Die Braut des Normannen
verstört hat.«
»Meine Hände und Arme brennen wie Feuer«, jammerte sie. »Und ich habe in der letzten Zeit so viel Schreckliches und Aufregendes erlebt, daß ich nicht in der Verfassung bin, dir zu erlauben, mich anzurühren.«
»Mir zu erlauben ...?« Er klang eher überrascht als ärgerlich über ihre Wortwahl.
»Du weißt genau, was ich meine«, schrie sie. »Hast du denn gar kein Mitgefühl?«
Er zuckte mit den Schultern, und sie vermutete, daß das »nein« bedeutete.
Wenn sie nicht so fieberhaft nach einer Möglichkeit gesucht hätte, diesem Mann das Leben zu retten, dann wäre ihr bestimmt eine geeignete Methode eingefallen, ihn so sehr zu entmutigen, daß er freiwillig darauf verzichten würde, seine ehelichen Rechte einzufordern.
Sie schmiegte sich wieder an ihn. »Ich hasse dich nicht, Royce, aber manchmal kann ich dich nicht leiden.«
Er drückte sie fester, und sie schwiegen lange.
Während Royce darauf wartete, daß sie sich beruhigte, dachte er darüber nach, wie weich und zart sie war. Es war schön, sie in den Armen zu halten und ihren süßen Duft einzuatmen.
Sie dagegen konnte das schreckliche Gesicht der alten Frau und ihren Blick, als sie die Anordnung ausgesprochen hatte, Royce zu töten, nicht vergessen.
Royce spürte, daß sie zitterte, und verstärkte seinen Griff. Das flackernde Kerzenlicht zog seinen Blick auf sich, und plötzlich entdeckte er den Dolch auf der Truhe. Seine Miene verfinsterte sich – er hatte seinen Männern den Befehl gegeben, alle Waffen und Gegenstände, die man als solche einsetzen konnte, aus dem Zimmer zu entfernen. Obwohl er überzeugt war, daß Nichola ihn nicht töten würde, so fürchtete er doch, daß sie einen weiteren Fluchtversuch wagen und Unheil anrichten könnte.
Wenn sie einen seiner Soldaten verletzen würde, dachte er amüsiert, dann würde sie sich sicherlich sofort bei dem armen Kerl entschuldigen.
Diese Frau war ihm immer noch ein Rätsel, aber allmählich lernte er einige ihrer Eigenarten kennen.
»Nichola, denkst du immer noch an Flucht?«
»Ich bin jetzt eine verheiratete Frau.«
»Und?« hakte er nach, als sie keine Anstalten machte, weiter zu sprechen.
Sie seufzte tief. »Wenn ich fliehen würde, müßtest du mit mir kommen.«
Nichola merkte selbst, wie absurd diese Bemerkung war, gleich nachdem sie sie geäußert hatte, aber Royce lenkte sie ab, indem er fragte: »Woher kommt dieser Dolch?«
Ihr Körper spannte sich an.
»Ich weiß es nicht.«
»Doch, du weißt es«, widersprach er. »Lüg mich nicht an, Nichola.«
Lange Zeit verstrich, ehe sie wieder das Wort ergriff. »Das ist eine sehr lange Geschichte«, murmelte sie schließlich. »Du möchtest dir das alles sicher nicht heute abend anhören.«
»O doch, ich möchte es hören, und zwar jetzt gleich.«
»Eine alte Frau hat mir den Dolch gegeben.«
»Wann?«
»Heute abend. Ich will nicht darüber sprechen«, rief sie unvermittelt aus. »Ich möchte, daß du mich noch heute von hier wegbringst, bitte, Royce.«
Er tat so, als hätte er ihr Flehen nicht gehört. »Warum hat sie dir den Dolch gegeben?«
Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm alles zu erzählen – er ließ nicht locker. Außerdem war sie sich im klaren, daß sie seine Hilfe brauchte und ihn warnen mußte. »Sie sagte, daß man von mir erwartet, daß ich dich umbringe.«
Sie wartete lange auf eine Reaktion von ihm – vergeblich. Glaubte er ihr etwa nicht?
»Das ist kein Scherz«, flüsterte sie. »Man hat mich wirklich aufgefordert, dich zu töten.«
»Wie?« fragte er ungläubig. »Du kannst den Dolch nicht einmal in der Hand halten.«
»Genau das habe ich der schrecklichen Frau auch gesagt«, erklärte sie leise. »Sie sagte mir, daß ich eine andere Möglichkeit finden müßte. Royce, je mehr du an meinen Worten zweifelst, desto eher bin ich überzeugt, daß es mir gar nicht so schwerfallen würde.«
»Du könntest mich nicht töten, Nichola.«
Er strich ihr eine Strähne aus der Stirn, und diese Geste fühlte sich an wie die Liebkosung eines zärtlichen Ehemanns, der seine Frau verwöhnte.
Mein Gott, war sie müde – sicherlich war das der Grund dafür, daß ihre Augen wieder feucht wurden. »Gerade als ich überzeugt war, daß der Krieg endlich vorüber ist und wir in Frieden zusammenleben können, mußte so etwas geschehen.«
»Der Krieg ist vorbei«, sagte er bestimmt. »Du machst dir unnötige Sorgen.«
»Du glaubst mir nicht, nicht wahr?«
»Das habe ich nicht
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