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Die Braut des Normannen

Die Braut des Normannen

Titel: Die Braut des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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es ziemlich kalt in der Halle, und Royce strahlte eine so unglaubliche Hitze aus – sie wollte ja nichts weiter, als sich ein bißchen an ihm wärmen.
    Sie rutschte ein wenig hin und her, bevor sie antwortete: »Meine Hände brennen noch ein bißchen, aber es ist zu ertragen, Royce.«
    Er strich ihr wieder über die Schultern. Das gefiel ihr, sie mochte seinen Duft –  Royce roch so frisch, so männlich. Als er jetzt wieder eine Unterhaltung mit seinen Freunden begann, fühlte sie sich nicht mehr so ausgeschlossen wie zuvor, weil er ab und zu ihren Nacken streichelte oder ihren Arm berührte, nur um sie wissen zu lassen, daß er sie nicht vergessen hatte, zumindest glaubte sie das.
    König William erhob sich plötzlich und winkte mit der Hand, um sich Gehör zu verschaffen. Dann befahl er Sir Clayton vorzutreten.
    Ein großer, hagerer Mann mit einer langen schmalen Nase und Hängebacken löste sich aus einer Gruppe und verbeugte sich tief. Er war mit einem purpurfarbenen Gewand bekleidet und hatte einen roten Umhang über seine Schulter geworfen.
    König William nahm Platz, und alle anderen, die nach dem Essen umhergeschlendert waren, beeilten sich, auf ihre Stühle zurückzukehren. Stille senkte sich über den Saal.
    Clayton winkte mit einer affektierten Geste seine Helfer zu sich. Zwei junge Männer postierten sich links und rechts von ihm, und beide hielten Trompeten in den Händen.
    Nichola war neugierig geworden und richtete sich auf. Sie vermutete, daß die drei die Gesellschaft mit ihrer Musik erfreuen würden.
    König William klatschte in die Hände, und die beiden jungen Männer bliesen in ihre Trompeten und traten vor ihren Herrscher. Clayton folgte ihnen.
    Royce beobachtete wie alle anderen die Szene, lehnte sich zurück und bedeutete Nichola, dasselbe zu tun.
    Sie lächelte: »Werden sie uns ein Ständchen bringen?« flüsterte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Clayton ist der Herold«, erklärte er knapp.
    Nichola verstand gar nichts. Natürlich gab es bei den Angelsachsen auch Herolde, und sie wußte, daß ein Herold sozusagen das lebende Gedächtnis einer Gesellschaft war und daß er dem Volk alle bedeutenden und historischen Ereignisse verkündete. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, was Clayton den Gästen jetzt mitzuteilen hatte.
    »Will er von euren Siegen und der Schlacht bei Hastings berichten?« fragte sie leise.
    Wieder verneinte Royce. »Er wird eine ganz besondere Legende erzählen, Nichola. Hör gut zu, dann wirst du bald alles verstehen.«
    Clayton hatte seine Geschichte bereits begonnen, und Nichola hörte gerade noch seine Erklärung, wie wichtig es sei, daß die großen Festungen und einträglichen Besitztümer des Landes im Namen König Williams erobert worden waren.
    Die Stimme des Herolds war kräftig, aber trotzdem melodisch, und in kürzester Zeit war Nichola vollkommen gefangen von seinem bemerkenswerten Vortrag.
    Clayton machte eine Pause und drehte sich lächelnd zu Nichola um, dann wandte er sich wieder an seinen König und erzählte weiter. »Drei normannische Ritter wurden ausgeschickt, um eine bedeutende angelsächsische Festung einzunehmen und die Kriegsbeute einzutreiben –  alle drei versagten.
    Sir Gregory war der erste, der die Herausforderung annahm. Der beherzte, junge Krieger war begierig darauf, seinem obersten Kriegsherrn seine Tapferkeit zu beweisen, und flehte inständig darum, diese Aufgabe erfüllen zu dürfen. Unser König erhörte seine Bitte, und der junge Ritter verkündete jedermann strahlend und selbstsicher, daß er innerhalb einer Woche siegreich zurückkehren würde. Ein Gerücht machte die Runde –  man erzählte sich, daß die Festung nicht von einem angelsächsischen Krieger verteidigt wurde, und als sich herausstellte, daß das der Wahrheit entsprach, sah es so aus, als ob diese Schlacht ein Kinderspiel werden würde. Gregory war so siegesgewiß, daß er nur dreißig Soldaten mit sich nahm und wie ein Triumphator aus dem Lager stolzierte.«
    Lautes Gelächter brandete auf. Clayton wartete, bis sich der Tumult gelegt hatte, dann seufzte er bedauernd und fuhr fort: »Leider war Sir Gregorys Rückkehr weit weniger triumphal, und er stolzierte auch nicht mehr –  dazu war er gar nicht in der Lage, denn der Pfeil, der in seinem Hinterteil steckte, machte es ihm unmöglich, aufrecht zu gehen. Sobald man den Pfeil entfernt hatte, warf sich der angeschlagene Gregory vor seinem Herrscher auf die Knie. Seinen Kopf beugte er so tief, daß er den

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