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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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wie ihr das Herz aufging vor Dankbarkeit darüber, dass er so rücksichtsvoll war, sie ungestört baden zu lassen. Es war ihr bislang nicht in den Sinn gekommen, dass er vielleicht dastehen und ... nun ... zuschauen könnte. Nun ging ihr auf, dass dies sehr wohl sein Recht gewesen wäre. Sie rechnete es ihm hoch an, dass er darauf verzichtete - bis sie überlegte, weshalb er es wohl tat.
    Selbstredend will er mir nicht zugucken, dachte sie bei sich. Wer will mich schon nackt sehen? Nachdem sie sich gründlich selbst die Laune verdorben hatte, machte sie sich seufzend daran, sich zu entkleiden, nicht im Mindesten durch Paens greifbare Nähe verunsichert. Sie sorgte sich nicht, dass er spähen könnte. Davor war sie so sicher wie hinter der verrammelten Tür ihrer Kammer. Nie würde er sich die Mühe machen, auch nur einen Blick auf sie zu erhaschen.
    Nur einen kurzen Blick würde er auf sie werfen wollen. Nay, würde er nicht. Doch, würde er. Nay, auf keinen Fall.
    Paen war hin- und hergerissen, während er dem leisen Rascheln lauschte, welches ihm sagte, dass seine Frau sich einige Schritt weit entfernt gerade auszog. Oh, er sehnte sich danach, sie anzuschauen. Und wieso auch nicht? Sie war seine Gemahlin. Sein Eigentum. Er hatte ein Recht darauf, sie zu betrachten.
    Doch es war äußerst unritterlich und zudem kindisch. Es wäre wie damals, als sein Bruder und er noch grün hinter den Ohren waren und es gewagt hatten, im Gebüsch versteckt eines der Dorfmädchen beim Baden zu beobachten. Aye, es war seiner nicht würdig, durch die Büsche hindurch seine hüllenlose Frau zu begaffen, als sei er ein lüsterner Halbstarker, redete er sich ein.
    Ein gedämpfter Laut war zu hören. War etwas zu Boden gefallen? Ihr Gewand vielleicht? Oder war es bereits ihr Unterkleid? Stand sie etwa nackt da, ganz sahneweiße Haut, von der untergehenden Sonne in Gold getaucht? Er meinte, sie vor sich zu sehen - meinte zu sehen, wie ihr das seidige braune Haar über die üppigen Brüste fiel, wie sich die Spitzen der Flechten um die wohlgerundeten Hüften kringelten. Dieses Bild vor dem geistigen Auge, leckte Paen sich über die Lippen. Er musste hinsehen. Er musste einfach. Es brachte ihn schier um den Verstand, nicht hinzusehen. Gut, er war also nicht besser als ein lüsterner Halbstarker. Aber er ...

... musste doch über sie wachen. Er musste sicherstellen, dass niemand sie raubte, dass ihr kein Leid geschah, dass sie nicht ertrank. Er vernahm ein leises Plätschern und versteifte sich. War das ein Plätschern, wie man es beim Waschen machte, wenn man sich vom Staub eines Reisetags befreite? Oder klang es so, wenn man ertrank? Er vermochte es nicht zu sagen und starrte auf die Büsche, die ihn von seiner nackten, nassen Frau trennten.
    Nackt und nass. Die Worte wirbelten ihm durch den Kopf, bis er beschloss, doch besser nach dem Rechten zu sehen. Nur einen flüchtigen Blick wollte er auf sie werfen, um sich zu vergewissern, dass ihr nichts fehlte.
    Wobei er natürlich auch einfach rufen könnte, um sich zu vergewissern, hielt sein Gewissen ihm vor.
    „Sei still“, beschied Paen, kämpfte damit seine Skrupel nieder und drückte mit seinen bandagierten Händen die Zweige beiseite, um hindurchspähen zu können.
    „Na, na. Sie anzuglotzen wie ein ungezogener Lümmel“, hörte er eine amüsierte Stimme hinter sich.
    Paen ließ die Zweige so hastig fahren, dass sie ihm ins Gesicht schlugen. Fluchend richtete er sich auf, wandte sich um, starrte seinen Vater wütend an und schaffte es, seiner Stimme etwas Selbstgerechtes und Entrüstetes zu verleihen. „Ich wollte nur nachsehen, ob sie unversehrt ist.“
    Sein Vater hob eine Braue und setzte sich grinsend zu ihm auf den Findling. „Dann habe ich bei deiner Erziehung eindeutig etwas falsch gemacht. Wäre das dort deine Mutter, ich würde gaffen. Teufel noch eins, ich wäre längst bei ihr im Wasser.“
    Paen lächelte über den brummigen Tonfall seines Vaters, ehe er die offensichtliche Frage stellte. „Weshalb seid Ihr dann nicht mit Mutter im Fluss?“
    „Wäre ich, wenn du nicht in unser Stelldichein geplatzt wärst. Ich war gerade dabei, alles in die Wege zu leiten, als du uns unterbrochen hast. Deine Mutter entschied, wir sollten uns besser benehmen, wo ihr beide doch gleich nebenan seid.“ Sein Groll saß tief.
    „Tut mir leid.“ Paen hatte Mühe, ernst zu klingen. Es war gut zu wissen, dass er nicht alleine litt. „Ich glaubte, Ihr und Mutter hättet uns nicht

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