Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
eingehend. Seine Niederlage hatte er schon vor ein paar Zügen vorausgesehen und alles getan, um sie zu vermeiden. Und doch hatte sie ihn besiegt. Es gab kein Leugnen. Zu seiner großen Verwunderung ärgerte ihn die Niederlage.
    Sein langer schmaler Zeigefinger tippte an seinen König, dann lehnte er sich zurück und sah sie stirnrunzelnd an.
    »Sagst du noch immer, ich sei keck?«, fragte Olivia, die sich ein selbstzufriedenes Schmunzeln nicht verkneifen konnte.
    »Ich glaube, du bist mir eine Revanche schuldig«, verlangte er mit einem Lächeln im Blick. Ihre Selbstzufriedenheit hatte etwas sehr Liebenswertes.
    »Jetzt geht es darum, wer zwei von drei Partien gewinnt«, erklärte Olivia und machte sich sofort an die Aufstellung der Figuren.
    Anthony warf einen Blick zum Fenster. Die nächtliche Finsternis lichtete sich, bald würde der Morgen grauen. »Jetzt nicht«, sagte er und stand auf. »Ich muss fort.«
    Olivia folgte seinem Blick. »O ja, das musst du.« Es hörte sich enttäuscht an. »Ich weiß, dass ich auch mit Schwarz gewinnen würde.«
    »Das werden wir noch sehen, meine Blume.« Er hob ihr Kinn mit der Fingerspitze an, dann beugte er sich in einer einzigen raschen Bewegung über sie und küsste sie auf den Mund.
    Er zog sich sofort zurück, ehe sie reagieren, ehe sich ihre Augen verdunkeln konnten.
    Olivia saß reglos da. Ihr Herz klopfte heftig, und obwohl der Kuss so flüchtig und leicht gewesen war, spürte sie noch immer den Abdruck seines Mundes. Und sie spürte nur Wonne.
    »Die nächste Partie findet auf
meinem
Terrain statt«, kündigte er an und ging zum Fenster. Er setzte sich rittlings aufs Fensterbrett. »Mike wird in Verbindung mit dir treten. Tu, was er sagt.« Er tippte mit den Fingern an seine Lippen und sandte ihr noch einen Kuss, dann schwang er sich über den Sims und war verschwunden.
    Olivia ging ans Fenster und spähte hinaus. Sie glaubte ihn zwischen den Bäumen zu sehen, doch bewegte er sich so schnell und verstohlen, dass sie dessen nicht sicher sein konnte.
    Wie kam er auf die Idee, sie könnte alles liegen und stehen lassen und gelaufen kommen, wenn er rief? Glaubte er, seine Pläne seien wichtiger als ihre?
    Natürlich glaubte er das. Was immer diese verdammten Pläne waren. Sie waren so gefährlich wie ungesetzlich, das wenigstens stand fest.
    Sie ging zurück zum Bett, auf dem die Skizze, die er gezeichnet hatte, inmitten des zerknüllten Bettzeugs lag. Ihre Nackenhärchen sträubten sich, als sie die Skizze betrachtete, so sinnlich war diese. Es war, als würde er mit jedem Strich seines Stiftes den gezeichneten Körper liebkosen. Sie dachte daran, wie seine Hände sich auf ihrem Körper angefühlt hatten, als sie einander liebten.
    Sie steckte das Papier zwischen die Seiten des Aischylos-Bandes und legte sich ins Bett. Ihre Hände gruben sich unter das Kissen, ihre Finger umschlossen sein Halstuch. Sie schlief ein, das Tuch in der Hand wie jede Nacht, seitdem sie aus ihrem Traum auf der
Wind Dancer
zurückgekehrt war.

Kapitel 10
    »Aufwachen, du Schlafmütze. Es sieht dir gar nicht ähnlich zu verschlafen.« Etwa eine Stunde nach dem Aufbruch des Piraten stürmte Phoebe in Olivias Zimmer, das Baby auf ihrer Hüfte, ihren älteren Sohn an der Hand. »Ich habe herrliche Neuigkeiten.«
    Olivia rappelte sich aus dem Schlaf hoch. Diese Nacht war wirklich äußerst unruhig. Sie plinkerte Phoebe verwirrt an.
    Allmählich jedoch wurde die Welt klarer. Die ersten Sonnenstrahlen, Vogelgezwitscher, frischer Grasduft mit dem Verdunsten des Taus. Phoebes strahlendes, gewinnendes Lächeln und das leise Krähen des Babys.
    Olivia gähnte. »Was für Neuigkeiten?«
    Phoebe schmunzelte geheimnisvoll. »Dreimal darfst du raten.« Der kleine Earl of Grafton riss sich von ihrer Hand los und tappte zur Frisierkommode, wo, wie er wusste, schimmernde, verlockende Dinge aus Olivias Schatzkästlein lagen. Phoebe entfernte energisch Scheren und ein Nadelkissen, ehe seine Grübchenfinger danach fassen konnten. Dann fiel ihr Blick auf den Waschständer.
    Erstaunt sagte sie: »Was ist da auf dem Waschlappen? Der ist ja ganz rot. Hast du dich geschnitten?« Sie fasste das Stück an einer Ecke an.
    »Ach, ich probierte ein wenig Rouge aus«, haspelte Olivia. »Gestern kam ich mir so blass vor, als wir ausgingen. Aber es gefiel mir nicht.«
    Phoebe musterte sie prüfend. »Woher hast du es?«
    »Von einem Krämer.«
    »Und wo ist es? Kann ich es sehen?«
    »Ich habe es

Weitere Kostenlose Bücher