Die Braut des Piraten
Blickes zwischen den Hausleuten. Eines ängstlichen Blickes. Der Mann hob den Krug an die Lippen und schluckte laut. Als er ihn absetzte, zitterten seine Finger.
»Nun denn«, sagte Giles gemütlich. »Sprechen wir über Mr. Caxton, ja?«
»Wir wissen nichts von ihm«, brauste der Mann auf. »Wir nehmen nur sein Geld, und er kommt und geht nach Belieben.«
»Was nicht sehr oft sein dürfte«, bemerkte Giles und lehnte sich an die Wand, die Hände tief in den Taschen seiner Breeches. »Wo hält er sich auf, wenn er nicht hier ist?«
»Woher sollen wir das wissen?« Prue wischte die Hände an ihrer Schürze ab. »Wie mein Mann sagt, sind wir froh über das Geld. Fragen stellen wir nicht.«
»Na ja, vielleicht könntet Ihr ein wenig nachdenken«, schlug Giles vor und winkte seine vor der Tür stehenden Männer mit dem Zeigefinger näher heran. Sie traten vor. Ihr Schatten fiel auf den Eingang und schloss die letzten Reste des Abendlichts aus.
»Sicher wisst Ihr etwas, das mir weiterhilft«, fuhr Giles einschmeichelnd fort. »Freunde? Besucher, wenn er da ist? Wohin er geht, wenn er nicht da ist?«
Prue schüttelte den Kopf. »Wir sagten es schon, Sergeant. Wir wissen rein gar nichts.«
Giles seufzte schwer. »Gute Frau, das kann ich nicht glauben«, sagte er bedauernd. »Vielmehr glaube ich, dass Ihr einiges über diesen Mr. Caxton wisst. Und meine Aufgabe ist es, dies herauszufinden. Daher begeben wir uns jetzt an einen stillen Ort und unterhalten uns weiter.«
Auf sein Zeichen drangen die Männer in das kleine Haus ein. »Ihr könnt uns nicht abführen!«, protestierte Yarrow in gepresstem Ton. »Wir sind brave, gesetzestreue Bürger.« Sein Gesicht verzerrte sich vor Angst, als die Männer ihn packten.
»Mein Mann hat Recht«, erklärte Prue, deren Ton fester war als der ihres Mannes. »Habt Ihr einen Befehl oder dergleichen?«
»Ein Schreiben des Kommandanten«, sagte Giles. »Ist Euer Gewissen rein, habt Ihr nichts zu befürchten.«
Prue schnaubte ungläubig, protestierte aber, anders als ihr Mann, nicht, als sie hinauseskortiert wurde.
»Sollen wir abschließen?«, heuchelte Giles Besorgnis. »Oder sollen wir die Tür offen lassen, für den Fall, dass Euer Mieter kommt?«
»Dreht den Schlüssel um«, sagte Prue bissig. »Er hängt am Haken hinter der Tür.«
Giles kam der Aufforderung nach und folgte dann der Prozession die Holyrood Street hinunter zum Kai. Man würde die Yarrows per Schiff nach Yarmouth Castle verfrachten, wo man sie in aller Abgeschiedenheit verhören konnte.
Er spürte die Blicke, die ihnen folgten und sah die hastig geschlossenen Türen, als sie vorübergingen. Er war zufrieden, dass diese kleine Razzia die gewünschte Wirkung zeitigte. Wurden Bürger verhaftet und abgeführt, wirkte das immer einschüchternd. Noch einige Razzien dieser Art, und die Loyalität der Leute für Mr. Caxton würde ins Wanken geraten – falls dieser tatsächlich der Gesuchte war.
Die Yarrows würden ihm die Antwort liefern. Giles rechnete damit, dass der Mann zuerst nachgeben würde. Es war sonderbar, dass sich das so genannte schwächere Geschlecht nicht so leicht einschüchtern ließ – eine Tatsache, die ihm schon oft aufgefallen war.
Vielleicht sind sie durch die Schmerzen der Geburt abgehärtet, dachte er, während er zusah, wie seine Gefangenen zum Kai geschafft wurden und schließlich im Boot über den Medina River transportiert wurden. Dann drehte er sich zu seinem Pferd um. Er würde auf Carisbrooke seinen Erfolg melden und erst wieder mit seinen Gefangenen zusammentreffen, wenn sie in Yarmouth an Land gingen.
Mike wartete schon am Strand der kleinen Bucht, als Anthony das Beiboot ans Ufer steuerte. »Sieht nach schlechtem Wetter aus«, bemerkte Mike, als er sich bückte, um das Boot auf den Sand zu ziehen.
Anthony sprang auf den nassen Sand, Strümpfe und elegante Stiefel aus geprägtem Leder in der Hand. Er hob die Nase in den Wind. »Zu diesem Schluss kam ich auch. Eine gute Nacht für ein Wrack, würde ich sagen.«
Mike vernahm den nachdenklichen Ton und wartete auf mehr. Schlug der Herr diesen Ton an, bedeutete es, dass er einen sorgfältig ausgearbeiteten Plan zu erklären gedachte.
»Ich glaube, es ist Zeit, dass etwas unternommen wird, Mike. Wir wollen für alle, die möglicherweise schmutzige Sachen im Sinn haben, später eine kleine Überraschung vorbereiten.«
»Vor St. Catherine's Point?«
»Ja. Einige Besatzungsmitglieder der
Wind Dancer
stehen in Bereitschaft und
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