Die Braut des irischen Kriegers (German Edition)
hielt, sie weit mehr beruhigte.
Als sie eine weitere Treppe hinaufgeführt wurden, ergriff Adriana die Prinzessin kurz am Arm und deutete aufs Meer hinaus. Dort waren die Segel von nahezu hundert Schiffen zu sehen.
„Sie haben uns gefunden!“ Berengaria atmete dankbar durch.
Adriana fragte sich, ob Liam MacEgan den König benachrichtigt hatte. Ob er noch am Leben war. Sie dachte traurig an den kleinen Kuss, den er ihr gegeben hatte, um ihr Glück zu wünschen. Der gutaussehende Ire war wie kein anderer Mann. Mutig und stark wie er war, hätte sie ihn gern besser kennengelernt.
Die junge Frau führte sie in ihr eigenes Gemach, ließ ein Bad für sie herrichten und ihnen Kleider im zyprischen Stil bringen. Auch, wenn Berengaria die fremde Kleidung ablehnte, nahm Adriana sie gerne an. Der weiche, transparente Stoff war mit nichts zu vergleichen, was sie je auf ihrer Haut gespürt hatte. Man hatte ihr eine cremefarbene, lose Tunika und weiche, weite Hosen gebracht. Obwohl es seltsam war, keinen Rock zu tragen, gefiel ihr die Kleidung.
„Du musst dich wie eine Konkubine fühlen“, neckte Berengaria sie. „Ich kann mir nicht vorstellen, so etwas zu tragen.“
Königin Johanna versteifte sich und strich glättend über ihr eigenes seidenes Gewand. „Ich ziehe es vor, mich nicht wie eine Wilde zu kleiden.“
Bei diesen Worten trübte sich Berengarias Stimmung. Ein paar Falten an dem Gewand ordnend, erklärte Adriana: „Es ist bequemer als unsere eigenen Kleider.“ Sie hatte jedoch noch andere Gründe, dieses Kostüm zu tragen. Wenn sie die Prinzessin bei einem Angriff verteidigen musste, würde sie in den Hosen mehr Bewegungsfreiheit haben.
Schließlich führte das Mädchen sie aus ihrem Gemach und zu einem großen, offenen Zelt. Adriana versuchte zu erkennen, ob die Schiffe näher gekommen waren, doch die Mauern waren zu hoch.
Der Kaiser erwartete sie auf einem goldgeschmückten Thron. Diener fächelten ihm mit Palmblättern kühle Luft zu.
Mithilfe eines Dieners, der übersetzte, verkündete der Herrscher: „Die Eindringlinge sind gekommen, um euch zu befreien. Ich besitze die Schätze, die auf euren Schiffen waren. Euer König muss nun entscheiden, welchen er zurück haben will. Sein Gold … oder seine Braut.“
In Berengarias Miene flammte ein Zorn auf, wie Adriana ihn noch nie zuvor an ihr gesehen hatte. Hoch richtete sich die Prinzessin auf. Dann wisperte sie in ihrer Sprache: „Adriana, ich will, dass du fliehst, wenn sie uns in unsere Kammer zurückbringen. Bring dem König Botschaft darüber, was uns geschehen ist. Sorge dafür, dass er weiß, wo wir sind.“
„Ich werde nicht von Eurer Seite weichen“, widersprach Adriana. Wie könnte sie sich darauf verlassen, dass Johanna die Prinzessin beschützte, da doch die Königin vielleicht wieder Äußerungen tat, die den Imperator beleidigten.
„Sie werden uns als Druckmittel benutzen. Aber ich sorge mich um dein Leben, Adriana.“ Die Prinzessin drückte ihre Hand. „Vergib mir, aber du hast keinen Wert für sie. Sie könnten gar an dir ein Exempel statuieren wollen.“
So wenig es ihr auch gefiel, sie verstand, was die Prinzessin meinte. Zweifellos würde Isaak Komnenos die beiden hohen Damen benutzen, um von Richard zu kriegen, was er wollte.
„Ich will nicht, dass du stirbst“, drängte Berengaria. „Ich fürchte um dich, wenn du bleibst.“
Adriana neigte zustimmend den Kopf, aber sie wusste, wenn man sie erwischte, war sie ebenfalls tot. So oder so war ihr Leben in Gefahr.
Der Herrscher hatte diesen leisen Austausch missbilligend mitangesehen und befahl nun seinen Männern, die beiden Frauen zu trennen. Adriana wurde grob zur Seite gezerrt, sodass die Prinzessin ihr nur noch einmal auffordernd zunicken konnte.
Als die Wache sie alle zurück in den Innenhof brachte, betrachtete Adriana aufmerksam die Umgebung, um einen möglichen Fluchtweg zu finden. Ihr Blick fiel auf einige Frauen, die bis zu den Augen verschleiert waren.
Da wusste sie genau, was sie zu tun hatte.
Kurz vor Sonnenaufgang saß Liam MacEgan mit den anderen Männern am Ruder, um die kleineren Boote näher ans Ufer zu bringen. Am Strand waren Barrikaden errichtet, um zu verhindern, dass sie Streitrösser mit an Land brachten. Doch das würde Richard nicht aufhalten, denn einige der kleinen Boote waren schon so weit vorgedrungen, dass die Pferde schwimmend das Land erreichen konnten. Liams Aufgabe war es, mit seinen Kriegern in einem Sturmangriff eine Bresche zu
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