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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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wollte ihr vertrauen.
    » Führt mich, Ali ben Jussuf. Ich werde Euch folgen. «
    Sie wollte, dass er sein grünes Obergewand anlegte, das sie extra für ihn mitgebracht hatte, doch er zog es vor, im Burnus zu gehen. Vor allem weil er ihr den Anblick seines Untergewands ersparen wollte, das schmutzig und voller eingetrockneter Blutflecke war. Wie seltsam – hatte sie ihn nicht im Lager vor Akkon gepflegt und ihm sogar das Hemd gewechselt? Weshalb war er jetzt so eitel?
    Er spürte, dass die Versuchung ihren langen, dürren Arm nach ihm ausstreckte, und er nahm sich vor, sie im Gebet zu ersticken. Auch war er noch schwach auf den Beinen, die Wunde in der Seite schmerzte und eiterte, und der Schnitt im Bein war noch nicht vollständig verheilt. Gott hatte gefügt, dass er nicht im vollen Besitz seiner Kräfte war, das würde ihn vorerst vor unbedachten Handlungen bewahren.
    Der Knabe, der sie begleitete, war ein braunhäutiger Ägypter, mit dem Tiessa sich in einem merkwürdig anzuhörenden Sprachgemisch verständigen konnte. Gottfried ließ dem Leiter des Spitals ausrichten, dass er ihm die Behandlung und Pflege bezahlen würde, sobald er dazu in der Lage sei. Niemand schien es zu wundern, dass er sein Lager verließ und davonging, nur einer der Spitaldiener lief herbei, um die Polster aufzuschütteln und das Laken zu wechseln. Als er sich am Eingang des Saals noch einmal umwandte, sah er, dass man bereits einen anderen Patienten an seinen Platz gelegt hatte.
    Tiessa führte ihn durch mehrere Säle bis zu einem hohen, säulengestützten Raum, dessen Wände mit blauen Kacheln bedeckt waren. Auf den Kacheln waren großflächige Ornamente mit dunkler Farbe eingebrannt, kunstvoll ineinander verschlungene Pflanzen, Blüten und Gebilde, die einer Sonne ähnelten. Die Schnörkel dazwischen waren arabische Schriftzeichen, die er zu seinem Leidwesen nicht lesen konnte. Er kam sich dumm und unwissend vor – weshalb hatte er niemals versucht, die arabische Sprache und ihre Schrift zu erlernen? Verdankte er der Heilkunst der Sarazenen nicht sein Leben?
    Tiessa hatte es eilig. Sie gingen über einen belebten Platz und bogen in eine Gasse ein, in der ein Laden neben dem anderen lag. Überall standen Schachteln und Körbe auf dem Boden, darin befanden sich allerlei Seltsamkeiten, Knollen und Samen, getrocknete Blätter und Muscheln, verschrumpelte Wurzeln, Körner, Krümel, Klumpen und wohl auch Gewürze.
    » Das sind Heilmittel, die man kaufen kann « , erklärte sie hastig, während sie vorübergingen. » Haltet Euch nicht auf – wir sind gleich am Ziel. «
    Sie blieb vor einem der Häuser stehen und klopfte dreimal an die Eingangstür. Misstrauen durchfuhr ihn, als er sah, dass die Tür vor nicht allzu langer Zeit mit einer Axt bearbeitet worden war. Drinnen schien man das Zeichen verstanden zu haben, die Pforte öffnete sich knirschend, und das Gesicht eines Schwarzen erschien.
    » As-Salam alaikum. Kommen herein. Edle Emir und Ritter … «
    Zuerst sah er nicht viel, da es hinter der Tür fast dunkel war. Es schien jedoch ein Laden wie die anderen auch zu sein, der fensterlose Raum wurde nur durch die geöffnete Eingangstür erhellt, wenn sie geschlossen war, saß man im Finstern. Er spürte, dass jemand seine Hand fasste, und die Vorstellung, dass es Tiessa war, ließ seinen Pulsschlag eilen.
    » Stört Euch nicht daran, wenn Ihr auf etwas tretet, es liegen noch eine Menge Dinge auf dem Boden herum. «
    Tatsächlich knackte und knirschte es unter seinen Füßen, dem Geruch nach waren es Gewürze oder irgendwelche Blätter und Krümel. Es war ein seltsames Gefühl, an ihrer Hand durch die Dunkelheit zu wandern, doch trotz allem war er froh, als sich eine Pforte öffnete und er Licht sah.
    » Was ist das? Wer wohnt hier? «
    » Wir. «
    Sie ließ seine Hand los und ging voraus. Ein kleiner, reichlich unordentlicher Wirtschaftsraum tat sich auf. Der Rauch des Feuers machte die Luft stickig, da er nur teilweise durch das Fenster nach draußen zog. Es gab wenig Ähnlichkeit mit den Quartieren, die er in Akkon oder Jaffa bewohnt hatte, doch das kümmerte ihn nicht, er benötigte keinen Palast. Nur die Spuren von Gewalt beunruhigten ihn, die Scherben, die man in die Ecken gekehrt hatte, die verbeulten Kessel, die vielen angeschlagenen Töpfchen, die jemand auf einem beschädigten Regalbrett am Boden aufgestellt hatte.
    Am Feuer hockte ein weiterer Schwarzer, der dem anderen sehr ähnlich sah. Zumindest kam es ihm so vor, doch die

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