Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
Vom Netzwerk:
singen hören Ambroise. «
    » Deshalb hast du dich hierhergewagt? «
    Wie sehr er sich verändert hatte! Der mädchenhafte Ausdruck war aus seinen Zügen verschwunden. Sein Gesicht erschien ihr jetzt kantig und mager, ein dunkler Flaum spross an Kinn und Wangen, jedoch noch spärlich, nicht so wie bei einem erwachsenen Mann.
    » Ja deshalb, Ambroise « , log sie. » Ich wollte dich wiedersehen. Weshalb bist du damals ohne Abschied verschwunden? Niemand von uns hat es begriffen. «
    Er starrte sie an, trotzig und wild, so wie er damals oft geblickt hatte. Doch da war er ein Junge gewesen, ein Feuerkopf mit einem Hirn voller Flausen, und sie hatte ihn gern gehänselt. Nun aber war er auf dem Weg, ein Mann zu werden, und sie wurde unruhig, als er sie so ansah.
    » Komm « , sagte er unvermittelt und nahm ihren Arm. » Hier ist nicht der Ort, um zu reden. «
    Das Paar drüben am Feuer hatte sie mit Verblüffung beobachtet. Jetzt nickte Ambroise ihnen zu, nicht wie ein Diener, sondern als ein Gleichgestellter, der seinen Freunden bedeutet, keine Sorge zu haben. Tiessa war nicht wohl zumute, als er sie hinter eines der Zelte zog, wo ein aufgespannter Teppich sie vor allen Blicken verbarg.
    » Setz dich nieder. Hab keine Angst. Ich passe auf dich auf. «
    Der Feuerschein drang kaum hierher, doch der sternbesäte Himmel warf über Zelte und Wall ein kühles Licht, in dem die Gestalt ihres Gegenübers nun langsam wieder deutlich wurde.
    » Du bist also wirklich hierhergelaufen, weil du meine Stimme gehört hast? « , flüsterte er. » Ist das die Wahrheit? «
    » Glaubst du, ich belüge dich? «
    Er lächelte über ihre zornige Antwort, und seine Züge wurden weicher. Er hob die Hand und berührte ihr verwuscheltes Haar, dann spürte sie seinen Finger ganz sacht auf ihrer Wange.
    » Ich habe mich damals im Wagen der Juden versteckt und bin mit ihnen fortgereist. Sie waren freundlich zu mir und haben mir sogar Nahrung und Kleider geschenkt. «
    Er schwatzte weiter, erzählte eine wirre, abenteuerliche Geschichte, wie er sich durch allerlei Gaukeleien ernährt hatte, dabei immer weiter nach Süden gelangte, den Gesang und verschiedene Instrumente erlernte und immer neue Weggenossen fand. Nur weshalb er Nogent-le-Rotrou verlassen hatte, das vergaß er zu erklären.
    » Ich habe sogar die Kunst des Feuerspuckens erlernt, Tiessa. Schau – das ist der Preis, den ich dafür gezahlt habe, aber inzwischen bin ich ein Meister darin. «
    Er zeigte ihr eine Brandnarbe an seinem Hals, rund wie eine Münze und dunkelrot.
    » Weshalb bist du in Marseille fortgelaufen, Ambroise? Ich habe doch nach dir gerufen, du musst mich gehört haben! «
    Er tat verblüfft und behauptete, sie nicht bemerkt zu haben. Dabei schlug er die Hände zusammen – dass sie so nahe beieinander gewesen und sich doch nicht getroffen hätten. Tiessa war unschlüssig, ob sie ihm glauben konnte. Er war ein Gaukler, vielleicht war er das schon damals gewesen, das Erfinden und Fantasieren lag ihm im Blut.
    » Deine Begleiterin hat mich in eine Gasse gelockt, Ambroise. Dort wurde ich überfallen und um ein Haar verschleppt. «
    » Myra? Das kann nicht sein. Du musst dich getäuscht haben, Tiessa. Sie und ihr Vater sind ehrliche Menschen, ich kenne sie schon eine ganze Weile. «
    Sie seufzte. Was auch immer er davon wusste, er schien es nicht sagen zu wollen. Und doch wollte sie nicht glauben, dass Ambroise mit Myra damals im Bunde gewesen war. Weshalb hätte er so etwas tun sollen?
    » Wir haben Marseille auf einem Handelsschiff verlassen, das eigentlich in Zypern anlegen wollte, aber der Sturm hat uns nach Tyros verschlagen. Da haben wir aus der Not eine Tugend gemacht und beschlossen, den frommen Rittern, die vor Akkon liegen, ein wenig Freude und Unterhaltung zu bieten. So sind wir an der Küste entlang bis hierher geritten. «
    » An den Kämpfern Saladins vorbei? Haben sie euch nicht angegriffen? « , fragte sie ungläubig dazwischen.
    » Weshalb sollten sie drei arme Gaukler töten, die auf Mauleseln den Küstenweg entlangreiten? «
    Es klang wahrscheinlich und war es doch wieder nicht. Hatten die drei vielleicht gar auch im Lager Saladins ihre Künste gezeigt? Es war ihnen zuzutrauen.
    » Wenn erst Richard Löwenherz hier erscheint, wird die Stadt bald fallen « , fuhr er fort. » Dann werden wir in Akkon unsere Lieder singen, und Myra wird für euch tanzen. «
    » Richard Löwenherz – nennt man ihn so? «
    Er grinste abschätzig und sie begriff, dass er weder

Weitere Kostenlose Bücher