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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Dichter des Landes anzutreffen gewesen, doch Carisbrooke mangelte es an diesen Raffinessen.
    Olivia nahm an der Konversation nur am Rand teil, glücklich, dass sie einen unverfänglichen Standort gefunden hatte und nicht gezwungen war, Banalitäten mit Fremden auszutauschen. Ihr Blick überflog die Halle, wobei sie Anthonys neuerliches Erscheinen halb fürchtete, halb herbeisehnte. Es war für ihn so gefährlich … Welches Spiel spielte er? War Caxton sein wirklicher Name oder ein Deckname? Hieß er Anthony oder Edward? Besaß er wirklich einen Familiensitz auf dem Festland? Er hatte von einer Tante gesprochen … von einer Tante, die seine Hemden bestickte. Es klang so absurd, so unwahrscheinlich.
    »Olivia, meine Liebe …«
    Olivia zuckte zusammen, als die Stimme ihres Vaters ihre Gedanken störte.
    Er lächelte. »Habe ich dich erschreckt?«
    »Ach, ich war meilenweit entfernt«, sagte sie und sah Catos Begleiter an.
    »Darf ich dir Godfrey, Lord Channing, vorstellen«, sagte Cato.
    Godfrey beugte sich tief über Olivias Hand. »Lady Olivia, es ist mir eine Ehre.« Er hob den Blick und lächelte gewinnend.
    Olivia spürte den ersten tiefen Schauer der Abneigung. Sie entzog ihm bereits ihre Hand, als sie knickste und die gebührenden Antworten murmelte.
Was hatte er an sich?
Da war etwas … ein Widerhall… der sie mit Entsetzen erfüllte. Seine Augen waren es. So kalt und grün, obschon er lächelte. Kalt und berechnend. Sie hatte diese Augen schon einmal gesehen, nein, nicht die Augen, aber den Ausdruck. Und sein Mund, dieser dünne Strich. Ein grausamer Mund. Es kam ihr so vor, als kenne sie ihn schon seit langem.
    »Den ganzen Abend hoffte ich, Eure Bekanntschaft zu machen, Lady Olivia«, sagte Godfrey herzlich lächelnd. »Ich bin zuversichtlich, Euch und Lady Granville eines Nachmittags einen Besuch abstatten zu können.«
    »Ja … ich meine, diese Frage solltet Ihr an meine Stiefmutter richten.« Olivia deutete auf Phoebe, die sich vom Dichter abgewendet hatte, als sie ihren Gatten näher kommen sah.
    »Lord Channing, wenn ich nicht irre?«, sagte Phoebe mit bereitwilligem Lächeln. Sie musterte Olivia kurz, und sofort erwachte ihre Sorge. Olivia war noch bleicher als zuvor. »Nun, auf Chale führen wir kein sehr geselliges Leben«, sagte Phoebe ausweichend.
    »Ach, ich erwarte mir keine Lustbarkeit, Madam«, beruhigte Godfrey sie. »Ich wäre glücklich, mit Euch plaudern zu dürfen.«
    Phoebe sah ihren Mann erstaunt an, der andeutungsweise die Schultern zuckte. »Nun, natürlich würden wir uns freuen, Euch begrüßen zu dürfen, Sir«, entschied sie höflich.
    »Bis später. Lady Olivia, Lady Granville, Mylord …« Godfrey verbeugte sich vor der ganzen Gesellschaft und schlenderte davon, befriedigt von seinen ersten Schritten.
    Brian. Er erinnert mich an Brian.
Der Raum drehte sich um sie, und Olivia legte eine Hand an die Kehle.
    »Cato, wir sollten gehen«, reagierte Phoebe rasch. »Olivia war heute zu lange auf den Beinen.«
    »Ja, natürlich. Ich werde den Wagen vorfahren lassen.«
    »Was ist los?«, fragte Phoebe, als ihr Mann verschwunden war. »Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.«
    So ist es,
dachte Olivia. Brian Morse war tot, von Lord Granvilles Schwert gefällt. Phoebe hatte mit angesehen, wie es geschah. Und Godfrey Channing konnte nichts für diese gewisse Ähnlichkeit. Aber jeder mit diesen Augen und diesem Mund musste Böses in sich tragen.
    Olivia tat einen tiefen, beruhigenden Atemzug. Es war lächerlich und ein Zeichen ausschweifender Fantasie, so zu denken. Hätte ihre Nacht mit Anthony nicht den längst begrabenen Albtraum entfesselt, wäre sie nie auf eine solche Gedankenverbindung gekommen. Sie musste sie rasch verdrängen, sonst würde dieses Gift alles durchdringen. Es hatte schon genug Unheil angerichtet.
    »Der Wagen steht bereit.« Cato war wieder erschienen. »Fühlst du dich schon besser, Olivia?«
    »Ja, viel besser. Es war nur eine kleine Schwäche«, beruhigte Olivia ihn und nahm seinen freien Arm.
    »Warum war Lord Channing so sehr darauf bedacht, unsere Bekanntschaft zu machen?«, fragte Phoebe, die auf der anderen Seite Catos ging. »Er ist doch kein Bewerber um Olivias Hand, oder?«
    »Mag sein, dass er solche Pläne hegt«, sagte Cato, als sie den Wagen im Hof erreichten.
    »Nein!«, rief Olivia erschrocken aus. »Einen Freier wie ihn möchte ich nicht.« Sie drehte sich um und sah ihren Vater verstört an, als er ihr beim Einsteigen half. Im

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