Meer.
„Es kommt keine Rettung, nicht wahr?“, flüsterte sie. „Die Kreuzritter auf den Schiffen … sie sind tot, oder?“
Wenige Stunden nach ihrer Gefangennahme hatten die verbliebenen zwei Schiffe angelegt, doch Komnenos hatte sie erobert, die Schätze geraubt und die Männer getötet. Vom Fenster aus hatten sie die Leichen der Kreuzritter gesehen, die ausgestellt wurden, blutige Kriegstrophäen.
Adriana versuchte, die Prinzessin zu beruhigen. „Der Kaiser weiß, dass Richard kommen wird. Sonst würde er sich nicht die Mühe machen, die Küste zu bewachen.“ Sie deutete zu dem Hügel, von denen die Zyprioten Fuhrwerke voller Holz und Steine hinabbrachten. Innerhalb der nächsten Stunden stapelten sie große Felsblöcke, riesige Kisten, hölzerne Tore und allerlei anderes, um den Strand zu befestigen.
Einer der Wächter stellte sich breit vor das Fenster, um ihnen die Aussicht zu versperren. Obwohl er ihre Sprache nicht beherrschte, war die Botschaft deutlich. Adriana zögerte, ehe sie zurückwich, wobei sie dem Mann ein kleines Lächeln schenkte.
Die Ablenkung reichte aus, ihm seinen gebogenen Dolch zu entwenden und ihn hinter ihrem Rücken zu verbergen. Wenn die Zyprioten sich auf einen Kampf vorbereiteten, bedeutete das, dass eine Invasion bevorstand.
Die Tür sprang auf, und eine junge Frau erschien, begleitet von zwei Ehrendamen. Auf einen scharfen Befehl von ihr hin verließen die Wächter den Raum. Sobald sie weg waren, sagte die Frau in gebrochenem Französisch: „Mir wurde aufgetragen, die Prinzessin und die Königin zu meinem Vater zu bringen.“ Adriana blieb noch einen Moment an die Wand gelehnt stehen, um das Messer hinter ihrem Rücken unter ihren breiten Gürtel zu schieben. Weder Berengaria noch Johanna regten sich vom Fleck. Da die Wachen draußen nur auf die beiden hohen Damen achteten, warf sich Adriana rasch den Umhang der Prinzessin um, damit der Dolch noch besser verborgen war.
„Weshalb will er uns sehen?“, fragte Berengaria ruhig. Adriana wusste, dass sie hinter ihrer sanften Stimme nur ihre Angst verbarg. Sie alle wussten, dass sie nur noch am Leben waren, um als Geisel zu dienen … oder Schlimmeres.
Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht.“ Es rümpfte die Nase, als die Frauen näher traten, und fügte hinzu: „Ich werde ein Bad richten lassen, damit Ihr euch erfrischen könnt, ehe Ihr zu ihm geht.“
Berengaria warf Adriana einen besorgten Blick zu. Sie nickte ermutigend. Das Angebot des Mädchens war gut gemeint. „Wenn sie uns töten wollten, würde es sie nicht kümmern, wie wir jetzt aussehen“, erklärte sie der Prinzessin.
„Gerade das macht mir ja Angst“, meinte Berengaria und schloss mutlos die Augen.
Besorgt ging Adriana zu ihr. „Vermutlich will er Richard beweisen, dass es uns in seiner Gefangenschaft gut geht.“ Dann ergriff sie die Hand der Prinzessin, und gemeinsam folgten sie dem Mädchen eine Wendeltreppe hinab in einen ummauerten Garten. Die Wärme der Sonne und der üppige Duft nach Jasmin hoben ihre Stimmung, obgleich die Waffe, die sie versteckt
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