Die Braut des Ritters
handhaben soll.“ „Oh, aye, womöglich ist es so“, stimmte Paen erleichtert zu. „Sie hat auch nach einem Bad gefragt, um sich den Staub von der Reise abwaschen zu können. Eigentlich müsste ihr doch klar sein, dass ich ihr kein solches herbeizaubern kann.“
„Gewiss. Also, bring sie zu einer hübschen, abgelegenen Stelle am Fluss, an der sie sich beiden Bedürfnissen widmen kann“, schlug seine Mutter ihm sanft vor.
„Werde ich.“ Er nickte, froh darüber, die gefährlichen Klippen umschifft zu haben.
Lady Gerville sah ihm kopfschüttelnd nach. „Er hat zu viel Zeit im Heiligen Land verbracht.“
„Hmm.“ Wimarc nickte und grinste dabei. „Aber er mag das Mädchen. Ist ganz versessen darauf, Avelyn zu gefallen.“
„Aye, in der Tat.“ Auch Lady Gerville lächelte. „In der Tat, wir haben gut gewählt.“
„Ihr habt gut gewählt, Liebste.“ Wimarc schmückte sich nie mit fremden Federn. „Wobei es mir immer noch ein Rätsel ist, wie Ihr vorhersehen konntet, dass Avelyn eines Tages die perfekte Braut für unseren Sohn sein
würde, denn schließlich lag sie damals in den Windeln.“ „Ganz einfach, ich habe mir Euch an der Seite ihrer Mutter ausgemalt.“
„Was?“ Entgeistert fuhr Wimarc Gerville zu seiner Frau herum. „Ihr habt was?“
„Nun, es war damals abzusehen, dass Paen einmal wie Ihr werden würde. Er kam schon als Knabe nach Euch. Und Avelyn ähnelte stark ihrer Mutter. Ich habe mir schlicht vorzustellen versucht, wie Ihr und Lady Straughton zueinandergepasst hättet, wenn Lord Straughton und meine Wenigkeit nicht gewesen wären. Und mir schien, dass Ihr und sie recht gut zueinandergepasst hättet.“
„Oh, aber wir ... ich ... Also sie ... sie ist eine außerordentliche Dame, gewiss, aber... aber ich liebe doch Euch, mein Engel.“
Lady Gerville lächelte schelmisch über das Unbehagen ihres Gemahls. „Ich weiß. Aber es wäre Euch auch nicht schwergefallen, sie zu lieben. Deshalb habe ich Avelyn für unseren Sohn gewählt.“
Wimarc machte den Mund auf, klappte ihn aber gleich wieder zu, klug genug, die Sache ruhen zu lassen und nichts weiter dazu zu sagen. Ein Mann lernte mit der Zeit, brenzligen Gesprächsstoff von harmlosem zu unterscheiden, wenn er mit seiner Frau sprach. Und dieser hier war eindeutig brenzliger Natur.
„Frau?“ Paen steckte den Kopf ins Zelt und war erleichtert, seine Gemahlin mit ihrer Kammerfrau vorzufinden. Die beiden arrangierten geschäftig die Felle, die ihnen heute Nacht als Lager dienen würden. Wenn Avelyn dringend „auf den Abtritt“ musste, war ihm siedend heiß aufgegangen, so hatte sie damit womöglich nicht gewartet, bis er die Sache mit seinen Eltern besprochen hatte. Daher war er froh, dass weder irgendeine Laune noch Dummheit sie bewogen hatte, allein zu verschwinden. Eine gehorsame Gemahlin war eine kluge Gemahlin, und eine kluge Gemahlin war in Paens Augen eine gute Gemahlin.
„Aye, Mylord?“ Avelyn ließ Runilda stehen und eilte sofort zu ihm.
„Kommt“, war alles, was er sagte, ehe er sich umwandte und das Zelt wieder verließ. Er wartete, bis sie das Lager hinter sich gelassen hatten, und hakte Avelyn bei sich unter, damit sie auf dem unebenen Waldboden nicht stolperte und fiel. Er war froh, dass sie ihm nicht mit Fragen darüber zusetzte, wohin sie denn gingen - seiner Meinung nach ein weiterer Beweis ihres Gehorsams.
Nun endlich ausgesöhnt mit der Brautwahl seiner Eltern und dem Leben im Allgemeinen, begann er ein Liedchen zu pfeifen. Dieser Marotte frönte er, wann immer er alleine war, und sie war ihm so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, dass er manchmal vor sich hin pfiff, ohne es zu merken. Er führte Avelyn ans Flussufer und ein Stück daran entlang, bis er ein Fleckchen fand, das ihm abgeschieden genug erschien. Dann wandte er sich ihr zu - und zauderte.
Er wusste nicht recht, wie es jetzt weitergehen sollte. Gut, sie waren verheiratet, Avelyn war seine Gemahlin, aber sie hatten die Ehe nicht vollzogen. Bedeutete das nun, dass er bleiben und ihr beim Baden zusehen durfte? Oder gebot ihm die Ritterehre, dass er sie alleine ließ? Seine niedere Seite - seine untere Körperhälfte, um genau zu sein - drängte ihn, zu bleiben und zuzuschauen. Seine erhabenere Seite - ein verschwindend geringer Teil seines Verstandes - pochte hingegen auf seine Ritterlichkeit. Avelyn hatte sich in der Hochzeitsnacht schüchtern gezeigt. Es hatte ihn einige Mühe gekostet, ihr das Laken zu entwinden, das sie fest
Weitere Kostenlose Bücher