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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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nach dem Beutel. »Wie abgemacht. Aber erst wollen wir sehen, was Ihr habt, edler Herr.«
    Godfrey drehte sich zum Klippenpfad um. Anthony, der seine Verachtung kaum verbergen konnte, folgte ihm. Nach dem Abend auf Carisbrooke wusste er nun, mit wem er es zu tun hatte, da Klatsch, zumal solch boshafter Natur, weite Kreise zog. Er wusste mehr von Lord Channing als diesem lieb sein konnte. So wusste er, dass die Habgier des jungen Lords von Not gespeist wurde, da er hoch verschuldet war. Ein Mann, der nach Macht und Einfluss strebte, benötigte Reichtum, der ihm den Weg ebnete. Nun waren die Channings zwar vornehm, aber bettelarm, da ihre riesigen Besitztümer der Habgier und Dummheit vieler Generationen zum Opfer gefallen waren.
    Der gegenwärtige Lord Channing verfügte über eine gewisse Gerissenheit, die seiner Habgier zu Hilfe kam. Er schien gut und sorgfältig zu planen und verstand es, Männer für sich tätig werden zu lassen, die die größten Risiken an seiner Stelle trugen. Diese Gerissenheit ging freilich Hand in Hand mit einem völligen Mangel an Respekt vor menschlichem Leben … es sei denn natürlich, es ging um sein eigenes. Er nahm, wo er konnte, egal, woher es kam.
    Obschon Anthony selbst ein Leben außerhalb des Gesetzes führte, war dieser Mann in seinen Augen nichts weiter als Ungeziefer.
    Im unteren Bereich des Klippenabsturzes angelangt, wandte Godfrey sich nach rechts. Der schmale Pfad war steinig, mehr Ziegensteig als Pfad. Vorsichtig setzte er jeden Schritt, während Anthony ausschritt, als ginge er über weichen Rasen.
    Sam und sein Gefährte hielten Abstand und bewegten sich wie Gespenster im Schatten der Felsen.
    Mitten auf dem Pfad hielt Godfrey inne und wartete, bis Anthony ihn eingeholt hatte. »Legt Eure Waffen ab. Ich bin nicht so dumm, Euch die Waren zu zeigen, wenn Ihr eine Klinge tragt.«
    Anthony zuckte mit den Achseln und löste seinen Waffengürtel, den er auf den Boden legte.
    »Was habt Ihr sonst noch?«
    Anthony bückte sich und zog ein Messer aus dem Stiefel. Dieses legte er neben den Degen. Dann streckte er seine Hände aus und zuckte wieder mit den Achseln.
    Godfrey nickte. »In diese Richtung.« Er wandte sich zur Klippenwand und drängte sich durch ein Dickicht von Ranken und Unkraut. Anthony folgte ihm.
    Sie betraten eine stockfinstere Höhle. Godfrey tastete am Eingang herum. Feuerstein strich über Zunder, ein Flämmchen glomm in einer Laterne auf. Godfrey hielt die Laterne hoch, um das Licht auf die Ballen und Kisten zu lenken, die an den Wänden gestapelt waren.
    »Seht Euch um.« Er legte die freie Hand an den Degengriff und zog die Klinge ein Stück aus der Scheide.
    Anthonys Lächeln war nicht angenehm, als er das Geräusch vernahm, doch war sein Rücken Godfrey zugewendet, und der andere konnte sein Gesicht nicht sehen.
    Anthony untersuchte die Waren. Sie waren größtenteils in gutem Zustand und würden sich auf der Auktion in Portsmouth gut verkaufen. Er verabscheute Wrackräuber, war aber zu praktisch veranlagt, um einem geschenkten Gaul ins Maul zu schauen. Später, wenn Godfrey Channing ihm nicht mehr nützen konnte, gedachte er ihm drastisch zu verdeutlichen, dass er einen Irrweg ging. Im Moment wollte er ihn benutzen. Und der Sache des Königs würde dadurch geholfen.
    Er nahm ein Stück Kreide aus der Tasche, ging hin und her und markierte mit einem Kreuz, was er nehmen wollte. »Ich nehm diese vier Truhen, die gemusterten Seiden, die zwei Ballen Samt, die Brüsseler Spitze, die Kiste mit Delfter Porzellan und die andere mit venezianischem Kristall. Der Rest ist wertloser Plunder.«
    Die für einen Fischer typische gedehnte Sprechweise klang plötzlich korrekter, doch nahm Godfrey die leichte Veränderung der Vokale nicht wahr. Für ihn zählte nur, dass der Mann an einem Geschäft interessiert war.
    »Tausend Guineen«, sagte er. »Wir einigten uns auf tausend Guineen.«
    »Nur, wenn ich alles genommen hätte. Ich zahle achthundert für die Dinge, die ich auswählte. Keinen Penny mehr.«
    Achthundert waren achthundert. »Abgemacht.« Godfrey rieb sich die Hände. »Wie wollt Ihr die Sachen fortschaffen?«
    »Das überlasst nur mir, junger Herr.« Nun war es wieder der Fischer, der sprach. »Am Morgen werden sie abtransportiert.«
    »Und die Bezahlung?«
    Als Antwort warf Anthony ihm den Beutel zu. Der überrumpelte Godfrey wollte danach greifen und verfehlte ihn. Mit lautem Klirren fiel er zu Boden. Er bückte sich und hob ihn auf, ohne den spöttischen

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