Die Braut des Kreuzfahrers
bringen, denn der Plan konnte nur aufgehen, wenn das Heer dicht beieinanderblieb. Vor allen Dingen jene, die gewohnt waren, ihre eigenen Entscheidungen zu fällen, nahmen es mit den Befehlen des Heerführers nicht so genau. Doch schon wenige Tage, nachdem sie in Akkon aufgebrochen waren, wurde dem Herzog von Burgund eine Lehre erteilt, die ihn und seine Ritter um Haaresbreite das Leben gekostet hätte. Sorglos ließ sich die Nachhut unter seiner Führung zurückfallen, da fuhren Saladins Kämpfer zwischen sie und das Hauptheer, und wäre ihnen nicht Löwenherz mit einigen seiner besten Ritter zu Hilfe geeilt, hätte der Sultan die gesamte Nachhut vom Heer abgespalten und aufgerieben. Wie ein Wirbelwind war dieser junge Heerführer, dessen Kräfte nie erlahmten, der mehrmals an einem Tag den langen Heerzug hinauf, und hinunterritt, um alle zu ermutigen, Befehle zu erteilen, zu mahnen, manchmal auch seinen Willen mit wütenden Schimpfworten darzutun. Vor allem aber bewunderten ihn viele, weil er sich nicht scheute, selbst in die Kämpfe einzugreifen, meist war er es sogar, der seinen Männern tollkühn voranritt und sich bedenkenlos den Pfeilen der Feinde aussetzte. Wenn das Heer für einen Tag ruhte, schlug man stets ein Zelt für den König auf, in dem er die Anführer der einzelnen Heeresgruppen empfing und sich mit ihnen beriet. Es gab jedoch auch Zeiten, da war es unter Strafe verboten, den Heerführer ohne triftigen Grund zu stören. Nur ein Spielmann befand sich stets in seiner Umgebung, ein schlanker brauner Bursche mit einem Knabengesicht und schwarzem Lockenhaar. Manchmal hörte man ihn in der Nacht leise auf einer Laute spielen und dazu singen. Tagsüber ritt er mit den Getreuen des Löwenherz, er war zäh und ausdauernd wie eine Katze. Sein Name war Ambroise, und es hieß, der König pflege vertrauten Umgang mit ihm.
Gottfried musste sich gegen einige aufdringliche Mücken wehren und stellte bei dieser Gelegenheit fest, dass das Feuer fast heruntergebrannt war. Soll es ruhig ausgehen, dachte er. Morgen Früh wird sich noch genug Glut unter dem Holz finden, um die Flammen wieder zu entfachen und den Morgenbrei zu kochen. Es war eigentlich die Aufgabe der Frauen, doch Löwenherz hatte zu diesem Kriegszug nur die Waschweiber mitgenommen und auch von diesen nur die ehrbaren. Also mussten die Knappen die Mahlzeiten zubereiten, was ihnen nicht immer gelang. In den ersten Tagen hatte es Verdruss gegeben. Die Ritter vermissten die Annehmlichkeiten der Stadt Akkon, und sie hatten versucht, sich an den Waschweibern schadlos zu halten. Wobei sich herausstellte, dass die meisten der Wäscherinnen zwar hässlich, die wenigsten jedoch ehrbar waren. Es hatte harte Strafen gegeben. Ein Ritter war vor die Wahl gestellt worden, entweder nackt mit einem Strick um sein sündiges Glied von der Wäscherin durch die Reihen der Kameraden gezerrt zu werden, oder Helm und Harnisch abzugeben. Er wählte Letzteres und ging seither als Fußkämpfer mit dem Heer. Inzwischen plagte die teuflische Wollust niemanden mehr, weil der Marsch durch das unwegsame, hitzestarrende Gelände alle Kräfte der Männer bis zum Äußersten beanspruchte.
Gottfried spürte, dass er seinen Gedanken nun feste Zügel anlegen musste, und blickte rasch hinüber zu Bertran, der vielleicht noch einen Schluck Wasser nötig hatte. Doch die Brust des Jungen hob und senkte sich regelmäßig, und als Gottfried den Kopf anhob, konnte er sehen, dass Bertran nun endlich eingeschlafen war. Roger hatte leise zu schnarchen begonnen, er zuckte jedoch im Schlaf immer wieder zusammen, als habe ihn etwas erschreckt, und so vermutetete Gottfried, dass sein Freund schlimme Träume hatte. Er selbst blieb schlaflos, und das war ärgerlich, weil er nun für den kommenden Tag nicht genug Kräfte ansammeln würde. Alle Zeichen deuteten darauf, dass es zu einem größeren Kampf kommen würde, und Gottfried von Perche war entschlossen, ehrenvoll zum Ruhme Gottes und der Christenheit zu streiten. Als siegreicher Kämpfer und Befreier der Heiligen Stadt wollte er nach Hause zurückkehren, so hatte er es gelobt. Wenn er fiel, so war es Gottes Wille, der schon so vielen christlichen Rittern ein Grab im Heiligen Land hatte zuteilwerden lassen. Wenn er jedoch aus Dummheit oder gar Feigheit im Kampf versagte, würde er es sich niemals verzeihen können.
Auch für Richenza, die ein Kind von ihm trug, ritt er in den Kampf. Sie war nach Gott die Nächste, für die er stritt, sie war seine
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