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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Avelyn war sich nicht sicher, auf welchem sie gekommen war. Auf dem rechten vielleicht? Die Wege lagen dicht beieinander, und es mochte genauso gut der linke sein. Sie beschloss, ihrer ersten Eingebung zu folgen, und schlug den rechten Pfad ein. Sollte es der falsche sein, konnte sie ja immer noch umkehren und den anderen nehmen. Als sie schließlich kehrtmachte, weil ihr spontaner Gedanke wohl doch nicht der richtige gewesen war, kam ihr die Strecke bis zur Lichtung allerdings furchtbar lang vor. Zudem sah diese Lichtung kleiner aus als die, von der aus sie losgegangen war.
    Sie sagte sich, dass sie sich das nur einbilde, und folgte blindlings einem anderen Pfad ... um sich kurz darauf eingestehen zu müssen, dass sie sich verlaufen hatte. Schlimmer noch - inzwischen war die Sonne aufgegangen, sodass sie unmöglich würde ins Zelt zurückschlüpfen können, ohne dass ihr Gemahl Wind davon bekam.
    Avelyn hatte nicht übel Lust, sich einfach hinzusetzen und zu heulen. Es war, als wolle ihr das Schicksal sagen, dass ihre Ehe verflucht sei. Wobei sie allerdings der Ansicht war, dass das Schicksal ziemlich stümperhaft vorging, wenn es ihr derlei Warnungen nicht vor, sondern erst nach der Trauung schickte.
    Sie drängte die lästigen Tränen zurück, atmete tief durch, schaute sich um und wählte aufs Geratewohl einen neuen Weg.
    Schon nach wenigen Schritten hätte sie fast jemanden über den Haufen gelaufen. Ihre Erleichterung darüber, auf einen anderen Menschen gestoßen zu sein, dauerte gerade so lange, bis sie ihn erkannte und sah, was er tat. Denn der Mann, der ob der Störung ungnädig fluchte, war niemand anderes als Lord Gerville. Offenbar war ihr Schwiegervater demselben Drang gefolgt wie sie, und den Beweis dafür hielt er buchstäblich in der Hand.
    „Oh! “ Avelyn fuhr herum und ging zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war, darauf bedacht, Lord Gerville unbehelligt fortfahren zu lassen. Sie war noch nicht weit gegangen, als ihr aufging, dass er ihre einzige Hoffnung war, sofern sie das Lager vor dem Abend finden wollte. Sie blieb stehen.
    Während sie überlegte, ob sie zu ihrem Schwiegervater zurückkehren und erklären sollte, dass sie nur geflüchtet war, um ihn nicht weiter zu stören, trat er mit schweren Schritten auf sie zu.
    „Tut mir leid, dass ich Euch verschreckt habe, Mädchen “, brummelte er. „ Hab gedacht, außer mir sei noch niemand wach, sonst wäre ich tiefer in den Wald gegangen. “
    Avelyn, die seit einer gefühlten Ewigkeit durch den Wald irrte, fragte sich, wie tief er denn hatte hineingehen wollen. Sie behielt die Frage für sich und lächelte Lord Gerville stattdessen an, wobei sie hoffte, dass die Bäume genügend Schatten spendeten, um ihre Schamesröte zu verbergen.
    „Ist mein Gemahl noch gar nicht auf?“ Während sie  neben Lord Gerville herschritt, keimte Hoffnung in ihr auf.
    „Als ich das Lager verlassen habe, schlief er, aber ...“ Er brach ab, als sie beide hörten, wie sich jemand durchs Unterholz schlug. „Aber ich glaube, da kommt er gerade“, endete Lord Gerville kopfschüttelnd.
    Unmittelbar vor ihnen war Paen auf dem Pfad erschienen und verharrte abrupt. „Avelyn, da seid Ihr ja! Ich hatte schon gefürchtet, Ihr hättet Euch im Wald verlaufen. Habe ich Euch nicht gesagt, dass Ihr nicht auf eigene Faust losziehen sollt?“
    „Ich ...“, setzte Avelyn an, verstummte jedoch sofort wieder, als Paen sie mit seiner bandagierten Pranke in die Richtung schob, aus der er gekommen war. Sie waren kaum ein Dutzend Schritte gegangen, als sie aus dem Wald auf die Lichtung mit dem Lager traten.
    „Ich war ja gar nicht so weit entfernt “, murmelte Avelyn überrascht, während ihr der Lärm entgegenschlug, den schwatzende Menschen und Betriebsamkeit erzeugten.
    „Also habt Ihr Euch verirrt“, stellte Paen vorwurfsvoll fest. Avelyn schnitt eine Grimasse. Sie sollte nachdenken, ehe sie sprach.
    „Ein wenig vielleicht, aye “, gab sie zu. „Aber es ist noch einmal gut gegangen, denn ich habe ja Euren Vater getroffen. Außerdem bin ich nicht bis zum Flussufer hinuntergegangen; ich wollte nur ... nun ... etwas erledigen“, endete sie lahm. „Etwas Dringliches übrigens, das Ihr mich gestern Abend nicht mehr habt erledigen lassen.“ „Weil Ihr mich nicht darum gebeten habt“, erwiderte Paen knapp. Ihr spitzer Ton reizte ihn. „Und ich weiß, dass Ihr nicht am Flussufer wart, da wir nicht einmal in der Nähe eines Flusses lagern.“
    „Nicht?“,

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