Die Braut des Ritters
den Kopf, als ihre Mutter Anstalten machte, zu ihr zu eilen.
„Es tut mir leid, Mylord“, brachte sie heraus, wobei ihr die Stimme zu brechen drohte. „Ich wollte nur schön aussehen für Euch, aber ... aber das Kleid passte nicht und ... und da haben Mutter und Gunnora mich geschnürt, doch jetzt ist der Stoff gerissen und ... “ Sie verstummte jäh, als Eunice in schrilles Gelächter ausbrach, in das Hugo und Stacius sofort einstimmten. Die drei purzelten fast von der Bank, so sehr prusteten sie. Sonst lachte niemand; nur Diamanda kicherte kurz, wurde aber umgehend von ihrer Tante zum Schweigen gebracht. Alle übrigen Gäste und Burgbewohner schauten Avelyn mitfühlend an, was die Demütigung perfekt machte.
Bis auf die Knochen blamiert, ließ Avelyn den Schinken fallen, floh aus der großen Halle und stürmte die Treppe hinauf, so schnell ihre Beine sie trugen. Da sie nun wieder Luft bekam, war das nicht eben langsam.
3. Kapitel.
Verblüfft starrte Paen seiner Braut nach, die die Treppe hinaufhastete. Für jemanden, der eben ohnmächtig gewesen war, bewegte sie sich erstaunlich flink. Dieser Umstand beschäftigte ihn noch, als Lady Straughton sich von ihrem Schreck erholt hatte und ihrer Tochter nachsetzte, zwei Mägde im Schlepptau. Lord Straughton raunte seinem Sohn etwas zu und erhob sich ebenfalls. Mit einiger Genugtuung sah Paen, dass er bei den drei Spöttern stehen blieb und ihnen eine ordentliche Standpauke hielt, ehe auch er die Stufen nach oben nahm. Paen entspannte sich ein wenig und sah sich um, noch verwirrt von dem, was gerade geschehen war. Seiner Braut war das Kleid geplatzt, weil man sie geschnürt hatte? Das ergab doch keinen Sinn.
„Ich verstehe das nicht“, wandte er sich an seine Mutter. „Ihr etwa?“
„Aye, das arme Ding.“ Sie stand auf und winkte ihrer Kammerfrau Sely, um sich mit ihr der immer länger werdenden Parade die Treppe hinauf anzuschließen. Paen blieb zurück, ebenso klug wie zuvor. So, wie sein Vater dreinblickte, begriff der noch viel weniger als er selbst. „Versteht Ihr, was da eben passiert ist?“, fragte Paen ihn trotzdem. „Was meinte sie damit, sie sei, geschnürt' worden?“
Sein Vater schüttelte nur den Kopf, offenbar so ratlos wie sein Sohn. Paen drohte schon von Verzweiflung übermannt zu werden, als die drei Tunichtgute weiter unten an der Tafel einmal mehr in Gekicher ausbrachen. Sie waren Paen bei der Ankunft als die Cousins und Cousine seiner Braut vorgestellt worden, und die Dame, die vergebens versuchte, sie zum Schweigen zu bringen, war wohl die Mutter der drei und somit die Tante seiner Gemahlin. Gerade wollte er ihnen über den Mund fahren, als der Bengel namens Hugo feixend erklärte: „Das dicke Dummerchen hat sich schnüren lassen! Als wenn sich ihr Bauch dadurch bändigen ließe. Kein Wunder, dass das Kleid geplatzt ist.“
„Aber weshalb hat sie das getan?“, fragte Paen aufrichtig fassungslos.
„Weil die fette Kuh für Euch schlank und hübsch aussehen wollte“, erwiderte der Bursche namens Stacius, woraufhin alle drei erneut losschnaubten.
Paen fand das durchaus nicht zum Lachen. Seine Miene verfinsterte sich. Langsam erhob er sich und legte die Hand ans Schwert, was die drei umgehend verstummen ließ. Er funkelte sie weiterhin wütend an und überlegte, was er tun solle. Vermutlich war es keine gute Idee, seine angeheiratete Verwandtschaft gleich am Hochzeitstag zu meucheln. Andererseits hatten sie eine Lektion verdient. Ihr Gebaren zeugte davon, dass sie niemandem Respekt entgegenbrachten - nicht ihrer überfordert wirkenden Mutter, nicht ihrer Cousine, die seine Gemahlin war, und auch nicht dem Onkel, der die drei auf genommen hatte. Aye, seiner Meinung nach hatten sie eine Lektion bitter nötig, aber vielleicht besser ein andermal. Heute würde er die drei noch einmal davonkommen lassen - für seine Braut.
Die Stille in der Halle wurde schier ohrenbetäubend, während Paen die drei zunehmend unruhiger werdenden Flegel fixierte. Er nahm die Hand vom Schwertknauf und blickte zur Treppe, zögerte jedoch. Von seinem Vater sah er zu seinem frischgebackenen Schwager. Der Mann hatte die ganze Zeit über geschwiegen und ihn nur eingehend betrachtet. „Was soll ich tun?“, fragte Paen ihn. „Soll ich ihr nach? Immerhin ist sie meine Braut.“
Warin Straughton überlegte kurz. „Vorläufig lieber nicht“, entgegnete er ruhig. „Avy ist das alles schrecklich peinlich. “
„Aye, wem wäre eine solche Verwandtschaft
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