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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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können. Auch kannten die Sarazenen keine Löffel, sie schoben sich die Speisen mit den Fingern in den Mund, wobei sie sehr geschickt waren. Wem das Mahl mundete, der hatte keine Hemmungen, laut und vernehmlich aufzustoßen, eine Gewohnheit, die Gottfried nicht leiden konnte, besonders wenn Frauen bei der Mahlzeit zugegen waren. Man erklärte ihm jedoch, dass die Sarazenen niemals gemeinsam mit ihren Frauen aßen, schon gar nicht, wenn Gäste geladen waren.
    » Nicht übel « , meinte ein Ritter. » Setze ein Weib an deinen Tisch, und schon hast du nichts mehr zu sagen. «
    Die englischen Ritter neben ihm schwatzten angeregt über allerlei Heldentaten, die sie während der Schlacht bei Arsuf vollbracht haben wollten. Gottfried fand dies angesichts der Tatsache, dass man heute bei den Gegnern üppige Gastfreundschaft genoss, nicht sehr höflich, aber die zunächst sitzenden Emire waren ebenfalls in angeregte Gespräche versunken, und Gottfried hatte den Verdacht, dass auch sie von ihren großen Taten erzählten. Er bedauerte nun zutiefst, kein Arabisch zu sprechen. Wie ein Taubstummer saß man zwischen den Gastgebern, konnte sich nur hin und wieder durch Zeichen verständigen oder einer der hier ansässigen fränkischen Ritter erbarmte sich und übersetzte ein paar Worte. Es waren jedoch nur Oberflächlichkeiten, » woraus besteht diese Speise « , » wo habt Ihr diesen schön eingelegten Dolch gekauft « , » wie heißt das Instrument, auf dem die Musiker spielen « . Immerhin erfuhr er, dass die Laute hier » oud « genannt wurde. Man schlug sie nicht, sondern zupfte sie mit einer » rischa « , das war – wie einer der Emire ihm mit anschaulicher Gestik verdeutlichte – die Feder eines großen Vogels.
    » Was für ein Vogel? «
    Der Emir hatte Freude daran, den Schrei eines Adlers nachzuahmen, wofür er sowohl unter seinen Landsleuten als auch unter den anwesenden Kreuzfahrern große Anerkennung erntete. Selbst der englische König wandte den Kopf in seine Richtung und grinste, der schwarzlockige Bursche neben ihm, Ambroise, bog indessen den Kopf zurück und tat es dem Emir gleich. Er fügte sogar noch andere Laute hinzu, konnte den Häher, den Sperber und auch den Ruf des Habichts täuschend ähnlich nachahmen. Der Emir antwortete, indem er wie ein Fuchs bellte und den Schrei der Eule nachäffte. Der Wettstreit endete im allgemeinen Gelächter, und nur die Musiker und Tänzerinnen hatten kein Vergnügen daran, da sie währenddessen unbeachtet blieben.
    Trotz der ungewohnten Umgebung spürte Gottfried bald, dass er schläfrig wurde. Es musste an den Düften der Räucherbecken liegen, die man an mehreren Stellen im Zelt aufgestellt hatte. Vielleicht auch an den reichhaltigen Speisen, die er aus Neugier fast alle gekostet hatte und die ihm jetzt schwer im Magen lagen. Ziegenfleisch und Huhn hatte er geschmeckt, wenn auch mit fremden Gewürzen angerichtet, von denen ihm nur Pfeffer, Muskat und Zimt bekannt waren. Gemüse war reichlich und in großer Vielfalt angeboten worden, es wuchs in den Gärten der Umgebung ebenso wie die köstlichen Früchte. Orangen und Pfirsiche, Feigen, Datteln und jene seltsamen Äpfel, die aus unzähligen, roten Kernen bestanden. Wie fruchtbar dieses Land um Jaffa doch war, ganz anders als die sandige Umgebung von Akkon. Für einen kurzen Moment stellte sich Gottfried vor, er würde sich hier niederlassen, Ländereien zum Lehen erhalten und eine Burg erbauen, von deren Zinnen er auf das Meer hinaussah. Er würde die Herrschaft im Perche seinem Bruder anvertrauen und seine Frau Richenza mit dem Kind hierher ins Heilige Land führen. Freilich erst dann, wenn alles für sie bereit war, die Burg errichtet, die Mauern gezogen, die Räume mit allem Luxus des Orients ausgestattet, wie er es in Tyros und Akkon gesehen hatte. Was würde Richenza wohl davon halten? Würde sie kommen? Oder sich etwa gar verweigern …
    » Der Herr von Perche – ich grüße Euch als Euer ehemaliger Untertan! «
    Gottfried fuhr aus seinen Träumen hoch und erblickte den schwarzgelockten jungen Burschen vor sich, der sich jetzt auf eine eigenwillige, fast spöttische Art vor ihm verneigte.
    » Ihr staunt? « , stellte er vergnügt fest. » Gewiss, Ihr habt mich nicht wahrgenommen, denn ich war Diener im Haus eines Eurer Angestellten. Aber ich kenne Euch gut. «
    Ambroise war, ohne dass Gottfried es bemerkt hatte, zu ihm hinübergestiegen, was bei den dicht gedrängt sitzenden Männern im Zelt schon als Kunststück zu

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