Die Braut des Ritters
Diamanda und nun auch David folgten ihr. Sie hatten die Tür fast erreicht, als Avelyn fragte: „Weshalb hegt Lady Helen eine solche Abneigung gegen Schweine?“ „Es ist weniger Abneigung als vielmehr Angst“, erklärte Diamanda. „Als kleines Mädchen ist sie von einem Schwein gebissen worden, und seitdem fürchtet sie sich entsetzlich vor den Tieren. Wenn sie Euch mit dem Ferkel in der Küche erwischt, ist Euch eine Strafpredigt sicher.“ Der Gedanke bereitete Avelyn kurz Unbehagen, ehe ihr aufging, dass Rumsfeld Castle ihr Zuhause war. Sie war die Burgherrin hier, und niemand hatte das Recht, sie zu maßregeln für das, was sie zu tun beliebte ... außer vielleicht Paen. Nun ja, und Lord und Lady Gerville, räumte sie ein und schnitt eine Grimasse. Avelyn würde niemals ausfallend werden, doch wenn Lady Helen tatsächlich einen Riesenwirbel wegen der Sache veranstalten sollte, würde Avelyn ihr in aller Höflichkeit beibringen, wer hier das Sagen hatte.
„Was sollte das denn, bitte?“
Paen saß mit seinem Vater bei einem Bier und blickte überrascht auf. Seine Mutter stand ihm gegenüber an der Tafel, hatte die Hände in die Hüften gestemmt und funkelte ihn ungehalten an.
„Was sollte was?“, fragte er.
„Der Apfel, der Klaps auf den Allerwertesten und das ,Gut gemacht, natürlich“, entgegnete seine Mutter ungeduldig.
Er blinzelte verwirrt. „Ich habe meine Frau gelobt.“
„Das war ein Lob?“ Sie klang fassungslos.
Paen zuckte mit den Schultern. „So lobe ich Midnight immer. “
„Midnight ist ein Pferd!“, erwiderte sie gereizt. Sein Vater prustete los und versprühte dabei Bier.
Unbehaglich rutschte Paen auf seinem Platz hin und her. Er hatte schon gemutmaßt, dass er andere Wege würde einschlagen müssen, um die Selbstachtung seiner Gemahlin zu stärken. Aber es war wahrlich eine knifflige Aufgabe, und bislang war ihm nichts Besseres eingefallen. Schließlich hatte er nie zuvor eine Gemahlin gehabt, und wann immer er Ross oder Knappen belobigen wollte, bedachte er den Jungen mit einem „Nicht übel“ oder „Gut gemacht“ und das Tier mit einem Apfel und ein paar Klopfern auf die Kruppe. Das erklärte er seiner Mutter, deren Ärger daraufhin deutlich abflaute.
„Also ist auch dir nicht entgangen, dass diese Cousine und ihre Zwillingsbrüder Avelyns Selbstwertgefühl empfindlich gestört haben“, stellte seine Mutter erleichtert fest.
„Aye, das habe ich bemerkt“, antwortete Paen. „Doch ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll, außer sie zu loben, wenn sie sich bewährt hat.“
„Also gut.“ Seine Mutter entspannte sich. „Erst einmal könntest du anfangen, mit ihr zu reden.“
Paen verdrehte die Augen. „Reden. Frauen scheinen zu denken, dass sich durch Reden alles richten lässt. Dabei schafft ein scharfes Schwert so manches Problem wesentlich schneller und wirksamer aus der Welt.“
„Nun, du kannst das armselige Bild, das Avelyn von sich hat, kaum mit dem Schwert aus ihr heraustrennen“, wandte seine Mutter trocken ein. „Und in Anbetracht der Tatsache, dass deine Gemahlin eine Frau ist wie ich, solltest du meinen Rat vielleicht einfach beherzigen. Scharfe, grausame Worte haben über die Jahre bewirkt, dass Avelyn sich in solch schlechtem Lichte sieht. Daher denke ich, dass freundliche, schmeichelhafte Worte diese Wirkung im Laufe der Zeit wieder aufheben werden. Überhaupt solltest du dich mehr mit ihr befassen. Geht gemeinsam spazieren, spielt abends zusammen Schach“, schlug sie vor. „Und jetzt werde ich mit der Köchin über die Vorräte sprechen, die aus dem Dorf kommen werden. Das wird unsere Lage erleichtern, solange hier alles noch ein heilloses Durcheinander ist. Es war ein geschickter Zug von Avelyn, ins Dorf zu gehen.“
Paen sah seiner Mutter nach und seufzte missmutig. „Im Laufe der Zeit“, wiederholte er ihre Worte. „Ich will aber nicht, dass es Jahre dauert, bis der Schaden behoben ist, den Avelyns Verwandten angerichtet haben. Ich will, dass sie jetzt weiß, wie klug und schön und tüchtig sie ist. “ „Hmm.“ Sein Vater nickte zustimmend. Plötzlich hellte sich seine Miene auf. „Ich werde dir helfen. Wenn wir beide ihr Komplimente machen, beschleunigt dies die Sache vielleicht.“ Er erhob sich. „Ich gehe jetzt gleich zu ihr und versichere ihr noch einmal, welch hervorragende Arbeit sie heute Nachmittag im Dorf geleistet hat.“
Paen blickte seinem Vater hinterher, der auf die Küche zusteuerte, um Avelyn ausfindig zu
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