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Die Braut des Nil

Die Braut des Nil

Titel: Die Braut des Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Torheit.«
    Die junge
Frau senkte gefügig den Kopf.
    »Ich bin mir
dessen bewusst geworden, mein Vater. Ich weiß, dass ich einen schweren Fehler
begehen würde. Er und ich haben lange miteinander gesprochen. Wir haben
eingesehen, dass wir einen falschen Weg eingeschlagen haben.«
    Auf Richter
Rensis Gesicht begann sich ein breites Lächeln abzuzeichnen.
    »Willst du
damit sagen… dass ihr endgültig miteinander gebrochen habt?«
    Nofret hielt
den Kopf weiter gesenkt.
    »Ich bleibe
hier, um mich auf die Rituale des schönen Talfests vorzubereiten. Ich hoffe,
dabei eine wichtige Rolle zu bekommen.«
    Rensi nahm
seine Tochter in die Arme.
    »Wie
glücklich ich bin, Nofret! Ich wusste, dass dein Verstand über die Leidenschaft
siegen würde. Du wirst diese Rolle bekommen. Verlass dich auf meine Hilfe.«
     
     
    Kamose
benutzte die Fähre, um auf das andere Ufer zu gelangen. Auf ihr fuhren Bauern,
Esel und Ochsen. Zwischen Menschen, Tieren und Strohkörben voller Getreide und
Gemüse blieb kein Daumenbreit Platz mehr.
    Der Fährmann
manövrierte sein schweres Schiff unglaublich geschickt. Mühelos nutzte er die
Strömung.
    Der junge
Mann versank in der Betrachtung des göttlichen Stroms, der Ägypten jedes Jahr
Wohlstand brachte, weil der Pharao gerecht gehandelt und ohne Fehler die Riten
vollzogen hatte; der Pharao, der für die ewige Ordnung bürgte, der Mittler
zwischen Himmel und Erde.
    Der Pharao
würde die Wahrheit ans Licht bringen. Es konnte nicht anders sein. Sonst wären
all die Tempel, all die Pyramiden, all die Riten nur Lüge und Heuchelei. Sonst
würde Kamose nichts anderes übrig bleiben, als in die Wüste zu gehen und auf
immer die Welt der Menschen zu fliehen.
    Aber da war
Nofret… Nofret, die ihn jede Minute stärker liebte. Nofret, die den Weg
gefunden zu haben glaubte, bei dem schönen Talfest eine Unterredung mit dem
Pharao zuwege zu bringen. Zunächst wollte sie ihren Vater davon überzeugen,
dass Kamose und sie endgültig miteinander gebrochen hätten, sie musste ihm
vorgaukeln, dass sie eingesehen hätten, wie unmöglich ihre Liebe sei. Viel
entscheidender aber war, dann die Rolle der Lichtträgerin während des Festes zu
erhalten.
    Nofret
hoffte, es zu schaffen.
    Sie musste es
schaffen.
    Der Fährmann,
ein großer, magerer Mann, kam auf Kamose zu.
    »Bist du der
Sohn von Geru und Nedjemet?«
    »Ich bin es.
Aber warum…«
    »Da ist ein
Fischer, der dich überall sucht. Er hat vielen Fährleuten deine Beschreibung
gegeben. Er erwartet dich auf dem Fischkai.«
     
     
    »Was ist
los?«, fragte Kamose. »Warum wolltest du mich so rasch sehen?«
    Der Fischer
war völlig durcheinander.
    »Deine Mutter
ist krank, Kamose. Seit zwei Tagen arbeitet sie nicht mehr.«
    »Was hat
sie?«
    »Der Wanderarzt
hat ihr Mittel gegeben, die nicht wirken. Der Bürgermeister wird einen Arzt aus
Theben rufen. Weder dein Vater noch deine Mutter haben gewagt, darum zu bitten…
Aber ich bin sicher, dass sie dich gerne bei sich hätten. Sie wissen, dass du
im Tempel zurückgehalten wirst. Ich… ich habe ihnen nicht sagen können…«
    Kamose geriet in Rage.
    »Sprich! Was
hast du ihnen verschwiegen?«
    »Wir sollten
uns gestern hier auf dem Kai treffen. Du bist nicht gekommen. Ich bin zum
Tempel gegangen. Ich habe nach dir gefragt. Die Wachen im Viertel der Schreiber
haben dich suchen lassen. Ich habe erfahren, dass du den Tempel verlassen hast,
Kamose. Wenn deine Eltern das wüssten, würden sie vor Kummer sterben.«
    »Das kannst
du nicht verstehen«, entgegnete der junge Mann barsch. »All das hat keinerlei
Bedeutung. Ich kehre mit dir ins Dorf zurück.«
    Der Fischer
und Kamose begaben sich mit eiligen Schritten zu dem Schiff, das den jungen
Mann vor mehr als drei Jahren nach Theben gebracht hatte.
    Am Rand des
Kais stand ein Greis, der sich auf einen Stock stützte.
    »Du wirst
nicht zu diesem Boot hinuntersteigen«, erklärte der Alte. »Du kommst mit mir
zurück in den Tempel.«

 
    19
     
     
     
    Kamose war
verblüfft, den Alten hier zu sehen. Der junge Mann brauchte ein wenig Zeit, um
sich von der Überraschung zu erholen.
    »Ich muss
nach Hause. Meine Mutter ist krank.«
    »Ich weiß.
Ich habe dir schon einmal geraten, nicht zu reden, wenn du nichts zu sagen
hast. Du kommst zurück in den Tempel.«
    »Ich weigere
mich. Meine Mutter wartet auf mich.«
    »Deine Mutter
wartet nicht auf dich. Dieser Fischer hat ihr versichert, dass du dich auf
deine zweite Schreiberprüfung vorbereitest. Wenn du zu ihr

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