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Die Braut des Nil

Die Braut des Nil

Titel: Die Braut des Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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wetteiferten mit einem Orchester von
Musikerinnen, die Flöte und Harfe spielten.
    Von
Feigenbäumen geschützt, hinter denen er beobachten konnte, ohne gesehen zu
werden, schlich Kamose von Stamm zu Stamm, bis er endlich die entdeckte, mit
der er sprechen wollte: Nofret, die Tochter von Richter Rensi.
    Nofret
unterhielt sich mit zwei jungen Männern, die ihr den Hof machten. Ihre
Schönheit versetzte Kamose in sprachloses Erstaunen. Sie trug ein langes weißes
Kleid und hatte einen ebenfalls weißen Schal über die Schultern gelegt. Dieser
verbarg nur zum Teil eine breite Halskette aus Gold und Karneol. Dazu hatte
Nofret eine lange, geflochtene Perücke ausgewählt, auf die sie einen Salbkegel
gesetzt hatte. Arm- und Fußreifen betonten ihre zierlichen Handgelenke und
Knöchel. Ihre Augen waren grün geschminkt.
    Für ein paar
Minuten vergaß Kamose alles andere und bewunderte jene, in die er sich bis über
beide Ohren verliebt hatte. Nie würde er eine andere Frau lieben können!
     
     
    Ein vor
seinem Gesicht vorbeifliegender Wiedehopf holte den jungen Mann in die
Wirklichkeit zurück. Wie konnte er Nofrets Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ohne
sie zu erschrecken? Ihm fiel nichts anderes ein, als geduldig zu warten. Als
sie ihr Gespräch beendet hatte, ging die junge Frau einen plattenbelegten Weg
an einem Weinspalier entlang.
    Dort sprach
er sie an, ohne aus dem Schatten hervorzutreten.
    »Nofret… Ich möchte mit Euch
sprechen. Es ist sehr wichtig.«
    Neugierig
blieb die junge Frau stehen und sah ihn an.
    »Ihr kennt
mich nicht… Ich heiße Kamose. Ich war dabei, als Ihr die Garbe dem Nil geopfert
habt.«
    Nofret
verließ den Weg und verschwand in Begleitung Kamoses in der Tiefe des Gartens.
    »Ich erinnere
mich an Euch«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Ihr habt während der gesamten
Zeremonie nicht den Blick von mir abgewandt.«
    Zum Glück war
es im Schutze der Bäume dunkel. Vor Verwirrung und Freude war Kamose rot geworden.
    »Wenn Ihr
abseits der Menschenmenge mit mir sprechen möchtet, so lasst uns bis zur Laube
gehen«, empfahl sie.
    Kamose folgte
Nofret und fühlte sich seiner überhaupt nicht mehr sicher. Nofret beeindruckte
ihn mehr, als alle Worte auszudrücken vermochten. Aber er konnte nicht mehr
zurück.
    Die Laube
bestand aus zierlichen kleinen Holzsäulen mit Kapitellen in Form offener
Lotosblüten. Steinbänke luden dazu ein, in erfrischender Kühle Weintrauben zu
genießen.
    Nofret setzte sich.
    »Setzt Euch
neben mich, Kamose.«
    Der junge
Mann folgte ihr linkisch. Er hatte das Gefühl, nicht mehr laufen zu können.
Seine Glieder waren kraftlos, seine Gedanken verwirrt.
    »Da Ihr so
sehr danach trachtet, mit mir zu reden, dass Ihr heimlich in ein fremdes Haus
eindringt, höre ich Euch an. Danach muss ich zu meinen Gästen zurückkehren,
sonst wird mein Vater meine Abwesenheit bemerken und sich darüber erzürnen.«
    Mühsam
schluckte Kamose. Die Worte wollten nicht heraus. Er musste sich sehr
anstrengen, um sprechen zu können.
    »Genau Euren Vater
wollte ich sprechen… Ich bin nur ein Schreiberlehrling, ein Bauernsohn, und
habe keine Möglichkeit, bei einer so mächtigen Persönlichkeit um eine
Unterredung zu bitten.«
    »Da täuscht
Ihr Euch. Wer immer auch Gerechtigkeit erbittet – vorausgesetzt, seine Sache
ist berechtigt –, kann ein Gespräch mit meinem Vater erhalten. Offensichtlich
wisst Ihr nicht sehr gut Bescheid, wie die Gerichte funktionieren…«
    »Ich bin
unwissend«, gestand Kamose, »aber ich kann es nicht hinnehmen, dass meine
Eltern von ihrem Hab und Gut vertrieben wurden.«
    »Habt Ihr
einen Beweis für Eure Anschuldigungen?«
    »Leider nein.
Ich müsste das Kataster einsehen. Aber ich habe keinen Zugang dazu. Euer Vater
schon. Ich bin überzeugt, dass meine Eltern Opfer eines Verwaltungsfehlers
sind. Dieser müsste leicht zu korrigieren sein.«
    »Leicht zu
korrigieren… Das ist nicht so sicher«, urteilte Nofret. »Die Verwaltung gibt
Fehler nicht gerne zu. Der Prozess könnte lang und kompliziert werden.«
    »Warum ein
Prozess?«, fragte Kamose empört. »Ein Soldat der Armee des Pharao behauptet,
Besitzer des Grundes zu sein, der meinen Eltern gehört. Das Kataster hat sich
geirrt. Die Sache ist ganz einfach!«
    »Die
Schreiber, die das Katasteramt führen, sind Angehörige des geschlossenen
Tempels«, sagte Nofret besänftigend, »und stehen nicht im Ruf, sich zu
täuschen.«
    Kamose hatte
zu seinem Ungestüm zurückgefunden. Die Ungerechtigkeit löste eine nur

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