Die Braut des Ritters
machen. Was sein Vater gerade gesagt hatte, brachte ihn auf eine Idee. Wenn sie beide gemeinsam Avelyn durch ihr Lob umso rascher begreiflich machen konnten, dass ihre Cousins und ihre Cousine im Unrecht waren und sie sehr wohl ein wertvoller Mensch war, so würde das Lob weiterer Leute die Angelegenheit womöglich um ein Vielfaches vorantreiben. Und wenn gar sämtliche Soldaten und Bedienstete dazu beitrugen ...
Er sprang auf, denn er musste umgehend mit seinen Männern sprechen.
17. Kapitel
Darf ich Samson auch einmal halten? Ich verspreche, ihn nicht fallen zu lassen.“
Avelyn blickte zu David hinunter und lächelte über seine ernste Miene. Ihre Zuneigung zu dem Jungen wuchs mit jedem Tag, den er an ihrer Seite verbrachte.
Eine Woche war seit Avelyns erstem Vorstoß ins Dorf vergangen, und nun kehrten David und sie gerade von einem zweiten Ausflug dorthin zurück. Zu ihrem ständigen Begleiter war der Junge ab dem Tag gleich nach ihrem ersten Dorfbesuch geworden. Er war durch sein eigenes Ungeschick fast von einem Steinquader erschlagen worden, als er Paen zu einem Mauerabschnitt begleitet hatte, an dem die Männer noch arbeiteten. An jenem Abend hatte ihr Gemahl Avelyn gebeten, David in ihre Obhut zu nehmen, bis die Ringmauer fertig war und weniger gefährliche Aufgaben anstanden. Sie hatte sich sofort einverstanden erklärt, erfreut darüber, Paen einen Gefallen erweisen zu können, und sei es auch nur ein kleiner. Seither waren David und sie ein Zweigespann.
Wenn Avelyn auf die vergangene Woche zurückblickte, kam sie zu dem Schluss, dass diese, alles in allem, recht gut verlaufen war. Paens Eltern waren doch nur wenige Tage geblieben. Avelyn sei nicht so schwer verletzt, hatte Lady Gerville beschieden, dass sie den Burghaushalt nicht selbst führen könne - und dies auch ausgezeichnet tue, wie sie betonte. Der Zusatz hätte Avelyn fast die Tränen in die Augen getrieben, denn das Kompliment darin war ihr nicht entgangen. Lady Gerville vertraut auf meine Fähigkeiten, dachte sie, und das, obwohl ich mir selbst nicht traue. Wobei sich dies mit jedem weiteren Erfolg änderte. Sie spürte regelrecht, wie sie von Tag zu Tag selbstbewusster wurde.
Auch die Instandsetzung der Burg hatte in der letzten Woche gute Fortschritte gemacht. Die gesamte Anlage war gesäubert, das Portal des Wohnturms repariert und die Sau mitsamt Wurf umgesiedelt worden. Nur Ferkelchen Samson war geblieben. Fest entschlossen, den quirligen Kümmerling des Wurfs zu retten, hatte Avelyn ihn in der Halle behalten, als man den übrigen Schweinen die Tür gewiesen hatte. Sie hatte getan, was sie konnte, um ihn durchzubringen. Samson hatte sich in der Burg häuslich eingerichtet - oder genauer gesagt hatte er sich bei Avelyn eingerichtet. Denn wenn sie ihn nicht gerade auf dem Arm umhertrug, folgte er ihr mit fröhlich wippendem rosa Ringelschwänzchen überallhin. Das Ferkelchen schien sie für seine Mutter zu halten, was Paen einerseits erheiterte und andererseits zur Verzweiflung trieb.
Es war auch die Woche, in der Paen erstmals gemerkt zu haben schien, dass er eine Gemahlin hatte. Nicht, dass er Avelyn zuvor die kalte Schulter gezeigt hätte, doch nun verbrachte er plötzlich Zeit mit ihr - spielte des Abends mit ihr Schach oder ging mit ihr spazieren. Dank Lady Gerville wusste sie inzwischen, woran das lag. Avelyn erkannte allmählich, dass ihr Gemahl kein Mann großer Worte war. Er brummte lieber, statt zu sprechen. Aber dann und wann ließ er sich auch auf ein Gespräch mit ihr ein. Bei diesen Gelegenheiten erlangte sie interessante Einblicke in seine Gedanken. Erfreut hatte sie festgestellt, dass Paen ein guter, gerechter und aufrichtiger Mensch war.
„Oh, bitte, bitte“, bettelte David und erinnerte Avelyn damit an sein Ersuchen, Samson halten zu dürfen. Sie zögerte, gab jedoch nach und reichte dem Jungen das Ferkel.
„Sei aber vorsichtig, David. Er ist ganz schön schwer geworden“, ermahnte sie ihn. In nur einer Woche hatte Samson sein Gewicht verdoppelt, und dies war einem Rat der Wirtsfrau Avis zu verdanken. Die erste Lieferung Bier und Met hatte Avis persönlich zur Burg gebracht, und zwar als Avelyn gerade versuchte, einen Weg zu finden, Samson zu füttern. Avis hatte Interesse für das Ferkel gezeigt und Avelyn erzählt, ihr Vater habe einst ein ähnliches Problem mit einem Fohlen gehabt. Er habe dann aus Öltuch eine Art Blase genäht, die nach unten hin in eine Zitze ausgelaufen sei, die Blase mit Ziegenmilch
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