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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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Krieger zunächst zu genügen, denn er wandte sich ab, um seinen Männern Befehle zu erteilen. Die hübschen Dinge, die man beschlagnahmt hatte, wurden in Säcke verpackt, die man sich von den Händlern » entlieh « . Anschließend schnallten einige der Reiter sich die Last hinter den Sattel. Auch Leila und Sulamith fanden auf den Pferden ihrer neuen Gönner Platz, denn sie waren wenig geneigt, weiterhin zu Fuß zu laufen.
    Tiessa atmete auf – wie es aussah, war das Schlimmste vorüber, der Anführer stieg wieder in den Sattel. Wenn sie Glück hatten, würde er gleich den Befehl zum Aufbruch geben. Schließlich waren sie sicher unterwegs, um Saladin gegen das Heer der Kreuzfahrer zu unterstützen.
    Doch sie täuschte sich. Ohne Vorwarnung drangen jetzt mehrere Männer auf die ahnungslosen Klosterfrauen ein, fesselten ihnen die Hände und banden sie wie Schlachtvieh aneinander. Tiessa machte eine impulsive Bewegung, um den jammernden und weinenden Frauen zu Hilfe zu eilen, doch Dinah hielt sie mit hartem Griff am Arm fest.
    » Wir können nichts tun – schweig! «
    Wo – um Gottes willen – waren die Kreuzritter? Weshalb kamen sie ihnen nicht zu Hilfe? Die Burg Casal Imbert lag ruhig in der Sonne. Oben auf den Mauern waren dunkle Formen zu erkennen, möglicherweise waren es Männer, es konnten aber auch einfach nur die Schatten der Zinnen sein. Untätig mussten sie mitansehen, wie die Sarazenen die alte Agnes vom Wagen herabzerrten und sie ebenso brutal fesselten wie ihre Mitschwestern. Die Vorsteherin bedachte ihre Peiniger mit zahllosen grauenhaften Verwünschungen, die jedoch wenig Eindruck hinterließen, da die Männer kein Wort verstanden.
    Was würden sie mit den armen Frauen anstellen? Sie waren weder reich noch adelig, auch nicht mehr jung, sodass man sie als Sklavinnen hätte verkaufen können. Ein Blick in Dinahs versteinerte Züge ließ Tiessa schaudern. Oh Gott – wie hatte sie vergessen können, woher sie kamen und was dort geschehen war. Die Sarazenen wollten Rache für die in Akkon dahingeschlachteten Menschen – Christen, die ihnen jetzt in die Hände fielen, hatten wenig Hoffnung, mit dem Leben davonzukommen.
    Ali, der gewandte jüngere Sohn des Händlers Chalef, war mit untertänigem Lächeln zu dem Anführer der Kämpfer getreten. Wie es aussah, hatte er vor, die Verhandlungen um die Waren wieder aufzunehmen. Weshalb aber blickte er immer wieder zu ihnen hinüber, während er mit dem Sarazenen redete?
    » Allah strafe ihn « , flüsterte Dinah und begann zu zittern. » Dieser Hundesohn wird uns verraten, damit sie ihm aus Dankbarkeit mehr Geld für die Waren geben. «
    Es dauerte nur wenige Augenblicke, ein kurzes, zorniges Aufflammen in den hellen Augen des Sarazenen, dann war ihr Schicksal entschieden. Tiessa war viel zu verblüfft, um zu fliehen. Es wäre auch sinnlos gewesen, denn es gab keinen Ort, an den sie sich hätte flüchten können. Sie schrie vor Schmerz, glaubte, man risse ihr den rechten Arm vom Körper. Dann lag sie auf den Knien im Staub des Weges, ohne zu wissen, wie sie dort hingekommen war, und Tausende von Nadeln stachen in ihrer Kopfhaut. Der wütende Sarazene hatte ihr das Tuch heruntergezogen und ihr Haar gefasst, um sie daran zu beuteln.
    Kein Kreuzritter kam, um ihr beizustehen. Neben ihr erlitt Dinah das gleiche Schicksal, ohne einen Laut von sich zu geben. Schläge prasselten auf ihren Körper, auf den Rücken, die Brust, den Bauch. Staub wirbelte auf und hüllte sie ein. In der gelblichen Wolke schienen boshafte Geister zu wüten, von denen man nur Hände, Füße und schwarze Bärte sah. Ein Summen war in ihren Ohren, das stetig anwuchs und die jämmerlichen Schreie der Klosterfrauen übertönte. Schließlich wurde es zu lautem Dröhnen und raubte ihr für einen Moment das Bewusstsein.
    Jemand brüllte ihr unverständliche Worte in die Ohren, riss sie vom Boden hoch und gab ihr einen festen Stoß zwischen die Schulterblätter. Sie torkelte voran, erblickte vor sich eine Frau, deren helles Gewand an der Schulter zerrissen war, das schwarze Haar bewegte sich mit dem Wind, der vom Meer herüberwehte. Dinahs Hände waren auf dem Rücken zusammengebunden, und erst jetzt nahm Tiessa wahr, dass auch sie selbst in dieser Weise gefesselt war.
    Sie bewegten sich längs eines nahezu ausgetrockneten Flusslaufs landeinwärts, eine Reihe von sechs aneinandergebundenen Frauen inmitten einer Gruppe Reiter. Immer wieder wurden sie mit Geschrei und Schlägen vorangetrieben, den

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