Die Braut des Satyrs
dem Moment, da Sie zu uns kamen, im Begriff, sie zu überreden, dass sie mir morgen Abend in meinem Hotel eines ihrer Abendessen ausrichtet. Meine Reise nach Paris dauerte über eine Woche, und der Gedanke an ein wohlbereitetes Mahl erscheint mir außerordentlich reizvoll.«
Hinter Valmont schüttelte Juliette den Kopf und gestikulierte mit der Hand, er solle aufhören – was Lyon geflissentlich ignorierte. So schmierig, wie Valmont war, würde er ihm vielleicht in dieser einen Sache behilflich sein, nämlich ihre Zustimmung zu gewinnen.
»Ich erklärte Monsieur bereits, dass ich an den Freitagabenden anderweitige Verpflichtungen habe«, unterbrach Juliette.
»Ein Jammer, denn ich muss bald auf unser Weingut zurückkehren«, fuhr Lyon fort. »Ich versicherte Mademoiselle sogar, jeden Preis für ein Dinner in solch entzückender Gesellschaft zu zahlen, aber sie schien mir unerweichlich.«
Valmonts Augen funkelten angesichts der beträchtlichen Einnahmemöglichkeit. »Sie haben Glück, Monsieur, denn Juliette irrt sich«, verkündete er, worauf sie überrascht die Augen aufriss. »In ihrer Terminplanung hat sich eine unerwartete Lücke aufgetan, und so wird sie Ihnen doch zur Verfügung stehen können. Morgen Abend, sagten Sie?«
Juliette sah ihn erschrocken an.
»Mais non …«
Monsieur Valmont manövrierte sich um Lyon herum und fing ihre flatternde Hand ein, die er hochhob und streichelte. »
Ma chère
, Monsieur Satyr hält sich nur kurze Zeit in Paris auf. Es ist höchst schmeichelhaft, dass er auf deine kulinarischen Talente brennt.«
Lyon beobachtete sie und erwartete, dass sie widersprach. Offensichtlich wollte sie sich weigern, starrte stattdessen aber nur auf die bleiche Hand, die ihre tätschelte.
»Ich kann Ihnen versprechen, dass mein Mündel Ihnen ein unvergessliches Mahl bereiten wird. Gewiss planst du es jetzt schon in deinem hübschen Köpfchen, nicht wahr, Juliette?« Valmont zupfte an der Spitze ihres Dekolletés, was eine sehr intime Berührung darstellte. Doch sie ließ sich nicht anmerken, es überhaupt wahrzunehmen.
»Selbstverständlich«, antwortete sie matt.
Beim Anblick von Valmonts Hand, malte Lyon sich aus, wie er diese wegriss und jeden Knochen brach. Sein Wunsch, Juliette zu beschützen und sein zu machen, war überwältigend.
Dann sah er zur Tür. Er könnte Valmont problemlos hinausschieben, sich mit Juliette in diesem Zimmer einsperren, ihre Röcke hinaufreißen und sie sich nehmen. Sein Glied fand den Plan ausgesprochen gut.
Andererseits war es zweifellos die falsche Herangehensweise, sollte er sich gleich in seiner ersten Nacht in Paris verhaften lassen. Und schließlich hatte er Valmonts Zusage, den morgigen Abend mit Juliette zu verbringen.
Also sollte er gehen. Jetzt, oder er würde doch noch seinem anderen Plan nachgeben, was den Pariser Klatsch über Jahre nähren dürfte. Ihm persönlich wäre es egal, aber es wirkte sich ungünstig auf seine Familie aus, und diese musste er nun einmal vorrangig bedenken.
Folglich bändigte er seine Besitzerimpulse und sagte: »Dann ist es abgemacht: Juliette besucht mich morgen in meinem Hotel, und zwar nicht später als vier Uhr nachmittags.«
Ihr Blick verriet ihm deutlich, dass sie nicht freiwillig zu ihm käme.
Nachdem alles arrangiert war, verließ er das Haus. Sein Bauch krampfte sich zusammen, weil er sie zurücklassen musste. Draußen auf der Straße schaute er sich zu den Lichtern um, die aus Valmonts Fenstern drangen, und schob die Hände in seine Taschen. In Anbetracht der Tatsache, dass sie es irgendwie beherrschte, ihren Duft zu unterdrücken, musste Juliette Rabelais’ Zauber erstaunlich stark sein.
Sie in Reichweite gehabt und nicht mit ihr geschlafen zu haben, hatte ihm den Rückzug schmerzlich schwergemacht. Ihr Duft war ihm noch viel zu gut im Gedächtnis, drängte ihn, zu ihr zurückzukehren und sie sein zu machen.
Ihre Haut würde sich kühl auf seiner anfühlen, ihre Lippen wären sanft und doch nicht zu zart. Er würde sein Glied in sie eintauchen, in ihren meergrünen Augen versinken …
Meergrüne Augen. Sibela. Teufel noch mal!
Lyon drehte sich zum Park um. In den letzten Stunden hatte er verdrängt, dass es
zwei
Feentöchter in Paris gab und er versprochen hatte, sich heute Abend nochmals mit Sibela zu treffen.
Mit großen Schritten überquerte er die verlassene Straße und lief die Treppe hinunter in den Park. Auf diese Verabredung freute er sich ganz und gar nicht.
Seine ungestillte Lust
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