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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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Fenster hinein und tauchte den Raum allmählich in ein graues Licht. Tiessa taumelte noch, als sie zu Dinah hinüberging und bei ihr niederkniete.
    » Er hat dich gegen diese Truhe gestoßen … Hast du große Schmerzen? «
    Dinah schüttelte den Kopf. Die Schulter hatte das meiste abgefangen, nur der Rücken tat ein wenig weh und mehrere Fingernägel waren abgebrochen.
    » Ich habe meine Finger in seinen Rücken gekrallt wie eine Löwin « , sagte sie, während sie am ganzen Körper zitterte. » Ich dachte … ich dachte, er will dich … «
    » Mir ist nichts geschehen, Dinah. Du hast mich gerettet. «
    » Was tun wir, wenn er wiederkommt? «
    » Er hat das Haus verlassen. Ich habe die Pforte gehört. «
    Noch wie gelähmt von dem ausgestandenen Schrecken saßen die beiden Frauen nebeneinander auf dem Fußboden und versuchten zu begreifen, was soeben mit ihnen geschehen war.
    » Wieso haben die beiden Knechte uns nicht verteidigt? Ist das nicht ihre Aufgabe? « , wunderte sich Dinah.
    » Er wird auf leisen Sohlen an ihnen vorbeigeschlichen sein. «
    Dennoch war es merkwürdig, dass sich auch jetzt nichts im Hause regte. Man musste doch den Lärm und das Geschrei gehört haben.
    » Ich sehe nach der Magd – sie muss unten in der Küche sein. «
    » Warte, Tiessa. Geh nicht allein. Ich gehe mit dir. «
    Das Morgenlicht nahm nun schon einen breiten Streifen am Horizont ein, färbte sich bläulich, dann wurde es klar und fast gleißend hell. Dinah fasste Tiessas Arm.
    » Was hast du da? «
    Vorsichtig berührte sie eine Stelle an Tiessas Hals, und das Mädchen zuckte zusammen. Der Halsausschnitt ihres langen Untergewands war von ihrem Blut gefärbt. Ein roter Striemen zog sich, auf der linken Halsseite beginnend, um den Nacken herum.
    » Wie ein Schnitt mit dem Messer. Oh Allah, wollte er dir etwa gar den Hals … «
    » Der Beutel! « , rief Tiessa erschrocken. » Er hat mir den Beutel abgerissen. «
    Stumm sahen beide sich an. Wie dumm sie gewesen waren. Der Eindringling hatte gar nicht vorgehabt, Tiessa zu vergewaltigen – er hatte es auf den Beutel abgesehen.
    » Ein Dieb! Er hat unser gesamtes Geld gestohlen! «
    Wer auch immer es gewesen war, er musste von diesem Geld gewusst haben, denn er hatte zielstrebig danach gegriffen und war damit davongelaufen.
    » Jemand muss gelauscht haben, als der Herr dir den Beutel umhängte « , flüsterte Dinah. » Er muss die Sprache der Franken verstanden haben. Vielleicht gar einer der beiden Knechte? «
    Tiessa schwieg. Jetzt erst spürte sie den Schmerz. Die Wunde brannte, als läge ein glühender Metallstreifen um ihren Nacken.
    » Es kann auch sein, dass die Magd in der Küche geplaudert hat. «
    Sie nickte zu Dinahs Mutmaßungen, ohne ihnen Glauben zu schenken, und stieg langsam die Treppe hinunter. Das Haus war verwinkelt, mehrere Besitzer hatten immer wieder Teile abgerissen und neue hinzugefügt, sodass man aufpassen musste, um nicht die Orientierung zu verlieren. In dem Raum, den vormals die Knechte und Knappen bewohnt hatten, fanden sie nur einen Greis, der in sitzender Stellung schlief, den Rücken gegen die Mauer gelehnt. Drei junge Katzen hatten sich im ehemaligen Zimmer des Grafen von Perche auf einem Teppich häuslich eingerichtet, ansonsten fanden sie unten in der Küche mehrere Frauen, die dort mit ihren Kindern nächtigten. Dinah, die ihre Sprache verstand, erfuhr zu ihrer unendlichen Verblüffung, dass die beiden Knechte aus dem Perche und die Magd Magot schon gestern Abend fortgegangen seien, wohin, das wusste niemand zu sagen.
    » Begreifst du das, Tiessa? « , rief Dinah entrüstet.
    Tiessa nickte. Graf Gottfried hatte die drei in seinem Übereifer im Voraus entlohnt – nun waren sie mit dem Geld auf und davon.
    » Allah sei uns gnädig « , stöhnte Dinah. » Was sollen wir jetzt nur tun? «
    » Ich weiß es nicht. «
    Mitleidige Blicke trafen sie, ging es doch einigen der Frauen, die sich hier zusammengeschart hatten, nicht viel besser. Die fränkischen Ritter hatten ihnen zwar Geschenke gegeben, doch das meiste war Tand, der kaum zu Geld zu machen war, und auf die Versprechungen, man würde zurückkehren, wenn die Stadt Jerusalem befreit war, konnte man kaum vertrauen.
    Beklommen gingen sie wieder hinauf in ihr Zimmer, und Dinah riss ein Tuch in Streifen, um Tiessas Wunde zu verbinden.
    » Zieh das Unterkleid aus – ich will das Blut herauswaschen. «
    Tiessa kleidete sich um und betrachtete Unterkleid und Gewand mit Wehmut, denn sie hatte beides

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