Die Braut des Normannen
Missetäter unter all den Menschen ausfindig zu machen.«
»Verdammt, ich wünschte wirklich, ich könnte ihnen eine Falle stellen, dann wäre die Sache schnell erledigt, und wir hätten es hinter uns«, murmelte Royce.
»Eine Falle mit Euch als Köder?« fragte Lawrence. »Mylord, wenn es uns nicht gelingt, die Kontrolle über die Geschehnisse zu behalten, könnte Euch dabei etwas zustoßen.«
Royce zuckte mit den Schultern. »Es wäre machbar«, entgegnete er. »Aber noch möchte ich dieses Risiko nicht eingehen. Nichola muß erst in Sicherheit sein – ich werde sie nach Hause bringen. Erst wenn ich ganz genau weiß, daß ihr niemand zu nahe kommen kann, werde ich versuchen, die Schurken zu finden, die hinter dem Komplott stecken. Die Sache ist noch nicht zu Ende, Lawrence, sie werden es noch einmal versuchen, dessen bin ich ganz sicher.«
»Wann werdet Ihr aufbrechen?«
»Morgen zur Mittagszeit«, erwiderte Royce. »Ich werde gleich in der Frühe mit dem König sprechen.«
Royce entließ seinen Vasall und ging zurück in sein Zimmer. Nichola schlief ruhig. Die dunklen Ringe unter ihren Augen waren noch nicht verschwunden, und Royce wünschte, er könnte ihr wenigstens ein paar Tage Ruhe in London gönnen, bis sie sich richtig erholt hatte.
Aber ihnen blieb keine Zeit. Er würde selbst keine Ruhe finden, bis er sie in Sicherheit wußte ... Seine liebreizende Frau schien sich im Gegensatz zu ihm keinerlei Sorgen über mögliche Gefahren zu machen, sonst hätte sie niemals so friedlich schlafen können.
Er zog behutsam die Decke bis zu ihren Schultern. Frauen waren eine echte Plage – wenn Ehemänner ihnen Zuneigung und Liebe entgegenbrachten, konnte der Feind sie benutzen, um ihn zu treffen – sie konnten sie sogar als Waffe einsetzen, um ihn vollkommen zu vernichten.
Ihm lag sehr viel daran, Nichola nach Rosewood und in Sicherheit zu bringen. Er schüttelte den Kopf. Das war ein eindeutiger Hinweis, den er nicht leugnen konnte. Wie, in Gottes Namen, konnte das passieren? Und noch dazu in so kurzer Zeit? Er dachte an die Reise nach London, an diese eine Woche, in der sie ihm höllische Schwierigkeiten bereitet hatte, und schüttelte erneut den Kopf.
Dann grinste er breit. Er verstand zwar nicht, wie und weshalb es geschehen war, aber eines war sicher: Er hatte seine Frau sehr gern.
8
Die Mörder erschienen nicht bei Tagesanbruch, und das überraschte Royce keineswegs, aber er war enttäuscht.
Er ließ Nichola weiterschlafen und weckte sie erst einige Zeit später. Sie war sehr froh, als sie hörte, daß niemand versucht hatte, in ihr Gemach einzudringen.
Baron Samuel kam zu ihr, und Royce half Nichola, einen Morgenrock überzuziehen. Während der Medicus ihre Brandwunden untersuchte, blieb Royce wie ein Leibwächter neben seiner Frau stehen. Erst als Lawrence erschien, machte er sich auf den Weg zum König.
Samuel wickelte frische Verbände um Nicholas Arme und Hände. Er hatte ihr zwar versprochen, daß er sie damit verschonen würde, aber da sie sich noch heute auf den Weg zu ihrer Festung machte, hielt er es für besser, die frische, noch zarte Haut vor der Kälte und dem Winterwind zu schützen. Nichola erhob keine Einwände dagegen.
Der Arzt übergab ihr ein Päckchen mit Heilkräutern und wies sie an, täglich eine kleine Menge davon mit klarem Wasser zu vermischen und die Paste auf ihre Wunden zu streichen.
Nichola dankte ihm überschwenglich. Mary, die gutmütige Dienerin, war im Begriff, ihrer Herrin beim Ankleiden behilflich zu sein, als Royce hereinstürmte und ihr befahl, sofort das Zimmer zu verlassen.
»Es wäre mir lieber, Mary würde bleiben«, sagte Nichola. »Ich brauche ihre Hilfe, Royce.«
»Ich übernehme das«, meinte Royce. »Lawrence, du kannst dich jetzt um deine persönlichen Angelegenheiten kümmern. Wir brechen in einer Stunde auf.« Er nahm das Päckchen mit den Heilkräutern in die Hand. »Was ist das?« wollte er wissen.
Nichola erklärte es ihm. Als sie geendet hatte, ging Royce zum Kamin und warf das Päckchen ins Feuer. Nichola war zu verblüfft, um ihn zurückzuhalten.
»Warum, um Himmels willen, hast du das getan?«
Er gab ihr keine Antwort, und offenbar besserte sich seine Laune auch nicht, als er Nichola half, sich anzuziehen. Schließlich, als sie ihn bat, ihr das Haar zu frisieren, willigte er ein, Mary zurückzurufen. Solche niedrigen Dienstbotenaufgaben konnte man ihm nicht zumuten, aber er nahm sich vor, die Zofe nicht aus den Augen zu
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