Die Braut des irischen Kriegers (German Edition)
wir werden weitere Schiffe losschicken, um Eure Braut …“
„Hinaus!“ Richard deutete zur Tür, und der Ritter floh augenblicklich, wie ein Feigling.
Richard stand kurz davor, einen Wutanfall zu bekommen. Kreta und Rhodos waren als Treffpunkte ausgemacht, wo sie auf dem Weg nach Akkon einige Tage verbringen wollten. Doch seine Braut war auf keiner der beiden Inseln.
Vielleicht war sie tot, und ihr lebloser Körper ruhte irgendwo auf dem Grund des Mittelmeers. Er atmete schwer aus. Vor sich sah er Berengarias dunkles Haar, ihre wunderschönen Augen, ihre reizende Gestalt. Er hatte die Hochzeit kaum erwarten können, wollte herauszufinden, was für eine Frau sich hinter ihrer hemmungslosen Ehrlichkeit verbarg. Er kannte sie kaum, doch ihr feuriger Geist faszinierte ihn.
Der Himmel draußen war klar, die Sonne schien warm und hell. Das azurblaue Wasser umspülte den weißen Sand. Ein idyllischer Ort für einen Spaziergang mit seiner Liebsten. Er drehte den Smaragdring, den er am kleinen Finger trug. Sie hatte ihn ihm auf Sizilien geschenkt, in Erinnerung an jenen Tag, als er ihr den Ring entwendet hatte. Jetzt fachte der Anblick nur seine Wut an. Er würde sie finden, ganz gleich, wie lange es dauerte. Sie gehörte zu ihm.
Er befahl einem Diener, einen der Kapitäne herzuschicken. Wenn es niemandem gelang, das Schiff zu finden, auf dem seine Braut gereist war, würde er persönlich jede einzelne Insel auf dem Weg nach Syrien nach ihr absuchen.
Als der Kapitän hereinkam, verneigte er sich tief und verkündete: „Eure Majestät, wir haben Nachricht von der Prinzessin.“
Kurz darauf trat der irische Prinz, Liam MacEgan, vor den Thron. Er sah aus, als hätte er tagelang nicht geschlafen, und sein Gesicht war blutverschmiert.
„Sie sind auf Zypern, Eure Majestät.“ MacEgan kam näher und senkte die Stimme, sodass nur Richard ihn hören konnte. „Soldaten haben die Frauen gefangen genommen.“
„Kommt.“ Richard wollte nicht, dass irgendjemand hörte, was MacEgan zu berichten hatte, daher führte er ihn in sein Gemach und verlangte: „Sagt mir, was Ihr wisst.“
„Die Zyprioten haben den Count of Berduria getötet“, begann der Ire. „Daraufhin bat mich Prinzessin Berengaria, Hilfe zu holen, also schwamm ich zu einem der Schiffe, die vor der Insel ankerten. Wir segelten nach Westen und trafen schließlich auf Eure Galeeren.“
Richard sah ihn finster an. „Ihr habt die Damen ohne Schutz zurückgelassen?“
Furchtlos hielt MacEgan seinem Blick stand. „Eure Braut gab mir den Befehl, Hilfe zu holen. Hätte ich ihr den Gehorsam verweigern sollen?“
„Wenn ihr etwas zugestoßen ist, ist Euer Leben verwirkt.“ Richard richtete sich drohend zu seiner vollen Größe auf.
MacEgan ließ sich nicht einschüchtern, wählte seine Worte aber mit Bedacht. „Die Frauen sind so sicher, wie sie unter den Umständen sein können. Die Hofdame der Prinzessin ist besser als jede andere Leibwache. Ich habe es selbst gesehen.“
So wenig Richard der Gedanke gefiel, zweifelte er doch nicht daran, dass Isaak Komnenos, Zyperns Herrscher, Berengaria für eigene Ziele benutzen wollte. Der Mann war ein Verbündeter Saladins. Es kursierte sogar das Gerücht, sie hätten zum Zeichen ihrer Treue Blutsbrüderschaft geschlossen.
Sich vorzustellen, dass seine zukünftige Gemahlin diesem selbsternannten Kaiser von Zypern in die Hände gefallen war, war unerträglich. Richard musterte MacEgan durchdringend. „Sagt niemandem, dass Berengaria und die Königin als Geiseln genommen wurden“, warnte er. Wenn bekannt würde, dass sich seine Braut in der Gewalt des Feindes befand, würde man glauben, dass sie geschändet worden war, ob das nun stimmte oder nicht. Er wollte ihr Ehebündnis auf keinen Fall gefährden.
„Macht die Leute glauben, Berengaria und die Königin seien auf einem der anderen Schiffe. Sagt ihnen, der Kaiser habe sie zu sich eingeladen, doch sie hätten abgelehnt.“
MacEgan nickte; er verstand offensichtlich, worauf Richard hinauswollte. „Niemand wird es erfahren.“
„Ich werde Euch meine Männer mitgeben, um Zyperns Küste anzugreifen. Findet die Frauen, und bringt sie lebend zu mir.“
Er entließ MacEgan und nahm seinen Platz am Fenster wieder ein, den Blick aufs Meer gerichtet. Wenn Isaak Komnenos seiner Braut irgendetwas angetan hatte … dann gnade ihm Gott. Richard würde ihn in Fetzen reißen.
Limassol, Zypern, Mai 1191
Fast drei Wochen waren vergangen, und weit und breit kein Zeichen
Weitere Kostenlose Bücher