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Die Braut des Satyrs

Die Braut des Satyrs

Titel: Die Braut des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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weg. Ihr Herz pochte wie verrückt. Valmont musste sich angeschlichen haben, ohne dass sie es bemerkt hatte. Rasch richtete sie ihre Kleidung und ihr Haar.
    Lyon lehnte sich mit einer Schulter an die Wand, verschränkte die Arme vor seiner Brust und beobachtete sie.
    Einen Moment später wurde heftig an die Tür geklopft. »Juliette? Bist du dort drinnen? Ist Lord Satyr bei dir?«
    Die Tür ging auf.

[home]
    5
    M onsieur Valmont brachte einen solch strengen Mordgeruch mit sich, dass er Lyon mit der Wucht einer Gewehrkugel traf. Lodernde Wut regte sich in ihm. Zwar war sein Geruchssinn nicht so gut wie der seiner Brüder, reagierte jedoch weit empfindlicher auf manche isolierten Gerüche. Wie beispielsweise Blut.
    Er sah auf die sauberen manikürten Hände des Mannes, an denen heute eindeutig schon Blut geklebt hatte. Das Lebenselixier ahnungsloser, unschuldiger Opfer. Tiere, die um des Nervenkitzels willen geschlachtet worden waren, nicht wegen der Notwendigkeit, Nahrung zu bekommen.
    Etwas vor sich hin raunend, schritt Valmont an ihnen beiden vorbei zum Kaminsims, wo er die Karaffen und den Fächer wegnahm. Dann wandte er sich mit einem süßlichen, aufgesetzten Lächeln zu ihnen um und kam näher.
    Aus der Nähe wirkte dieser Mann noch kadaverähnlicher, wie Lyon feststellte, die Wangen eingefallen und die Lippen bläulich. Seine schwarzen Augen hatten jenen Glanz, wie ihn Alkohol hervorbrachte. Absinth, dem Geruch nach zu urteilen. Wahrscheinlich hatte er einst als gutaussehend gegolten, doch seine Sucht forderte ihren Preis.
    »Wie ich sehe, haben Sie sich mit unserer Juliette bekannt gemacht, Monsieur Satyr«, eröffnete Valmont das Gespräch und strich ihr eine Locke nach hinten, die über ihre Brust gefallen war. Diese Geste stellte eine wenig subtile Besitzerklärung dar. Juliette regte sich nicht, sondern nahm ihren ahnungslosen, puppenartigen Gesichtsausdruck an.
    »Ich habe es versucht«, entgegnete Lyon, der zu Juliette blickte. Hatte sie gelogen? Trieb sie es gar mit diesem wandelnden Leichnam? Es kümmerte ihn nicht, dass andere Männer sie gehabt hatten, aber keiner von ihnen, erst recht nicht dieser, würde je wieder zwischen ihre Beine gelangen. Dieses Vergnügen bliebe fortan einzig ihm vorbehalten.
    Etwas anderes an ihr veränderte sich. Aufmerksam atmete Lyon durch die Nase ein. Als er sie in seinen Armen gehalten hatte, begann sie, ihn zu wollen, obwohl sie behauptete, es nicht zu tun. Und mit ihrem Verlangen war ihr Duft in die Luft aufgestiegen, gleich einem verlockenden Weihrauch, der aus einer exotischen Dschinnlampe aufwaberte.
    Jetzt jedoch war er vollständig verschwunden. Konnte sie ihr Verlangen so abrupt eindämmen? Eine solche Leistung bedurfte unglaublicher Entschlossenheit … und Selbstverleugnung.
    Unter dem Vorwand, sich an dem Wein auf dem Teewagen zu bedienen, griff Lyon zwischen sie und ihren »Vormund«, so dass er die beiden weiter voneinander trennte. Er ließ sich reichlich Zeit, sich ein Glas einzuschenken, das er nicht wollte, und ihnen Wein anzubieten, den sie ablehnten. Derweil schaffte er es, den Abstand zwischen beiden so weit zu vergrößern, dass Valmont am Ende ganz beiseitetreten musste.
    »Sind Sie verwandt?«, fragte er sie und wies mit seinem Glas von Juliette zu Valmont.
    »Oh,
pardonnez moi!
Ich muss mich vorstellen.« Valmont gab sich übertrieben höflich, presste eine seiner unlängst noch blutbesudelten Händen auf sein blütenweißes Hemd und verneigte sich. »Ich bin Monsieur Pierre Valmont und habe die Rolle von Juliettes Beschützer übernommen, die ich innehabe seit …«
    Er blickte um Lyon herum zu ihr. »Wie lange schon,
Chérie?
«
    »Seit drei Jahren«, antwortete sie hölzern.
    »
Oui
, ja, natürlich.«
    »Ungefähr seit jener Zeit, seit Ihre Familie ihr Vermögen verlor, oder irre ich mich?«, erkundigte Lyon sich, der Valmont willentlich provozierte.
    »Oui«
, entgegnete Valmont und betrachtete ihn. Ein Ausdruck tiefsten Hasses huschte über sein Gesicht, den er nicht vollends verbergen konnte.
    Der Wein seines Vaters war von der Phylloxera zerstört worden, und anscheinend machte er aus irgendwelchen Gründen Lyon und dessen Familie dafür verantwortlich. Oder aber er neidete einfach anderen, dass sie Glück hatten und er nicht. Solche Feinheiten zu entschlüsseln, lag Lyon nicht besonders.
    »Mademoiselle Rabelais und ich sprachen vorhin schon darüber. Aber seither schweiften wir zu anderen Gesprächsthemen ab. Offen gesagt war ich in

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