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Die Braut des Normannen

Die Braut des Normannen

Titel: Die Braut des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Minuten später stellte sie sich schlafend. Sobald sich die Soldaten für die Nacht eingerichtet hatten, wollte sie sich davonstehlen. Die Gegend war ihr bekannt – sie befanden sich in einem Wald, der zu Baron Norlands Besitz gehörte und südlich ihrer eigenen Ländereien lag, und der Weg zum Kloster würde nicht allzu beschwerlich sein. Nichola rechnete damit, daß sie einen ganzen Tag brauchen würde, bis sie ihr Ziel erreichte, da sie sich im Schutz der Bäume halten und die offizielle Straße meiden mußte.
    Sie gähnte. Die Wärme des Feuers entspannte sie, und ihre Müdigkeit überwältigte sie. Sie schlief ein.
    Royce wartete, bis er sicher sein konnte, daß sie fest schlief, dann ließ er sich gegenüber von ihrem Zelt nieder, lehnte sich mit dem Rücken an einen Baumstamm und schloß die Augen. Er glaubte nicht, daß sie durchbrennen würde, bevor es ganz ruhig im Lager geworden sei. Das ließ ihm ein oder zwei Stunden Zeit, ein bißchen Ruhe zu gewinnen – und Frieden.
    Nichola schreckte mitten in der Nacht auf und entdeckte Royce sofort. Sie beobachtete ihn lange, bis sie ganz sicher war, daß er schlief.
    Er sah sehr friedlich und auch zufrieden aus. Sein Helm lag neben ihm, und sein linker Arm ruhte auf dem Zaumzeug – seine Hand war nur ein paar Zentimeter von seinem Schwert, das er noch umgeschnallt hatte, entfernt.
    Er war unbestreitbar ein gutaussehender Mann. Sein dichtes, dunkelbraunes und leicht gewelltes Haar war viel länger als allgemein üblich – sogar länger als es die anderen normannischen Barbaren trugen.
    Nichola lief ein Schauer des Widerwillens über den Rücken. Wie konnte sie nur daran denken, daß er ein beachtlicher Mann war, wenn er doch versuchte, ihr Leben zu ruinieren? Er betrachtete sie als einen Besitz, einen Preis, den man einem Ritter überreichen würde.
    Diese Ungeheuerlichkeit trieb sie an. Sie fand ihre Schuhe unter der Decke und schlüpfte hinein. Ihre Zehen waren kalt, und sie spürte sie nicht. In dieser Nacht wehte ein eisiger Wind, und der lange Weg zurück ins Kloster erschien ihr mit einem Mal wie eine Tortur. Bei diesem Gedanken hätte sie beinah laut aufgestöhnt.
    Nichola wickelte sich in Royces Umhang und schlich lautlos zu dem Wald hinter der Lichtung. Keiner der Soldaten schenkte ihr besondere Beachtung, obwohl einer der drei Männer, die am nächsten am Feuer standen, direkt in ihre Richtung sah. Da er nicht nach ihr rief, schien er wohl anzunehmen, daß Nichola ein paar Minuten für sich sein wollte.
    Sobald sie dem Lager den Rücken gekehrt hatte, bedeutete Royce den Soldaten, daß sie sich nicht von der Stelle rühren sollten. Er wartete eine Weile, dann stand er auf, streckte sich und ging ihr nach.
    Er hatte damit gerechnet, daß sie weglaufen wollte, und sie hatte ihn nicht enttäuscht. Diese Frau war beherzt genug, unter solch harten Bedingungen einen Fluchtversuch zu wagen. Töricht, dachte er, aber trotzdem sehr mutig.
    Nichola lief schneller, sobald sie das Dickicht hinter sich gelassen hatte. Der fahle Halbmond spendete nur sehr wenig Licht, und Nichola war nicht in der Lage, jedes kleine Hindernis genau auszumachen. Der Weg barg ziemlich viele Tücken in sich, und sie war sehr vorsichtig, bis sie glaubte, jemanden hinter sich zu hören. Sie lief schneller und spähte dabei über die Schulter, um nachzusehen, ob sie einer der Soldaten verfolgte.
    Sie stolperte über ein verrottetes Holzstück und stürzte kopfüber in einen tiefen Graben. Immerhin besaß sie noch so viel Geistesgegenwart, ihren Kopf mit den Armen zu schützen und sich auf die Seite zu werfen, ehe sie unsanft auf den Boden aufprallte.
    Sie landete mit einem dumpfen Geräusch – und einem Fluch. Sie hatte einen Schuh und Royces Umhang verloren, und als sie sich schließlich aufrappelte und saß, bot sie einen erbärmlichen Anblick. In ihrem Haar hatte sich dürres Laub verfangen, und sie war über und über mit Schlamm und Schmutz bedeckt.
    Royce hielt sich im Hintergrund und wartete. Dieses verrückte Frauenzimmer hätte sich den Hals brechen können. Aber die undamenhaften Flüche verrieten ihm, daß sie relativ unversehrt, aber wütend war. Ihre Verwünschungen waren laut genug, um die Nonnen im Kloster zu wecken.
    Sie würde nie eine umsichtige Schachspielerin sein. Sie hatte keine Ahnung, daß man seine Schritte genau vorausberechnen mußte, und deshalb würde sie auch nie ein ernstzunehmender Gegner werden. Inzwischen hatte er schon aus ihrem Verhalten geschlossen,

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