Die Braut des Satyrs
eines haben, werden wir es allen anderen mitteilen.«
»Welche Zuversicht! Darf ich daraus schließen, dass Sie kurz vor einem Durchbruch stehen?«
Er sah sie prüfend an und lehnte einen Arm gegen die Wand, so dass sie von ihm in die Ecke gedrängt war. Er duftete frisch, maskulin, und sein Atem wehte in das Haar an ihrem Ohr, als er murmelte: »Beantworten Sie meine ursprüngliche Frage, und ich werde auf Ihre antworten.«
»Bitte … nicht hier!«
Fleur und einer ihrer Verehrer gingen an ihnen vorbei zu einer grünen Tür in der Nähe. Sie legte Juliette kurz eine Hand auf den Arm, ehe sie durch die Tür verschwand, von wo aus sie einen Korridor hinunter in eines der Privatgemächer gehen und ihren Begleiter erfreuen würde. Arlette blickte ihnen sehnsüchtig nach, blieb jedoch weiter in der Nähe des Büfetts und lauschte aufmerksam.
Lyon sah den beiden ebenfalls nach. »Was ist da hinten?«
»Dort sind Privaträume für private Vergnügen. Monsieur Valmont ließ sie letztes Jahr neu herrichten. Es sind recht eindrucksvolle Gemächer. Möchten Sie eines von ihnen aufsuchen?«
»Mit der kleinen Fleur?«
Juliette versuchte, sich einzureden, dass sich keine Eifersucht in ihr regte, wenn sie sich vorstellte, wie er das Bett mit ihrer Freundin teilte. »Oder mit einem der anderen Mädchen, die momentan verfügbar sind.«
»Aber Sie wollen mir die Zimmer nicht zeigen? Gehört das nicht zum Plan Ihres Vormunds?«
Betont gelassen zuckte sie mit den Schultern. »Er wies mich an, sie Ihnen zu zeigen, falls Sie es wünschen. Ich hingegen ziehe es vor, die Herren ausschließlich im Salon zu unterhalten.«
Er stieß die grüne Tür weit auf und legte eine Hand auf ihren Rücken, um Juliette in die Richtung zu bugsieren. »Machen Sie eine Ausnahme!«
Instinktiv blickte sie sich nach Valmont um, den jedoch jemand zu einer Runde
Vingt-et-un
an den Kartentisch gelockt hatte.
Sie durfte sich nicht darauf verlassen, dass Satyr wiederkäme. Viele der Herren waren Stammgäste, doch manche Neuankömmlinge kehrten nach ihrem ersten Besuch nicht mehr zurück. Folglich könnte dies ihre einzige Chance sein, möglichst viel von dem in Erfahrung zu bringen, was Valmont wissen wollte. Seine Fragen mussten Vorrang haben, auch wenn sie selbst einige hätte, die sie Satyr gern gestellt hätte.
Also tippte sie ihm mit der Fächerspitze auf die Brust und bedachte ihn mit einem ermahnenden Blick. »Nun gut. Aber nicht zum Vergnügen, lediglich zur privaten Konversation, und ich bin nicht einmal sicher, wie privat unsere Konversation werden darf.
Comprenez-vous?
«
Er nickte, woraufhin sie eine Kerze in die Hand nahm und sich umdrehte, um ihm vorauszugehen. Sie erwartete beinahe, dass Valmont sie jeden Moment zurückrufen würde. Obgleich er es von sich aus vorgeschlagen hatte, wusste sie, dass es ihm nicht gefiele, sie mit diesem Mann mitgehen zu sehen, dem er so vieles neidete. Doch Valmont rührte sich nicht, und so fand sie sich bald in dem stillen Korridor wieder. Sie atmete sehr viel leichter, nachdem die Salontür hinter ihnen zugefallen war.
Im Gang stand ein Wachmann, dessen Anwesenheit es für die Mädchen relativ sicher machte, sich allein mit Herren in einem der Gemächer aufzuhalten. Er würde bis in die frühen Morgenstunden in Hörweite bleiben.
Lyon folgte ihr durch den halbdunklen Korridor, so nahe, dass sie ihn hinter sich fühlte, als sie vor einem Raum anhielt. »Als Erstes haben wir hier das maurische Zimmer.«
Das
»Occupé«
-Schild hing an der Tür, was bedeutete, dass sich selbst zu dieser frühen Stunde schon jemand hierher zurückgezogen hatte.
Von drinnen waren scharfe, schneidende Schnalzgeräusche zu hören. Die Peitsche. Juliette musste nicht lange raten, wer sich dort mit einem Gast vergnügte, denn nur eines der Mädchen konnte sich für derlei Dinge erwärmen: Gina.
»Es scheint besetzt zu sein«, bemerkte Lyon. »Fleur?«
Juliette reckte ihr Kinn, weil sie sich weigerte, beschämt zu sein. »Nein, das ist ein anderes Mädchen. Wie dem auch sei, hier gibt es noch weitere interessante Zimmer.«
Sie eilte zur nächsten Tür, an der kein Schild hing. Kaum aber dachte sie an dessen Innendekor, überlegte Juliette es sich anders. »Wenn ich es recht bedenke, gibt es ein Zimmer weiter hinten, dass Ihnen gewiss besser gefiele.«
Als sie zurückwich, kollidierte sie rücklings mit Lyon. Zwar hatte er sich nicht gerührt, doch sie spürte deutlich etwas Langes, Hartes unten an ihrem Rücken. Hastig
Weitere Kostenlose Bücher