Die Braut des Piraten
kann mich rühmen … ach, und was für ein schönes Kleid … wie elegant … Madam, ich bin entsetzt. Absolut entsetzt.« Er rieb ihr Kleid mit dem Taschentuch ab. »Da es Weißwein ist, bleibt hoffentlich kein Fleck.«
Olivia lauschte fassungslos diesem Wortschwall, den Seufzern und dem albernen Auflachen, die ihn begleiteten.
Er klang absolut nicht wie er selbst. Sogar die Stimmlage war höher.
»Bitte, bemüht euch nicht, Sir«, flötete sie und entzog ihm ihre Röcke, als er fortfuhr, völlig wirkungslos die feuchte Bescherung zu betupfen.
»Aber ich muss mich bemühen. Ich hoffe sehr, dass es nicht ruiniert wurde«, klagte er. »Ein so zauberhaftes Kleid unbrauchbar zu machen, ist unverzeihlich.«
»Bitte, sucht die Schuld nicht bei Euch, Sir«, zirpte Olivia schon ein wenig verzweifelt. Hätte sie geahnt, dass ihr Schachzug ihn in die Rolle eines plappernden Esels schlüpfen ließ, hätte sie sich gehütet, ihn anzuwenden.
Er richtete sich auf, sekundenlang trafen sich ihre Blicke. Die laute Menge um sie herum schien zurückzuweichen, und sie standen allein und wie aneinander gekettet da.
Da verbeugte Anthony sich schwungvoll. »Edward Caxton zu Euren Diensten, Madam«, sagte er. »Nie im Leben war ich so beschämt. Wie kann ich das wieder gutmachen?«
Olivias Augen flackerten. In Gegenwart des Königs war Anthony also Edward.
»Bitte … bitte, sagt, wie ich den Schaden wieder gutmachen kann«, bettelte er. »Wenn Ihr das Kleid auszieht, könnte ich versuchen … aber natürlich … wie ließ sich das hier bewerkstelligen?«
Olivia schüttelte den Kopf und murmelte: »Lass das!«
»Madam, ich protestiere. Ihr trefft mich bis ins Mark«, erwiderte er jammernd, eine Hand theatralisch aufs Herz pressend. »Mir nicht zu gestatten, alles zu tun, um meine Ungeschicklichkeit wieder gutzumachen.«
Olivia wusste nicht, ob ihr nach Lachen oder Schreien zu Mute war. »Glaubt mir, Sir, es ist
nichts.«
»Wie gütig von Euch.« Er seufzte dramatisch. »Aber ich weiß sehr wohl, dass solche Behauptungen oft das Gegenteil bedeuten. Ich denke an einen Zwischenfall von neulich.« Er sah sie mit einfältigem Lächeln und spöttischem Schimmer in den Augen an.
Olivia öffnete ihren Fächer mit einer lockeren Handbewegung. Ihr Ton war ruhig und gelassen. »Weilt Ihr oft im Audienzsaal des Königs, Mr. Caxton?«
»Wenn es um Geschäfte geht«, gab er zurück. Lächeln und Blick waren unverändert.
Geschäfte?
Natürlich Geschäfte eines gedungenen Söldners. Olivia dachte an seine zynische Bemerkung, dass er seine Dienste an den Höchstbietenden verkaufte. War hier der König der Höchstbietende?
»Und dein Geschäft erfordert, dass du den Idioten mimst?«, fragte sie leise hinter ihrem Fächer hervor.
Der Schimmer in seinen Augen verstärkte sich. »Madam, ich muss protestieren. Das ist zu unliebenswürdig von Euch«, kam es leise von seinen Lippen. »Solche Pfeile ertrage ich nur, wenn sie aus dem Köcher einer so schönen Frau kommen.«
»Olivia … Olivia, ist alles in Ordnung? Hast du Kopfschmerzen? Ich sah dich straucheln.« Plötzlich stand Phoebe neben ihr und sah Olivias unbekannten Gesprächspartner mit einem Anflug von Hochmut an.
Anthony setzte wieder sein einfältiges Lächeln auf und stürzte sich erneut in Selbstanklagen. »Wie linkisch von mir … leider war alles meine Schuld. Diese Unbeholfenheit. Ich war …«
»Phoebe, ich darf dir Mr. Edward Caxton vorstellen«, unterbrach ihn Olivia entschlossen. »Mr. C-Caxton, Lady Granville.«
Anthony verbeugte sich so tief, dass sein Kopf fast seine Knie berührte. »Lady Granville, ich bin entzückt. Ich wünsche nur, wir wären einander unter glücklicheren Umständen begegnet.« Er deutete bekümmert auf Olivias Kleid.
Phoebe knickste automatisch, ohne ihre Augen von Olivia abzuwenden. Hier war etwas im Gange. Olivia war offenkundig nervös, und Phoebe sah zunächst keinen Grund, weshalb dieser Mr. Caxton mit seinem eselhaften Lächeln daran schuld sein sollte. Er wirkte unbestreitbar anziehend mit seiner eindrucksvollen Figur und dem goldenen Haar, aber Olivia hatte wenig Geduld mit Dummköpfen, und dieser da war ein wahres Musterexemplar.
Natürlich war ihre Gereiztheit leicht zu erklären, wenn ihr seine Gesellschaft praktisch aufgezwungen worden war, überlegte Phoebe. Sie hatte es eilig gehabt, die Garderobe aufzusuchen, und war von diesem Idioten aufgehalten worden. Hier tat Rettung Not.
»Ich bin auf der Suche nach einem Dichter, um
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