Die Braut des irischen Kriegers (German Edition)
„Sollten wir besser versuchen, diese Schiffe zu erreichen?“
„Noch nicht.“
Gemeinsam beobachteten sie, wie der Count mit den Fremden sprach. Obwohl Berengaria ihn nicht verstand, da er offensichtlich Griechisch sprach, erkannte sie doch den arroganten Tonfall. Königin Johanna, die inzwischen ebenfalls den Strand erreicht hatte, wollte sich ihm offensichtlich anschließen. Hoch aufgerichtet, in stolzer Haltung, schritt sie ihm entgegen. Der Count deutete erst auf Johanna, dann hinüber zu ihnen beiden.
„Sagt es ihnen nicht“, flüsterte Adriana, als könnte der Mann ihr Flehen hören.
Doch zu spät. Von Grauen erfüllt sah Berengaria, wie einer der Männer sein Schwert zog und es dem Count in die Brust stieß. Der Edelmann sank in die Knie und fiel zur Seite, während sein Blut den Sand rot färbte.
Ihr Heiligen, steht uns bei! Entsetzt schlug Berengaria sich eine Hand vor den Mund. Die Königin raffte ihre Röcke und floh Richtung Wasser. Liam kam ihr entgegen und führte sie zu Adriana und Berengaria.
Berengaria konnte nicht aufhören zu zittern. Sie sah das Funkeln im Blick des Soldaten und fragte sich angstvoll, ob sie als Gefangene enden oder – sterben würden.
„Der Count hat ihnen gesagt, wer Ihr seid“, erklärte MacEgan grimmig. „Wir können nur hoffen, dass sie Euch als Geisel nehmen wollen.“
Aber Berengaria wusste, dass sein Leben in größerer Gefahr war als ihr eigenes. Diese Fremden hatten bereits den Count getötet, es war offensichtlich, dass sie für die Männer keine Verwendung hatten. „Ihr müsst, so schnell Ihr könnt, zu einem der Schiffe dort drüben schwimmen“, ordnete sie an. „Wenn Euch das gelingt, könnt Ihr zurücksegeln und Richard benachrichtigen.“
„Ich kann Euch hier nicht alleine lassen.“
Ihnen blieb keine Zeit, die Reiter kamen immer näher. „Ihr müsst!“, befahl Berengaria. „Wenn das, was Ihr sagt, wahr ist, dann werden sie uns nicht töten, sondern uns benutzen, um Richard zu erpressen. Fort mit Euch, sonst erleidet Ihr das gleiche Schicksal wie der Count!“
Seine Miene verhärtete sich, doch anscheinend sah er ein, dass sie recht hatte. „Geht, MacEgan. Ich befehle es Euch als Eure zukünftige Königin.“
Ein undeutbarer Ausdruck trat auf sein Gesicht, und sie erinnerte sich, dass er Ire war, kein Engländer. „Bitte“, korrigierte sie sich. „Geht zu Richard.“
Noch ehe er sich rühren konnte, trieben die Reiter ihre Pferde an und umzingelten sie mit gezückten Schwertern und erhobenen Speeren. Vor Schreck stockte Berengaria der Atem. Was sollten sie nur tun?
Die Soldaten konzentrierten sich auf MacEgan, der aber macht keine Anstalten zu kämpfen. Auf Normannisch befahl er den Frauen: „Tut, was sie sagen.“ Sein Blick traf Adrianas. Ein Versprechen lag darin. „Ich werde zurückkehren. Das schwöre ich.“
Plötzlich bewegte er sich so schnell, dass Berengaria kaum Zeit blieb, sich zur Seite zu retten. Binnen Sekunden hatte MacEgan einen Soldaten vom Pferd gezerrt und ihn mit einer Faust bewusstlos geschlagen. Einem zweiten riss er den Speer aus der Hand, als dieser ihn damit angriff. Derart bewaffnet, schwang er sich auf das reiterlose Tier, trieb es an und ritt in rasendem Tempo den Strand entlang.
Die meisten der Angreifer folgten ihm; nur drei blieben bei den Frauen zurück. Einer von ihnen ergriff Königin Johanna.
Gespannt hielt Berengaria den Atem an, bis MacEgan ins tiefere Wasser gelangte. Geschickt stellte er sich auf den Rücken des Pferdes, sprang kopfüber ins Wasser und verschwand außer Sicht.
Adriana klammerte sich an Berengaria, heiße Tränen stiegen ihr in die Augen.
„Keine Angst“, flüsterte Berengaria. „Ich vertraue ihm. Er wird einen Weg finden, uns Rettung zu schicken.“
Als sie ihn jedoch nicht wieder auftauchen sahen, befürchteten sie das Schlimmste.
Insel Rhodos, 22. April 1191
„Wo sind sie, Sir Bernard?“, verlangte König Richard zu wissen.
Der Ritter erblasste. „Wir … wir wissen es nicht, Eure Majestät. Es werden fünfundzwanzig Schiffe vermisst, unter ihnen unglücklicherweise auch das der Prinzessin Berengaria.“ Bedauernd senkte er sein Haupt. „Wir glauben, der Sturm könnte sie vom Kurs abgebracht haben.“
„Wir hatten zweihundertneunzehn Schiffe, Bernard.“ Richard bemühte sich krampfhaft um Beherrschung. „Und Ihr wollt mir sagen, dass man nicht auf einem davon gesehen hat, wohin Berengarias Schiff verschwand?“
„Es tut mir leid, Eure Majestät. Aber
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