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Die Braut des Normannen

Die Braut des Normannen

Titel: Die Braut des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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verletzten, oder?«
    »Nein, Ihr werdet freiwillig dieses Gemäuer verlassen, wenn die Zeit gekommen ist.«
    Ein Angstschauer lief ihr über den Rücken. Welche Waffe konnte er gegen sie einsetzen? Sie überdachte eine Möglichkeit nach der anderen, aber sie kam nur zu dem Schluß, daß er bluffte. Es gab nichts, womit er sie zwingen konnte, die Sicherheit des Klosters zu verlassen.
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen der Erleichterung.
    Er lächelte.
    Jetzt verlor sie die Beherrschung und vergaß völlig, daß sie sich in einem Krankenzimmer befand, sonst hätte sie diesen barbarischen Menschen niemals so laut angeschrien.
    »Solange sich auch nur ein Normanne in England aufhält, werde ich nie von hier weggehen. Niemals!«

 
3
     
    Niemals, diese Zeitspanne endete für Nichola genau acht Wochen später.
    Baron Hugh hatte seine Krankheit vollständig überwunden und am Tag zuvor das Kloster verlassen. Die Äbtissin vertraute Nichola an, daß sie ein Gespräch der beiden Barone mitangehört hatte – Royce hatte seinen Freund gebeten, in der Festung zu bleiben, bis er die Beute nach London gebracht hatte.
    »Ich glaube, Nichola, daß du diese Beute bist«, ergänzte die Mutter Oberin mitfühlend.
    »Er macht bestimmt nicht ernst«, murmelte Nichola.
    Diese Worte wiederholte sie stumm den ganzen Tag über immer und immer wieder, und in der Nacht fand sie keinen Schlaf. Royce hatte noch am Abend einen Boten mit der Aufforderung, daß Nichola ihre Sachen zusammenpacken und sich zur Abreise am folgenden Tag bereithalten sollte, ins Kloster geschickt.
    Die Äbtissin schätzte den normannischen Baron nicht als einen Mann ein, der nur drohte und nicht handelte, aber sie behielt ihre Meinung für sich. Sie packte Nicholas kleine Reisetasche und brachte sie zum Portal – nur als Vorsichtsmaßnahme, falls der Baron tatsächlich etwas geplant hatte.
    »Vielleicht geschieht ja gar nichts, wenn du vorbereitet bist, Nichola«, meinte sie.
    Nichola war schon bei Tagesanbruch fertig angezogen – sie trug ihre Lieblingskleider, die sie seinerzeit zusammen mit ihrer Mutter genäht hatte und die ihre Stimmung schon allein deshalb immer hoben. Das cremefarbene Gewand mit dem königsblauen Tuch war für das kalte Winterwetter viel zu dünn, aber sie würde ohnehin nicht ins Freie gehen, also spielte es gar keine Rolle, ob sie warm angezogen war.
    Sie lehnte das Angebot, an der Morgenandacht der Ordensschwestern teilzunehmen, höflich ab, da sie nur allzu gut wußte, daß sie viel zu aufgeregt war, um zu beten, und die anderen nur stören würde.
    Eine knappe Stunde später kam Alice, Nicholas vertrauenswürdige Dienerin, ins Kloster, um wie jede Woche Bericht zu erstatten. Die Frau war sanftmütig und ihrer Herrin treu ergeben, und glücklicherweise hatte sie ein sehr gutes Gedächtnis und konnte sich sogar die kleinsten Einzelheiten, die sich in der Burg zugetragen hatten, merken. Alice war zwar fünfzehn Jahre älter als Nichola, doch sie hatte immer noch die kindische Angewohnheit, unkontrolliert zu kichern, wenn sie nervös war.
    Und sie kicherte auch jetzt, als sie ins Vestibül lief, in dem ihre Herrin sie erwartete. »Es ist genau, wie wir gedacht haben, Mylady«, sprudelte sie hervor, dann brachte sie hastig einen Knicks zustande, ehe sie fortfuhr: »Baron Hugh hat sich für einen hübschen, langen Aufenthalt in unserer Festung eingerichtet, und Baron Royce macht sich bereit, herzukommen und Euch zu holen.«
    Nichola nahm Alices Hand und zog sie zum Fenster, dann bedeutete sie ihr, sich auf die Bank zu setzen, und nahm neben ihr Platz.
    »Konntest du in Erfahrung bringen, was er vorhat? Wie will er mich überreden, meinen Zufluchtsort zu verlassen?« fragte Nichola.
    Alice schüttelte so vehement den Kopf, daß sich ein paar graue Strähnen aus ihrem Knoten lösten. »Wir alle haben gerätselt und gerätselt, Mylady, aber niemandem ist etwas eingefallen. Baron Royce behält seine Absichten für sich. Clarise hat die beiden normannischen Ritter belauscht, aber keiner von beiden hat auch nur eine Silbe erwähnt, Mylady. Man könnte meinen, Baron Hugh wäre daran interessiert, wie Baron Royce Euch von hier weglocken will, aber ...«
    »Clarise ist doch vorsichtig? Ich möchte nicht, daß sie meinetwegen in Schwierigkeiten gerät.«
    Alice kicherte wieder. »Clarise ist Euch genauso ergeben wie der Rest der Bediensteten. Sie würde ihr Leben geben, um das Eure zu retten.«
    Nichola wiegte den Kopf hin und her. »Ich will nicht,

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