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Die Braut des Nil

Die Braut des Nil

Titel: Die Braut des Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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erdulden.«
    »Dank der
Stellung deines Vaters dürfte es nicht schwer sein, diese Ungerechtigkeit zu
beseitigen«, bemerkte die Priesterin.
    »Mein Vater
kann nichts für uns tun. Es geht um einen Veteranen, der als Held gilt. Der
Pharao hat die Soldaten belohnt, die ihm gedient haben. Das ist völlig normal.
Bei dieser Gelegenheit hat es einen Fehler gegeben. Es ist Aufgabe des Pharao,
ihn wiedergutzumachen.«
    Die
Priesterin sah Nofret aufmerksam an.
    »Habe ich
recht verstanden, du willst wegen einer so kleinen Angelegenheit eine
Unterredung beim Pharao erreichen?«
    »Das ist
keine kleine Angelegenheit«, widersprach Nofret. »Es ist eine Ungerechtigkeit.
Sie steht im Widerspruch zum ewigen Gesetz Ägyptens. Der Pharao steht für das
Glück seines Volkes ein. Er ist dafür verantwortlich und darf sich seinen
Pflichten nicht entziehen.«
    »All das ist
richtig«, räumte die Priesterin ein. »Aber verfügst du über Beweise für das,
was du vorbringst?«
    Nofret
zögerte. Lügen war ihr zutiefst zuwider.
    »Ich bin
überzeugt von dem, was ich vorbringe.«
    »Der Junge,
den du liebst, hat großes Glück«, sagte die Priesterin. »Du bist wirklich sehr
verliebt in ihn.«
    »Als oberste
der Priesterinnen seht Ihr den Pharao bisweilen«, begann Nofret und bat:
»Könntet Ihr Euch zu unseren Gunsten einsetzen und ihn anflehen, uns eine
Unterredung zu gewähren?«
    »Das
überschreitet bei weitem meine Vorrechte, Nofret. Wer ist dein Gefährte?«
    »Ein junger
Bauer, der in die Schreiberschule von Karnak eingetreten ist. Dort hat er
erfolgreich seine erste Prüfung abgelegt.«
    »Auch der
König unterliegt den Regeln. Er wird ihn an die Gerichtsbarkeit der Schreiber
verweisen.«
    »Er beklagt
sich über nichts. Er kämpft für das Glück seiner Eltern, denen man ihr Land
gestohlen hat.«
    »In diesem
Fall wird das Kataster darüber urteilen.«
    Nofret war
verzweifelt. Es gab keinen Ausweg. Kamose war viel zu rechtschaffen, um seine
Eltern dem eigenen Glück zu opfern. Und was Richter Rensi betraf, so hatte
dieser sich seine Meinung gebildet und seine Entscheidung zu ihren Ungunsten
gefällt.
    So schien
sich also auch das Schicksal entschieden zu haben. Aber Nofret würde es nicht
hinnehmen. Sie war nicht willens, sich zu beugen, bevor sie nicht bis ans Ende
ihrer Kräfte gekämpft hatte.
    »Wenn Ihr mir
keine Hilfe gewähren könnt, kann ich nur noch nach Hause zurückkehren und mich
auf meinen nächsten Aufenthalt im Tempel vorbereiten.«
    »Das wäre in
der Tat weise.«
    »Lasst Ihr
mich zur Prozession anlässlich des schönen Talfests zu?«
    »Das hängt
von dir ab. Den Ritus der Braut des Nil hast du fehlerfrei vollzogen. Wärst du
bei diesem Fest gerne Lichtträgerin?«
    »Es wäre mein
höchster Wunsch«, antwortete Nofret demütig.
    »Wenn die
Priesterinnen des geschlossenen Tempels damit einverstanden sind, so habe ich
nichts dagegen.«
    Ehrerbietig
küsste Nofret die Hände der Priesterin und verließ die Terrasse des Tempels, um
wieder in die Gärten hinunterzugehen.
    Was verbarg sich hinter diesem
plötzlichen Wandel? Aus der jungen leidenschaftlichen, verliebten Frau war von
einem auf den anderen Moment eine ruhige, selbstbeherrschte Priesterin
geworden. Man hätte schwören können, Nofret hätte plötzlich die Liebe
vergessen, um sich nur noch ihren religiösen Aufgaben zu widmen.
    Die
Priesterin dachte über die letzten Fragen Nofrets nach. Sie wollte
Lichtträgerin bei dem schönen Talfest werden, bei dem die Seelen der Toten auf
dem westlichen Ufer mit denen der Lebenden in Kontakt traten.
    Ein Fest, bei
dem der Pharao seinen Palast in Theben verließ und sich an genau dieses Ufer
begab.
     
     
    Die Diener
von Richter Rensi zitterten an allen Gliedern. Wutentbrannt war ihr Herr
hereingekommen und hatte lautstark gedroht, den nächsten Urlaub zu streichen,
falls man seine Tochter nicht innerhalb der nächsten Stunde finden würde.
    Das gesamte
Haus hatte sich auf die Suche nach ihr gemacht.
    Vergeblich.
    Tief besorgt
ging der Richter in seinem Büro auf und ab, als Nofret in hinreißender
Aufmachung in der Tür erschien. Sie war dezent geschminkt, trug ein neues
Kleid, war barfuß und höchst elegant.
    »Nofret,
endlich! Wo warst du denn?«
    »Entschuldigt
bitte, dass ich Euch Sorgen bereitet habe, mein Vater. Ich war mit Kamose
zusammen. Da Ihr ihm befohlen hattet, Euer Haus zu verlassen, sind wir auf dem
Land spazieren gegangen.«
    »Du kannst
diesen Jungen nicht heiraten, Nofret. Das ist eine

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