Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller

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Blätter. Dann blickte er über ihre Schulter hinweg auf die bunte Malerei, die sie ihm mit Stolz vorführte. Sie zeigte eine Blume, die er auch in der Heimat schon gesehen hatte. Sie hatte gefiedertes Blattwerk und zierliche blaue Glöckchen, die an gebogenen Stängeln aufgereiht waren.
    » Wie kräftig die Farben leuchten « , bemerkte er.
    » Das Blau wird aus einem zermahlenen Edelstein gemacht. «
    » Es ist, als seien diese Blüten lebendig. Blau wie der Mantel der Heiligen Jungfrau … «
    » Blau wie das tiefe Meer, auf dessen Grund die Ungeheuer schlafen. «
    Er wollte erwähnen, dass auch ihre Augen von blauer Farbe waren, doch er schwieg, weil es ihm zu albern erschien. Da war sie, die Versuchung, erschreckend nah und allzu verlockend, und sie nahm keine Rücksicht darauf, dass er noch unter den Folgen seiner Wunden litt. Vorwitzig nahm er ihr die Mütze vom Kopf und fuhr mit der Hand durch ihr schulterlanges Haar. Da sie sich nicht wehrte, sondern nur lächelnd zu ihm aufsah, konnte er nicht anders, als ihren Mund zu küssen. Er tat es lange und ausgiebig, umschlang sie dabei und spürte ihre warme Hingabe. Und seltsamerweise stieg dabei in seinem Inneren das Empfinden auf, nach einem langen, gefährlichen Weg endlich das Ziel erreicht zu haben.

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    B aydal-jinn …«
    » Und was heißt das? «
    » Teufelsapfel. «
    Sie hielt das kleine, verschrumpelte Wesen ins Licht der Laterne, damit er es genauer betrachten konnte. Eine Wurzel, zweigeteilt und wie ein menschlicher Körper geformt. Ein Männlein ohne Zweifel, denn es hatte ein Glied. Ein nacktes braungraues Erdenzwerglein mit einem Kopf von welken Blättern und langen Wurzelfäden an Bauch und Beinen.
    » Unchristliche Zauberei! « , sagte Gottfried voller Abscheu. Dennoch konnte er den Blick nicht von dem Wurzelzwerglein wenden, was Tiessa zum Schmunzeln brachte.
    »Wir nennen es Mandragora oder Alraune. Der Saft hilft gegen die Gicht und schmerzende Knochen. Die Beeren und Blätter wirken gegen Atemnot, vor allem aber bringen sie den Schlaf. Wer zu viel davon einnimmt, der wird nie wieder erwachen … «
    » So wie ich sagte. Ein böses Gift und Hexenwerk! «
    Er nahm ihr die Wurzel aus der Hand, drehte sie hin und her, bevor er sie vorsichtig auf den Tisch legte. Nicht zu nah an die Bücher heran, damit der Zauber sich nicht etwa auf die Folianten übertrug.
    » Und du glaubst, es wird genügen? « , fragte er unsicher.
    Tiessa streichelte seinen Nacken und spürte, wie er ihrer Berührung entgegenkam.
    » Diese Wurzel hat einen großen Wert, denn sie kann Liebe herbeizaubern. «
    » Ein Aphrodisiakum « , murmelte er lächelnd und schloss die Augen, um sich ganz und gar ihrer streichelnden Hand hinzugeben.
    » Ein unfehlbarer Zauber «, flüsterte sie. » Der stärkste, den es gibt. Weder Mann noch Frau können der Magie einer Alraune widerstehen. Jeder weiß das hierzulande. Solche Wurzelwesen sind sehr selten und teuer. «
    » Es sei « , sagte er und streckte die Arme nach ihr aus. » Mag es also nach deinem Kopf gehen. «
    Es war kurz vor Sonnenaufgang, und sie hatte noch eine Menge vorzubereiten, doch sie folgte ihm auf das Lager, um seine Glut zu stillen. Sie tat es bedächtig und achtete auf die noch nicht verheilten Wunden an seinem Körper, war eher eine zärtliche Heilerin als eine leidenschaftliche Geliebte. Sie diente ihm mit Hingabe, trug ihn sanft und beharrlich hinauf zum Gipfel seiner Lust, nahm ihn dort in ihre Arme und hielt ihn fest, damit der schwarze Abgrund ihm nichts anhaben konnte. Gott hatte gewollt, dass der Graf von Perche sie begehrte. Er hatte sie lange schon mit Leidenschaft angesehen, doch wie er sagte, habe er gezögert, sich ihr zu offenbaren, um sie nicht in Verruf zu bringen. Nun aber, da das Schicksal sie beide durch Irrtum und Schande, durch Betrug und Schuld und auch am Rande des Todes entlanggeführt hatte, waren sie nicht mehr dieselben, die sie vor dieser Reise gewesen waren. Warum sollte sie sich ihm nicht hingeben, da sie einander mehr als alles in der Welt begehrten? Sie musste nur ihr Herz festhalten, das sich mit jeder Stunde mehr an ihn hängen wollte, denn sie hatte keinen Anspruch auf ihn. Sie war sein Liebchen, seine Hure, ein Mädchen, das er jederzeit von sich stoßen konnte, um sich seiner Ehefrau zuzuwenden. Richenza musste inzwischen ein Kind geboren haben, und er hoffte inständig, dass es ein Knabe war.
    Beim ersten Morgenlicht löste sie sich leise von ihm und schlüpfte wieder in ihre