Die Braut des Normannen
daß sie ihr Leben für mich aufs Spiel setzt, und du darfst auch nichts riskieren, Alice. Du kommst zu oft hierher, obwohl ich es immer kaum erwarten kann, Neuigkeiten aus meiner Burg zu hören.«
»Sie heißt jetzt Rosewood«, flüsterte Alice.
Sie nickte besänftigend, als Nichola sie mit einem erstaunten Blick bedachte und nachfragte: »Sie haben meiner Festung einen Namen gegeben?«
»Baron Hugh ist auf die Idee gekommen, und Baron Royce war es offenbar egal. Aber noch bevor wir's richtig begriffen haben, nannten wir alle die Festung Rosewood. Es klingt hübsch, meint Ihr nicht, Mylady?« Alice ließ ihrer Herrin gar keine Zeit für eine Antwort. »Wenn ich die ganze Wahrheit sagen soll, Mylady, dann tun die beiden Barone so, als ob jetzt alles ihnen gehören würde.«
»Was haben sie außerdem noch in meinem Heim verändert?« wollte Nichola wissen.
»Sie haben einen der nördlichen Geheimgänge gefunden und verschlossen. Bis jetzt ist das der einzige Durchschlupf, den sie entdeckt haben.«
Nichola ertappte sich dabei, wie sie die Hände ineinander verkrampfte, und zwang sich, Ruhe zu bewahren. »Und mein Zimmer, Alice?« fragte sie. »Welcher der Unholde wohnt in meinem Zimmer?«
»Keiner«, erwiderte Alice. »Baron Royce hat die Tür verriegelt, und niemand darf den Raum betreten. Nur als Hugh krank war, lag er in Eurem Zimmer, aber als er nach Rosewood zurückkam, hat er ein größeres Gemach bezogen. Clarise und Ruth wurden mit der gräßlichen Aufgabe betraut, für die Normannen alles sauber zu machen ... Wollt Ihr alles hören, Mylady?«
»Ja, natürlich«, bekräftigte Nichola. »Du brauchst mich nicht zu schonen.«
»Es fällt uns allen schwer, Baron Royce zu hassen«, gestand Alice mit einem weiteren unangemessenen Kichern.
»Haß ist eine Sünde, und schon allein aus diesem Grund dürfen wir die Normannen nicht hassen«, sagte Nichola. »Trotzdem ist es erlaubt, sie nicht zu mögen, Alice.«
Die Dienerin nickte. »Aber sogar das ist schwer«, jammerte sie. »Er hat uns alle zusammengerufen, und da wir Angst um Hacon hatten, haben wir uns alle vor ihn gestellt. Wir dachten, daß Royce sich sonst wieder an die Lüge erinnert, die Hacon ihm über Euch und Eure angebliche Zwillingsschwester erzählt hat. Wißt Ihr, was geschah, Mylady? Baron Royce hat Hacon vor uns allen gelobt, weil er seine Herrin so tapfer verteidigt hat, und bat ihn, sich vor ihn zu knien und auch ihm die Treue zu versprechen. Er hat Hacon nichts befohlen, er hat ihn wirklich gebeten !« Glucksen und Kichern folgten dieser Erklärung, dann preßte Alice plötzlich die Hand auf ihre Brust und holte tief Luft. »Der Baron hat Hacon sogar beim Aufstehen geholfen, nachdem der Alte den Treueeid abgelegt hatte. Auf jeden Fall waren wir alle ziemlich durcheinander wegen Royces Freundlichkeit. Wir waren uns sicher, daß er Hacons Kopf fordert und nicht seine Treue.«
»Wer weiß schon, was diesen Barbaren im Kopf herumspukt«, meinte Nichola.
»Der Baron erhebt niemals die Stimme gegen einen von uns. Clarise denkt, daß das daran liegt, daß er schon ein älterer Herr ist, wenn auch nicht so alt wie sein Freund, der Baron Hugh. Myrtle hat einmal aus Versehen einen ganzen Krug Ale über seinen vollen Teller geschüttet, und wenn Ihr meint, er hätte sie deswegen geschlagen, dann täuscht Ihr Euch. Er ist nur aufgestanden, hat sich an einen anderen Platz gesetzt und das Gespräch mit seinem Freund wiederaufgenommen, als ob gar nichts passiert wäre.«
Nichola wollte nichts mehr von Royce hören. »Und was macht Baron Hugh?« erkundigte sie sich.
»Er singt Loblieder auf Euch, Mylady«, antwortete Alice. »Er hat seinem Freund erzählt, daß Ihr in gepflegt, in den Nächten an seinem Bett gewacht und ihm feuchte Tücher auf die Stirn gelegt habt, wenn ihn das Fieber schwer plagte. Ihr habt ihm Trost zugesprochen, meint er ...«
»Ich habe ihm keinen Trost zugesprochen«, unterbrach Nichola sie. »Ich wollte nur Schwester Felicity helfen. Sie ist, wie du weißt, schon sehr alt und schwach, und weil ich ohnehin nachts an Justins Bett saß, habe ich mich auch um Hugh gekümmert, das war alles.«
»Baron Hugh sagt, daß Ihr ein gütiges Herz habt... Aber, Mylady, Ihr braucht kein so finsteres Gesicht zu machen, er sagt ja nur die Wahrheit. Und außerdem behauptet er, Ihr hättet ihn immer wieder ganz schnell im Schach geschlagen.«
Nichola lächelte.
»Hugh hat sich ziemlich gelangweilt, solange er ans Bett gefesselt war«,
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