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Die Braut des Normannen

Die Braut des Normannen

Titel: Die Braut des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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landete auf seinen harten Schenkeln, und ihr Rücken prallte gegen seine Brust, als sich sein Arm fest um ihre Taille schloß.
    Den kleinen Ulric hatte er unter den anderen Arm geklemmt, und das fröhliche Krähen verriet, daß es dem Kind großen Spaß machte, herumgeschleudert und durch die Luft gewirbelt zu werden.
    Nichola widerte es an, ihrem Peiniger so nahe zu sein. Seine Größe erdrückte sie beinah, und durch die Hitze und die Kraft, die von seinem Körper ausging, fühlte sie sich schrecklich verletzbar.
    Sie kämpfte gegen die erneut aufkeimende Angst an, aber ihr war klar, daß sie die Schlacht verloren hatte, als sie zu zittern begann. Es war unglaublich, aber ihrem Entführer gelang es tatsächlich, ihr Entsetzen zu besänftigen. Er überreichte ihr Ulric und nahm sich sehr viel Zeit, ihr seinen Umhang ordentlich um die Schultern zu legen – mit unendlicher Behutsamkeit, wie sie verwundert registrierte. Er breitete den schweren Stoff über ihre Beine aus und zog sie sogar an seine Brust, um ihren Rücken mit seinem Körper warmzuhalten. Er ging ausgesprochen sanft mit ihr um –ebenso sanft wie zuvor mit dem kleinen Ulric.
    Er roch so gut. Nichola seufzte leise. Er war gar kein Ungeheuer. Dieses Eingeständnis nahm ihr den Wind vollkommen aus den Segeln, aber es besänftigte auch ihre Angst. Sie merkte, daß sie ihn nicht halb so sehr verabscheuen konnte, wie sie es sich wünschte. In diesem Augenblick lächelte sie zum erstenmal. Gott helfe ihr, aber sie war noch nie in der Lage gewesen, ihren Groll oder Widerwillen lange aufrechtzuerhalten, obwohl sie allen Grund dazu hatte, gerade diesen Mann zu hassen.
    Diese Erkenntnis machte sie nachdenklich, und während sie in brütendes Schweigen verfiel, schoß ihr eine Idee durch den Kopf. Sie durfte ihn nicht hassen, das wäre eine Sünde gewesen, aber sie konnte ihm trotzdem während der kurzen Zeit, die sie zusammen verbringen mußten, das Leben zur Hölle machen. Seltsam, aber dieser Entschluß heiterte sie beträchtlich auf. Immerhin gab es endlose Möglichkeiten ...
    Der barbarische Normanne hatte jede Schwierigkeit, die sie ihm bereiten konnte, verdient – schließlich bestand er ja darauf, sie nach London zu bringen, und jede Unannehmlichkeit, die sie verursachen würde, war nur ein gerechter Lohn für seine Überheblichkeit.
    Nichola drückte das Kind an ihre Brust und hauchte einen Kuß auf das Köpfchen. Ulric jauchzte glücklich, und Nichola strich ihm geistesabwesend den blonden Schopf glatt, aber der widerspenstige Flaum stand sofort wieder wie zuvor nach allen Richtungen ab.
    Royce beobachtete sie die ganze Zeit. »Wieso machen seine Haare das?« flüsterte er nah an ihrem Ohr.
    Sie wandte den Blick nicht von dem Baby ab, als sie fragte: »Was machen sie denn?«
    »Warum stehen sie so ab? Es sieht aus, als hätte ihn jemand so erschreckt, daß ihm die Haare zu Berge stehen.«
    Nichola konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Ulric sah komisch, aber auch entzückend aus. Sie verbarg ihre Belustigung vor dem Normannen. »Er ist vollkommen«, erklärte sie.
    Royce stimmte weder zu, noch stritt er es ab.
    »Ihr plant doch nicht, Ulric mit nach London zu nehmen, Baron? Die Reise wäre viel zu anstrengend für ihn.«
    Er ignorierte ihre Frage, trieb schweigend seinen Hengst vorwärts und hielt erst vor dem Eisentor an. Dann schwang er sich mit einer geschmeidigen Bewegung aus dem Sattel. »Ihr wartet hier«, befahl er und preßte eine Hand auf ihren Schenkel. »Habt Ihr mich verstanden?«
    Seine Berührung schmerzte, und Nichola legte ihre Hand auf die seine und schob sie weg. Sie war nicht bereit, irgendeinem Befehl, den er ihr gab, Folge zu leisten. Er hielt ihre Finger fest und drückte sie drohend.
    »Ich habe verstanden, ich bleibe hier«, schwindelte sie und hoffte, daß diese Lüge nicht als Sünde galt – schließlich war der Normanne ihr Feind, und Gott stand noch immer auf ihrer Seite. Er wird mir helfen zu entkommen, überlegte sie. Sobald der Normanne das Kloster betrat, würden sie und der kleine Ulric zu der Straße, die nach Norden führte, fliehen.
    Und was dann? Die Männer des Barons würden es sicherlich sofort merken, wenn sie den Versuch unternahm, sich aus dem Staub zu machen. Sie verwarf ihren kühnen Plan auf der Stelle, da Royce den kleinen Ulric in seine Arme nahm.
    »Gebt ihn mir zurück«, verlangte sie.
    Royce schüttelte den Kopf.
    »Was habt Ihr vor?« wollte sie wissen.
    »Ich habe Euch gesagt, daß Ihr hier

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