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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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konnte nicht viel mehr sagen, als sie schon berichtet hatte.
    » Auch der Burgherr hat solche Gerüchte vernommen « , sagte Jean nachdenklich. » Wenn es wahr ist, dann hätte Saladin, dieser Heide, allen Grund zu jubeln. Die Kämpfer der Christenheit hätten jedoch einen herben Verlust erlitten. Der Burgherr ist darüber sehr beunruhigt und hat einen Boten nach Paris geschickt. Er hofft, von dort gesicherte Nachricht zu erhalten. «
    » Es wird schon etwas dran sein « , meinte Jordan und stopfte sich einen Bissen Brot in den Mund. » Es wird auch gesagt, dass der Bart des Kaisers längst weiß und nicht mehr rot sei. «
    Jean achtete wenig auf Jordans Rede, stattdessen blickte er jetzt mit einem kleinen Lächeln auf Tiessa, die gedankenverloren an ihrem hölzernen Löffel lutschte.
    » Gottfried von Perche hat Ivo Beaumont als Boten geschickt. Das ist ein großer Vertrauensbeweis für den jungen Mann. Es freut mich sehr für ihn. «
    Tiessas Herz stolperte, es war ihr unmöglich, ihren Schrecken zu verbergen, mit weit geöffneten Augen starrte sie den Vater an.
    » Ivo Beaumont reitet nach Paris? «
    » Er ist schon im Morgengrauen aufgebrochen, von drei Knechten und einem Knappen begleitet. Wir hätten die Reiter eigentlich hören müssen, aber bei diesem Wetter haben nicht einmal die Hunde gebellt. «
    Tiessa hatte das Gefühl, auf ein unendlich weites, ödes Land zu blicken, das sich bis zum Horinzont hin ausdehnte – kein Baum, kein Turm, weder Fluss noch Teich. Er war nach Paris geritten, es würde eine Ewigkeit dauern, bis er wieder nach Nogent-le-Rotrou zurückkehrte.
    Jean schien ihre Gedanken erraten zu haben, denn er bemerkte, dass der Bote für diese Reise wohl mindestens drei Wochen benötigen würde. Allerdings habe Ivo angekündigt, gleich nach seiner Rückkehr bei ihnen vorsprechen zu wollen.
    » Er sagte etwas von einem Anliegen, das er an uns habe … «
    Das öde Land belebte sich, grüne Wälder wuchsen empor, Bäche rauschten, blühende Zweige wiegten sich im Frühlingswind. Tiessa hielt den Atem an. Er würde kommen, kein Zweifel, Ivo hielt sein Wort.
    » Ein Anliegen? « , sagte Corba stirnrunzelnd. » Doch nicht etwa … «
    » Er sagte nichts Genaues, aber es könnte wohl sein, dass er um Tiessa anhalten will. Doch schweigen wir besser darüber, denn es ist nicht sicher. «
    Millie hatte mitten im Essen innegehalten, der Brei tropfte von ihrem Löffel auf die Tischplatte. Jordan ergriff den Becher und kippte den Apfelmost in einem Zug hinunter. Danach musste er aufstoßen.
    » Tiessa hat einen besseren verdient « , murrte er. » Was ist der Kerl schon? Nur ein Knappe. Und ein Schönling dazu. «
    » Wir wissen ja nicht, ob dies wirklich sein Anliegen ist « , mahnte Jean. » Wenn es so sein sollte, dann werden wir gründlich darüber nachdenken. Vor allem du, Tiessa. «
    Sie spürte die Augen aller auf sich gerichtet und wäre am liebsten laut herausgeplatzt. Ich brauche nicht nachzudenken. Ich liebe ihn. Ich kann es kaum erwarten, ihn wiederzusehen. Er ist all mein Glück …
    Doch sie nahm sich zusammen und sagte nur zwei Worte.
    » Ja, Vater. «
    Der Rest der Abendunterhaltung rauschte an ihr vorüber, ohne dass sie genauer verstand, worüber gesprochen wurde. Jemand hatte sich an einem herabschlagenden Truhendeckel verletzt, ein Köhler hatte seine Holzkohle verkauft, anstatt sie dem Grafen zu bringen, irgendwelche Leute packten alles zusammen, um den Ort zu verlassen, eine Nachbarin – oder war es eine Magd – wollte Ambroise bei den Juden gesehen haben …
    Drei lange Wochen würde sie warten müssen. Weshalb konnte sie nicht auf ein Pferd steigen und ihm nachreiten? Nur um ihn für einige, wenige Augenblicke zu sehen, in seinen Armen zu liegen, seine warmen Lippen zu spüren, jene Worte noch einmal zu vernehmen, die so berauschten. Ich wäre gestorben, wenn ein Pfeil dich getroffen hätte. Ich finde keine Ruhe mehr. Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich …
    Sie schnitzte heimlich für jeden Tag eine kleine Kerbe in ihr Bett, unter dem Kopfpolster, wo niemand es gleich sehen konnte. Drei Wochen, einundzwanzig Kerben – bis zum Fest Allerheiligen würde er zurück sein. Später würde sie ihm die Kerben zeigen, ihm jede einzelne vorhalten, jeden Tag, den er gesäumt hatte. Er wusste doch, dass sie wartete, musste ja selbst voller Ungeduld sein. Gewiss hatte er diesen Auftrag verflucht, doch er hatte ihn nicht ablehnen dürfen. Oh, er war im Morgengrauen durch den Ort

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