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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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Ehefrau und zugleich die Dame, der er diente. Richenza würde sich an seinem Ruhm erfreuen, sie würde dann vielleicht darüber hinwegsehen, dass er nur Graf eines unbedeutenden Landes war, während sie selbst Tochter eines mächtigen Herrn und Nichte des Heerführers Löwenherz war. In Akkon, als Gottfried nach der Abreise des französischen Königs bei Richard Löwenherz vorstellig wurde, um ihm seine Dienste anzubieten, war es zu einem kurzen Gespräch gekommen, in dem Gottfried auch Richenza erwähnte.
    » Meine Nichte? «
    Richard zog die Stirn kraus und musste einen Moment nachdenken – kein Wunder, er besaß eine ganze Menge an Tanten und Nichten, die überall in Europa verteilt waren. Die Tochter des Herzogs von Sachsen. Heinrich der Löwe.
    » Der Herzog von Sachsen – natürlich. Aber heißt das Mädchen nicht Mathilde, genau wie ihre Mutter? «
    » Sie wird Mathilde, aber auch Richenza genannt. «
    Er lachte und freute sich, dass er auf der richtigen Fährte gewesen war. Gottfried hatte sich wappnen müssen, denn die Heiterkeit dieses Mannes war mitreißend und konnte bezaubern.
    » Nun – ich sah sie leider nie, doch sie ist ganz sicher ein hübsches Kind und wird Euch viel Freude machen. Seht Euch aber vor, denn die Frauen meiner Familie haben einen harten Willen … «
    Hatte Richenza einen harten Willen? Gottfried blinzelte zu den Sternen hinauf, die nun, das das Feuer tatsächlich ausgegangen war, noch viel heller und klarer erschienen. Er hatte seiner Frau niemals Beschränkungen auferlegt, schon deshalb nicht, weil sie noch sehr jung war und sich zuerst zurechtfinden musste. Dazu war er gleich nach der Hochzeit krank geworden und hatte sie im Kloster untergebracht. Ganz sicher hatte diese Zeit nicht dazu beigetragen, dass Richenza sich leichter mit dem Leben als Ehefrau anfreundete. Doch später war sie zu einer erstaunlich guten Hausherrin geworden, die – tatsächlich, das war ihm bisher gar nicht aufgefallen – etliche Dinge auf ihre Art regelte und nicht so, wie er es ihr beigebracht hatte. Das tat sie, ohne viel Aufhebens darum zu machen und – das musste er wiederum zugeben – es war gut und vernünftig ausgeführt. Einen harten Willen hatte sie vielleicht ihren Mägden und der Dienerschaft gegenüber, doch das war richtig so, sie war eine gute Herrin, wenn auch ein wenig streng.
    Einen harten Willen … Er schloss die Augen, weil er plötzlich das Gefühl hatte, die himmlischen Gestirne seien so hell, dass sie ihn blendeten. Nein, ihm gegenüber hatte Richenza keinen harten Willen gezeigt. Wohl aber ein hartes Gemüt. In ihrem zarten Körper wohnte ein strenges Wesen, das keine Sanftmut und keine Liebe kannte. Richenza war eine treue Ehefrau, sie würde eine ebenso gute Mutter sein. Wenn es ihm, Gottfried, beschieden war, hier im Heiligen Land für die Sache der Christenheit zu sterben, dann würde Richenza einen Weg finden, seinen Sohn zum Grafen von Perche zu machen. Auch wenn dies seinem Bruder Stephan nicht gefiel. Vielleicht würde sie sogar vormundschaftlich für ihren Sohn als Regentin wirken – es war ihr zuzutrauen. Schließlich war sie die Tochter eines Löwen und die Nichte des Löwenherz …
    Mit einem Lächeln auf den Lippen war er eingeschlummert – umso härter riss ihn das Wecksignal aus dem Schlaf. Es war schon hell. Ringsum befand sich alles in Bewegung, Zelte wurden abgebaut und hastig verpackt, Gruppen von Kämpfern waren in verschiedene Richtungen unterwegs, sodass Teile des Lagers wie ein wogendes Gerstenfeld erschienen. Pferde wurden gesattelt, Halsbergen und Helme angelegt. Während hie und da noch ein Knappe in einem Kessel herumrührte, liefen andere aufgeregt umher, die Gesichter glänzten, die weiten Augen blickten abwesend wie im Rausch.
    » Ihr habt geschlafen wie ein Stein, Herr « , sagte Bertran, und er grinste. » Es gibt eine Schlacht, und wir sind dem Herzog von Burgund zugeteilt. «
    Gottfried riss hastig seine Stiefel an sich, vergaß jedoch nicht, sie auszuschütteln, bevor er sie anlegte. Tatsächlich hatten zwei kleine Taranteln sein Schuhwerk zum Liebesnest erkoren.
    » Gott segne deinen Schlaf, Freund « , fiel nun auch Roger de Briard über ihn her. » Es geht los. Der Löwenherz hat einen verteufelten Plan erdacht, der uns alle zu seinen Schachfigürchen macht. Aber es könnte gut sein, dass es klappt, denn er ist kein Dummkopf. «
    Längs der Küste verteilte sich der Tross, den Heinrich von Champagne mit einem Teil der Fußkämpfer

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