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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Abschied und trieb das Tier zu einem kurzen Galopp an.
    Vor den Toren zu Lord Granvilles Besitz ließ er das Pony stehen und fesselte ihm die Vorderbeine, damit es sich nicht zu weit entfernte. Dann ging er ein Stück auf dem Weg zurück, um die Hindernisse zu besichtigen, die sich seinem heimlichen Eindringen entgegenstellten. Die Tore waren verschlossen. Die rote Backsteinmauer war hoch, stellte aber für jemanden, der gewohnt war, die Takelung einer Fregatte zu erklimmen, kein Problem dar.
    In Sekundenschnelle hatte er die Mauer überwunden und landete im weichen Erdreich von Lord Granvilles Garten. Im Schatten der Mauer war es sehr finster und still. Die nächtliche Stille wurde nur von Amselgezwitscher und dem Geraschel kleiner Tiere im Gebüsch gestört.
    Anthony näherte sich dem schlafenden Haus im Schutz der Bäume. Nirgendwo war Licht. Aufsteigender Rauch aus dem Küchenkamin war das einzige Anzeichen, dass das Haus bewohnt war. Seine Schritte dämpfte das Gras, als er um die Hausecke schlich.
    Die Magnolie war ein altehrwürdiger Baum mit dichtem glänzenden Laub. Ein starker Ast reichte nahezu bis zu Olivias Fenster, das höchst praktisch nur angelehnt war.
    Anthony schwang sich in das Geäst der Magnolie und kletterte rasch nach oben. Gleich darauf saß er auf dem Fenstersims von Olivias Gemach. Der Raum wurde matt vom Mond erhellt, die Bettvorhänge waren zurückgezogen, um die kühle Nachtluft an die Schläferin heranzulassen. Trotzdem hatte Olivia die Decken von sich getreten. Sie lag mit dem Rücken zum Fenster; ihr Nachthemd war verdreht und bis zur Mitte hochgeschoben, sodass ihr Unterleib nackt im Mondlicht schimmerte.
    Anthonys Lächeln vertiefte sich. Er nahm das Buch aus der Tasche und zog den Plan heraus. Die Rückseite des Papiers war leer. Er griff in die Tasche nach dem Bleistift, den er stets bei sich trug und warf wieder einen Blick zum Bett. Mit ein paar kräftigen Stichen brachte er das schlafende Mädchen zu Papier. Das fließende Haar, die Linie ihres Rückgrats, die sanft geschwungenen Hüften und die Wölbung ihrer Pobacken, die langen, unten gekreuzten Beine, die schmalen Füße mit den rosigen Fersen.
    Er prüfte seine Arbeit kritisch, indem er sie mit seinem Modell verglich, und faltete das Blatt dann zusammen. Schließlich griff er nach dem Buch auf dem Fensterbrett neben sich und steckte die Skizze zwischen die Blätter.
    Auf dem Fensterbrett sitzend zog er seine Stiefel aus und glitt dann in den Raum. Seine bestrumpften Füße verursachten kein Geräusch, als er zur Tür ging und den Schlüssel umdrehte.
    In der Mitte des Raumes stand ein Tischchen, auf dem ein offenes Buch neben einem Stapel Papieren lag. Olivia hatte ein paar Verse von Ovid übersetzt, ehe sie zu Bett gegangen war. Neugierig las er die Übersetzung, die nichts Stümperhaftes an sich hatte. Jedes Wort war sorgfältig und klug gewählt, um die Bedeutung des Originals wiederzugeben. Olivia Granvilles Gelehrsamkeit verdiente durchaus, ernst genommen zu werden.
    Lautlos näherte Anthony sich dem Bett. Er legte das Buch mit der Skizze auf das Nachttischchen und setzte sich auf die Bettkante. Olivia rührte sich und murmelte im Schlaf. Er liebkoste leicht ihre nackte Haut, zarte flatternde Streichelbewegungen seiner Fingerspitzen. Sie zuckte nervös, als würde eine lästige Fliege sie plagen. Lächelnd fuhr er fort, sie zu berühren.
    Olivia rührte sich wieder, streckte die Beine ganz aus und drehte sich auf den Rücken. Dann fuhr sie kerzengerade hoch. Ihre Augen waren aufgerissen, ohne etwas zu sehen, ihr Mund öffnete sich zu einem Schrei.
    Rasch hielt Anthony ihr den Mund zu. »Pst, meine Blume. Ich bin es.«
    Sie setzte sich zur Wehr und stieß ihn fort. Ihr Körper verrenkte sich vor Entsetzen, als sie sich von den abscheulichen geheimen Berührungen, die ihren Schlaf heimgesucht hatten, zu befreien versuchte.
    »Nicht, nicht, nicht«, murmelte Anthony in ihr Haar und hielt sie umso fester, je mehr sie sich wehrte. Er drückte ihr Gesicht an seine Brust aus Angst, sie würde schreien und damit das gesamte Haus wecken. »Verzeih mir, ich wusste nicht, dass ich dich so erschrecken würde. Pst, Liebste.« .
    Endlich durchdrangen seine Worte den Nebel des Albtraums. Langsam wurde Olivia gewahr, dass dies Anthony und nicht Brian war. Die Berührungen waren liebevoll, sinnlich und sanft gewesen. Sie hatten mit der rauen, verächtlichen Grausamkeit der Vergangenheit nichts gemein.
    Das Entsetzen wich aus ihrem

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