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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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umklammert hatte. Und danach hatte ihm das Feuer einen eingehenden Blick auf sie verwehrt. Alles in allem hatte er nicht viel von seiner Braut gesehen, doch darum ging es hier nicht. Es war  nicht zu übersehen, dass sie sich in seiner Nähe noch immer genierte, und daher sollte er sie wohl besser in Ruhe baden lassen.
    Paen war nicht gerade erfreut über die Weisung seines Gewissens, besänftigte seine niedere Hälfte aber mit der Aussicht, dass er seine Gemahlin ja bald zu sehen bekäme. Das hieß, sobald seine Hände verheilt und er somit in der Lage war, sie einzusetzen.
    „Mein Herr Gemahl?“
    Gemahl. Das Wort ließ ihn lächeln. Er war nun ein Gemahl. Ihr Gemahl. Sicher, das hatte er schon gewusst, allerdings auf etwas nebulöse Weise. Dass sie ihn nun „Gemahl“ nannte, machte es irgendwie wirklicher. Und es erfüllte ihn mit Stolz. Er war ein Gemahl. Er gehörte zu jemandem, so wie sein Vater und seine Mutter einander gehörten. Nun hatte er selbst eine Frau. Dadurch fühlte er sich ... nun ... innerlich gewärmt... und gar ein wenig älter, stellte er erstaunt fest. Er fühlte sich erwachsen. „Mylord?“
    Paen vertrieb seine Gedanken und wandte sich seiner zierlichen Frau zu. „Aye?“
    „Weshalb sind wir hier?“
    „Ihr sagtet, Ihr würdet gern baden und andere Bedürfnisse stillen. Dies scheint mir ein geeigneter Platz dafür.“ Avelyn betrachtete die Gegend mit neuen Augen und seufzte. „Ach, herrje.“
    Paen runzelte die Stirn. „Ich weiß, es ist rustikal, doch etwas Besseres lässt sich nicht auftreiben, solange wir unterwegs sind. Sicherlich ist Euch klar, dass ich Euch kein anständiges Bad ...“
    „Oh, aye. Natürlich, Mylord. Der Ort gefällt mir, er ist wunderbar“, unterbrach sie ihn hastig.
    „Weshalb dann der Seufzer und das ,Ach, herrje“?“ „Ich ... Ach, ich wünschte nur, Ihr hättet mir vorher gesagt, wohin wir gehen, damit ich mir etwas zum Abtrocknen hätte mitnehmen können und ... “ Sie brach ab  und biss sich auf die Lippe, als er fluchte. Mit einer seiner verbundenen Pranken drehte er sie herum und schob sie eilig den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    Als sie aus dem Wald ins Lager traten, war Avelyn erhitzt und außer Atem. Paen trieb sie weiter bis zum Zelt.
    „Holt, was Ihr braucht“, sagte er. „Ich warte hier.“ Damit postierte er sich neben der Zeltklappe, kerzengerade und unbewegt, die Arme vor der Brust verschränkt.
    Avelyn betrachtete ihn kurz und versuchte zu ergründen, ob er ihr böse war, weil sie ein solcher Plagegeist war, und entschied, dass es ihn in dem Fall nur noch mehr erzürnen werde, wenn sie trödelte. Rasch duckte sie sich durch den Zelteingang und war wenige Atemzüge später wieder draußen. Sie hielt ein Bündel mit allem, was sie benötigte, das ihr sogleich entrissen wurde. Paen hatte es sich zwischen die bandagierten Hände geklemmt und hastete schon wieder auf die Bäume zu, sodass sie ihm nachrennen musste. Allmählich fühlte Avelyn sich wie ein Pferd, das man am Zügel hierhin und dorthin zerrte. Aber sie schwieg, während sie lief, um mit ihrem Gemahl mitzuhalten. Offenbar hatte er vergessen, dass er seinen Schritt dem ihren anpassen wollte, und sie würde ihn jetzt gewiss nicht daran erinnern.
    Er führte sie zurück zu der Stelle, die er ausgesucht hatte, blieb jedoch jäh stehen, als er auf die kleine Lichtung trat. Avelyn, die unmittelbar hinter ihm war und diesen plötzlichen Halt nicht hatte kommen sehen, trat ihm in die Hacken und wäre fast weitergelaufen, fing sich aber noch. Sie entschuldigte sich leise, stützte sich an Paens Rücken ab und richtete sich wieder auf. Als er auf ihre Entschuldigung nichts erwiderte, ging sie an ihm vorbei, um zu sehen, was ihn gefangen hielt. Sie hob leicht die Brauen, als sie Lord und Lady Gerville erblickte, die sich innig küssten. Avelyn hatte geglaubt, dass die Zuneigung zwischen ihren eigenen Eltern ein seltenes Gut sei, doch so ungewöhnlich schien sie gar nicht zu sein.
    Paen murmelte kaum hörbar etwas über gestohlene Badestellen, machte auf dem Absatz kehrt und tauchte wieder in den Wald ein, Avelyn im Schlepptau. Zu ihrer Erleichterung gingen sie nun etwas langsamer, und kurz darauf stießen sie abermals auf ein Plätzchen, mit dem er zufrieden war.
    „Ich bin gleich hinter diesem Busch dort, wenn Ihr mich braucht“, sagte er, legte ihr Bündel ab und ließ sie allein zurück.
    Avelyn starrte auf die Stelle, an der er im Unterholz verschwunden war. Sie spürte,

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