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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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    Hatte er sie verstanden? Er saß unbeweglich und starrte sie an, doch sie war sich nicht sicher, ob er sie überhaupt sah oder irgendeine Erscheinung an ihrer Stelle erblickte.
    » Ich kann Euch auch Stirn, Arme und Beine mit feuchten Tüchern kühlen, die ziehen das Fieber aus dem Körper. «
    Einen Moment lang schien er gerührt von ihrem Angebot, er lächelte sogar, und sie wagte es, das Lächeln zurückzugeben. Gleich darauf aber schüttelte er heftig den Kopf.
    » Geh jetzt, Tiessa. Wir reden weiter, wenn die Stadt gefallen ist. Geh – ich brauche dich nicht. Nun geh schon! «
    Er streckte sogar abwehrend einen Arm aus, als sei nicht er, sondern sie an einem ansteckenden Fieber erkrankt. Tiessa blieb nichts anderes übrig, als seinen Befehl zu befolgen.

25
    D as war es gewesen, was ihm noch auf der Seele gelegen hatte, was er unbedingt noch hatte regeln müssen, bevor er sich der Schwäche hingab, die seinen Körper zunehmend in Besitz nahm. Es war die Müdigkeit, ohne Zweifel, die langen Nachtwachen und der Kummer um den Vater. Als Rotrou sein Ende nahen fühlte, hatte er Gottfrieds Arm gefasst und dem Sohn eine Menge Dinge anvertraut, die dieser getreulich aufschreiben und der Nachwelt überliefern sollte. Mühsam nach Worten suchend und immer wieder von Schmerzen unterbrochen, hatte Rotrou Rechenschaft über seine Herrschaft abgelegt. Er hatte die schwierige Lage des kleinen Landes zwischen den angevinischen Ländern und dem französischen Königreich betont, seine geschickte Verhandlungstaktik hervorgehoben und falsche Entscheidungen als unumgänglich dargestellt. Gewiss, vor zwanzig Jahren hatte er sich Heinrich dem Jüngeren, einem Bruder des Löwenherz, angeschlossen und gemeinsam mit ihm gegen dessen Vater, Heinrich II . Plantagenet gekämpft. Es war zu seinem Nachteil ausgegangen. Auch zehn Jahre später war er mit Heinrich dem Jüngeren im Bund gegen den alten Plantagenet gewesen, dem damals – ausnahmsweise – sein Sohn Richard, der jetzige Löwenherz, zur Seite stand. Rotrou hatte bei diesen Kämpfen zwei wichtige Burgen eingebüßt, ein Verlust, der ihm jetzt, auf dem Sterbelager, schwer auf der Seele lag und den er wegzureden bemüht war. Es sei nicht anders möglich gewesen in diesen Tagen, da die Söhne des Plantagenets gegen den eigenen Vater zu Felde zogen, und niemand hätte sagen können, wer letztlich den Sieg davontragen würde. Gewiss, am Ende war es der Löwenherz gewesen, der Heinrich Plantagenet in die Knie zwang und der nun mit dem Fluch des Vaters leben musste.
    Gottfried griff sich an den schmerzenden Kopf und versuchte, die in seinem Bewusstsein wieder auflebenden Reden des toten Vaters abzuwehren, doch vergebens. Mühsam stand er von seinem unbequemen Sitz auf, um sich auf dem Lager auszustrecken. Er hatte den väterlichen Willen erfüllt und Rotrous Rechtfertigung getreulich niedergeschrieben. So Gott wollte, würde er diese Blätter zurück ins Perche tragen und in seiner Bibliothek verwahren. War ihm jedoch der Tod im Heiligen Land beschieden, so würden es andere für ihn tun. Sein Bruder Stephan sollte die Schrift lesen, das war er dem Vater schuldig, später auch sein Sohn. Der Sohn, den Richenza ihm gebären würde.
    Er spürte wieder jenes Gefühl der Enttäuschung, der Kälte, das ihn immer in der Nähe seines Vaters befallen hatte und das er nun wohl bis ans Ende seines Lebens mit sich herumschleppen würde. Er hatte Tag und Nacht am Lager des Sterbenden verbracht, ihn gestützt und mit kühlen Getränken gelabt und versucht, ihm ein wenig Brei oder Brühe einzuflößen. Er hatte ihm auch gesagt, wie sehr er ihn bewunderte, dass er sich immer bemüht habe, dem Vater nachzufolgen, der Sohn zu sein, den Rotrou sich wünschte. Doch seine Worte hatten keinen Widerhall im Herzen des Sterbenden gefunden, mit keinem Satz ging er darauf ein, auch nicht mit einem Blick oder einem Lächeln.
    » Braucht Ihr etwas, Herr? Soll ich frisches Wasser holen? Ihr müsst auch etwas essen. «
    Bertrans liebevolle Besorgnis tat ihm wohl. Der Junge hatte sich großartig bewährt, er war sehr froh, ihn trotz seiner Jugend mitgenommen zu haben. Gottfried, der jeden Morgen und jeden Abend sein Gebet verrichtete, vergaß niemals, Bertran in seine Bitten miteinzuschließen, denn er hoffte sehr, dass der junge Bursche den Kreuzzug lebend überstehen und später ins Perche zurückkehren würde, um eine Familie zu gründen.
    » Ja, bring etwas zu essen, aber nur wenig. Und einen Krug mit

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