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Die Braut des Normannen

Die Braut des Normannen

Titel: Die Braut des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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bleiben sollt«, kommandierte er, als sie Anstalten machte, vom Pferd zu steigen.
    Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, aber sein strenger Ton machte sie vorsichtiger. »Gebt mir meinen Sohn, und ich tue alles, was Ihr von mir verlangt.«
    Er tat so, als hätte er sie nicht gehört, und trat mit dem Kind durch das Portal. Es dauerte zehn nervenaufreibende Minuten, bis er wieder herauskam.
    Das Baby war nicht mehr bei ihm, dafür brachte er Nicholas Reisetasche mit und band sie am Sattel fest, ehe er sich hinter sie auf den Pferderücken schwang.
    »Sorgt die Äbtissin dafür, daß Ulric wieder nach Hause gebracht wird?«
    »Nein.«
    Nichola wartete auf eine Erklärung, aber dieser unverschämte Kerl zog sie schweigend auf seinen Schoß und deckte sie erneut mit seinem Umhang zu.
    »Wer kümmert sich um Ulric?«
    Die Sorge, die in ihrer Stimme mitschwang, milderte seine strenge Haltung ein wenig. »Ulric wird im Kloster bleiben, bis man endgültig über Eure Zukunft entschieden hat.«
    »Wie konntet Ihr die Äbtissin dazu bewegen, Ulric bei sich zu behalten?«
    »Ich habe ihr einen Handel angeboten, den sie nicht ausschlagen konnte«, erwiderte Royce.
    Sie hörte den amüsierten Unterton und versuchte, sich umzudrehen, umsein Gesicht zu sehen, aber das ließ er nicht zu.
    »Was war das für ein Handel?«
    Sie ritten schon an, als er antwortete: »Als Gegenleistung dafür, daß sie sich um Ulric kümmert, habe ich ihr versprochen, von jetzt an für Justins Wohlergehen zu sorgen.«
    Das erstaunte Nichola. »Wie konntet Ihr so ein Angebot machen? Justin liegt im Sterben, habt Ihr das vergessen?«
    Er ächzte. »Er wird nicht sterben«, behauptete er fest. »Ich bin sicher, daß Ihr das auch ganz genau wißt. Justin mag vielleicht nicht mehr leben wollen, aber er wird bestimmt nicht sterben, Nichola.«
    Als sie zu einer Erwiderung ansetzte, preßte er seine Hand auf ihren Mund. »In den letzten zwei Monaten hat es in Eurem Land eine Menge Veränderungen gegeben. England gehört jetzt uns, und William ist ebenso Euer König wie der meine.«
    Diese Neuigkeit nahm Nichola jeglichen Mut. Er sagte die Wahrheit, sie hatte selbst schon gehört, daß alles anders geworden war, und obwohl die Nonnen ein abgeschiedenes Leben führten, waren Gerüchte über die letzten Ereignisse bis ins Kloster gedrungen. Nichola war sich bewußt, daß die angelsächsische Verteidigung auf dem Schlachtfeld bei Hastings endgültig niedergeschlagen worden war.
    »Trotzdem habt Ihr kein Recht, der Äbtissin solche absurden Versprechungen zu machen. Justin ist mein Bruder, und ich werde mich um ihn kümmern«, sagte sie.
    Er schüttelte den Kopf.
    Am liebsten hätte sie ihn geschlagen. »Wenn Ihr auch nur einen Funken Mitgefühl im Leibe hättet, würdet Ihr erlauben, daß ich in diesen schwierigen Zeiten an der Seite meines Bruders bleibe und ihm den Trost gewähre, den er so nötig braucht.«
    »Das letzte, was Euer Bruder braucht, ist Trost.«
    Er klang so selbstsicher – seltsam, aber gerade diese Haltung machte ihr Hoffnung. Es wäre möglich, daß Royce Justins Zukunft beeinflussen konnte. Nichola hatte schreckliche Angst um ihren Bruder. Was sollte aus ihm werden? Wie konnte er je lernen, sich allein in dieser feindseligen Welt zurecht zu finden?
    »Und was, glaubt Ihr, braucht er?« erkundigte sie sich.
    »Jemanden, der ihm beibringt, wie man überlebt. Mitleid erhält ihn nicht am Leben, aber geeignete Körperertüchtigung und Übungen werden ihm helfen.«
    »Habt Ihr vergessen, daß Justin nur noch eine Hand hat?«
    Royce lächelte. »Das ist mir bewußt.«
    »Trotzdem glaubt Ihr, daß er solche Exerzitien durchstehen kann?«
    »Ja.«
    »Wie kommt Ihr nur auf solche Gedanken?«
    »Ich habe das schon sehr oft getan, Nichola«, legte er ihr geduldig dar. »Ich bilde schon sehr lange Männer für den Kriegsdienst aus.«
    Sie war erstaunt über das Zugeständnis, das er Justin mit diesem Angebot machte, aber gleichzeitig ängstigte sie sich um ihren Bruder. Konnte sie diesem Normannen wirklich vertrauen? »Wie wollt Ihr Euer Versprechen einhalten, wenn Ihr eines Tages in die Normandie zurückkehrt?«
    »Wenn ich tatsächlich in die Normandie zurückkehre, wird Justin mit mir kommen.«
    »Nein«, rief sie aus. »Ich lasse nicht zu, daß Ihr mir meinen Bruder wegnehmt.«
    Er hörte deutlich, daß sie in Panik war, und drückte sie an sich, um sie ein wenig zu besänftigen. Natürlich verstand er ihre Aufregung  – sie hatte schon einen

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