Die Braut des Normannen
Normannen offensichtlich sehr geborgen.
Nein, Ulric war nicht in Gefahr, aber sie war es. Es war nur noch eine Frage von Minuten, bis der schneidende Wind sie in einen Eisblock verwandelt hatte.
Nichola rieb sich die Arme und trat von einem Fuß auf den anderen, um die Taubheit aus ihren Zehen zu vertreiben. »Gebt mir meinen Sohn«, forderte sie erneut, aber diesmal klang ihre Stimme nicht mehr so überzeugend.
»Ist er Euer Sohn?«
Noch ehe sie die Frage beantworten konnte, brabbelte Ulric ein einziges Wort: »Mama.« Daß das Kind dabei in ihre Richtung schaute, nutzte Nichola sofort zu ihrem Vorteil.
»Natürlich ist er das«, behauptete sie. »Ihr hört ja selbst, daß er mich Mama nennt.«
Es war nicht zu übersehen, daß Royce in Rage geriet.
»Madam, in der letzten halben Stunde nannte das Kind mich, mein Pferd und seine eigenen Fäuste >Mama<. Ihr strapaziert meine Geduld«, fügte er mit finsterem Blick hinzu. »Habt Ihr vor, hier stehenzubleiben, bis Ihr erfroren seid, oder wollt Ihr endlich zugeben, daß Ihr geschlagen seid?«
Sie nagte eine ganze Weile an ihrer Unterlippe, bevor sie erwiderte: »Ich gebe lediglich zu, daß Ihr mich mit einer abscheulichen Schurkerei übervorteilt habt, aber mehr Zugeständnisse könnt Ihr von mir nicht erwarten.«
Das stellte ihn schon zufrieden. Er nahm seinen Umhang, den er um die Hüften geschlungen hatte, und warf ihn ihr zu.
»Zieht das an.«
»Ich danke Euch.«
Sie hatte so leise gesprochen, daß er nicht sicher war, ob er sie richtig verstanden hatte. »Was sagtet Ihr?«
»Ich habe mich bei Euch bedankt.«
»Wofür?« fragte er verwirrt.
Sie zuckte mit den Schultern. »Für die freundliche Gabe«, entgegnete sie. »Es ist nie besonders sinnvoll, grob zu sein. Wir Angelsachsen wissen das, aber ich schließe aus Eurem Gesichtsausdruck, daß die Normannen nicht so klug sind. Das ist einer der Gründe, weshalb Ihr England in Ruhe lassen und dorthin zurückkehren solltet, wohin Ihr gehört. Die Kulturen unserer Völker sind zu verschieden, als daß man sie unter einen Hut bringen könnte.«
Guter Gott, diese Frau konnte einen wirklich auf die Palme bringe, dachte Royce und stöhnte. »Sind alle Angelsachsen so dämlich wie Ihr?«
Sie zog seinen schweren Umhang enger um die Schultern und funkelte ihn böse an. »Wir sind nicht dämlich, wir sind zivilisiert.«
Er lachte. »So zivilisiert, daß die angelsächsischen Männer und Frauen ihre Körper bemalen? Ihr braucht gar nicht den Kopf zu schütteln, ich habe die heidnischen Zeichen und Symbole auf den Armen und den Gesichtern der Soldaten mit eigenen Augen gesehen. Sogar Eure Kirchenfürsten halten diese Sitte für verwerflich und überkommen.«
Das war tatsächlich ein gewichtiger Beweis für mangelnde Kultiviertheit, aber Nichola war nicht bereit, das einzugestehen. Sie hielt diese Bemalungen ja auch für rückständig, aber wie auch immer, gerade jetzt über so etwas zu sprechen, war mehr als lächerlich.
»Weshalb könnt Ihr mich nicht einfach in Ruhe lassen?«
Der gepeinigte Tonfall ließ ihn aufhorchen. In der einen Minute stritt sie mit ihm über sein Benehmen, und in der nächsten flehte sie ihn an und sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.
»Das würde ich sehr gern tun, glaubt mir, aber es ist meine Pflicht, Euch nach London zu bringen, und Eure Pflicht ist es ...«
»Für irgendeinen Mann die Kriegsbeute oder eine Art Auszeichnung zu sein. Ist das nicht der wahre Grund, weshalb man mich nach London schleppt?«
Sie war wieder in Rage. Ihre Launen wechselten so rasch und übergangslos, daß er nur noch staunen konnte. Und er freute sich auch. Eine wütende Frau war ihm weitaus lieber als eine weinende.
»Ich habe nicht vor, Euch den ganzen Weg bis nach London zu schleppen, aber die Idee hat was für sich.«
Sie hätte am liebsten geschrien, als sie sein Hohn traf. »Ihr stellt meine Geduld auf eine harte Probe«, fauchte sie.
»Und Ihr die meine«gab er zurück, als sie seine ausgestreckte Hand zum zweiten mal beiseite stieß.
»Wenn ich schon nach London muß, dann werde ich zu Fuß gehen. Auf keinen Fall ...«
die Ankündigung wurde nie vollständig ausgesprochen, weil Royce die Angelegenheit in die Hand nahm – im wahrsten Sinne des Wortes. Ehe Nichola begriff, was er vorhatte, beugte er sich seitlich aus dem Sattel, umfaßte ihre Taille, und hob sie auf seinen Schoß. Alles geschah so schnell, daß sie nicht einmal Zeit hatte, Luft zu holen. Ihr Hinterteil
Weitere Kostenlose Bücher