Die Braut des Satyrs
könnten, was sie Fleur nicht unbedingt auf die Nase binden wollte.
Strahlend wippte das Mädchen auf der Matratze, streckte seine Hände aus und wackelte mit den Fingern. »Aber er hat sooo große Hände!«, seufzte sie bedeutungsvoll.
»Und?«, fragte Juliette, die nicht recht verstand, was ihre Freundin meinte.
»Es heißt, dass er auch ein großes Gehänge zwischen seinen Beinen hat. Vielleicht ist das schon Geschenk genug.« Fleur kicherte.
»Ach, es ist bewundernswert, wie du an jeder Situation eine schöne Seite zu entdecken vermagst.« Juliette stimmte unweigerlich in das Lachen ein, obwohl sie gar nicht wusste, was sie daran komisch fand.
Die Tür ging auf, und plötzlich stand Valmont da. Angesichts seiner finsteren Miene verstummten beide Mädchen.
»Auf ein Wort«, sagte er zu Juliette.
Fleur sprang sofort aus dem Bett und wollte verschwinden. Als sie an ihm vorbeikam, hob er ihr Kinn mit zwei Fingern an und musterte sie. »Du bist ein recht unscheinbares kleines Ding, nicht wahr? Warst du nicht bis vor kurzem noch Küchenhilfe?«
»Oui.«
»Dein Name?«
»Fleur.«
»Nun, kleine Fleur, dein Gespür für Anstand lässt etwas zu wünschen übrig.« Seine Hand umfing ihre Wange, und Juliette hörte auf, zu atmen.
»Monsieur?«
, fragte Fleur, die ihren Kopf neigte.
»Gestern Abend im Salon. Du hast den Herren Arlette und Tremont Freiheiten gestattet, die außerhalb der Hinterzimmer nicht geduldet werden. Wir sind kein gemeines Freudenhaus.«
Fleur nickte beschämt.
»Keine Sorge,
ma petite
. Ein solcher Lapsus sei dir erlaubt.« Nun musterte er sie von oben bis unten. »Du bist recht wohlgeformt. Ich lade dich bald in mein Schlafgemach ein, ja? Ich möchte mich gern selbst von dem überzeugen, was die Herren zu dir lockt. Aber zuerst sollten wir uns um dein Haar kümmern.«
Er hob eine dunkle Locke hoch und ließ sie nachdenklich durch seine Finger gleiten. »Vielleicht brauchen wir etwas Schmeichelhafteres. Wie wäre es mit blond, wie unsere Juliette?«
Fleur warf einen Blick zu Juliette, der ebenso viel besagte wie ein Augenrollen.
Er will mir das Haar färben, damit er sich einbilden kann, du wärst es, wenn er mich vögelt
, bedeutete der Blick.
»Ihr Haar ist bezaubernd, wie es ist«, widersprach Juliette.
Valmont ignorierte sie, denn er hatte das Armband bemerkt und hob Fleurs Handgelenk, um es genauer anzusehen. »Magst du solchen Klimperkram?«, erkundigte er sich. »Wenn du mich erfreust, habe ich womöglich auch eine kleine Belohnung für dich.«
»Schmuck?«
»Warten wir es ab«, sagte er und ließ ihre Hand los. »Erst einmal nehmen wir uns deines Haares an. Jetzt geh – und schließ die Tür hinter dir!«
»Oui, monsieur.«
Fleur wandte sich ab, zog allerdings hinter Valmonts Rücken noch eine Grimasse und zwinkerte Juliette zu, ehe sie verschwand.
»Warum sie?«, fragte Juliette, sobald sie fort war. »Sie entspricht nicht deinem Geschmack.«
»Mich interessiert alles, was dein Interesse weckt,
Chérie
. Das weißt du doch.«
Es war eine Drohung. Was oder wer auch immer ihr lieb wurde, musste er beschmutzen oder zerstören. Sie bekam schreckliche Angst um Fleur.
»Sie sollte zumindest vor deiner Neigung zu Gewalt gewarnt werden«, fuhr Valmont fort.
Juliette schlang die Arme fester um ihre Knie. »Du wünschtest etwas?«, fragte sie, denn sie weigerte sich, mit ihm zu streiten.
Sein Blick wanderte zu der Flasche auf ihrer Waschkommode. »Hast du deine Tropfen genommen?«
»
Oui
, zu viele sogar.«
»Und trotzdem schläfst du nicht? Ich frage mich, welche lüsternen Gedanken über Monsieur Satyr dich wach halten.«
»Fleur weckte mich. Ich versichere dir, dass ich bis zu ihrer Ankunft sehr gut geschlafen habe.«
Anders als sie erwartet hatte, ging er nicht, sondern kam zu ihr ans Bett, wo er seine Hüfte an ihren Schenkel lehnte.
»Ruh dich aus! Du musst müde sein.« Er drückte sie auf die Matratze hinunter und schob sie beiseite, um sich neben sie zu legen. Dass er zu ihr ins Bett kam, war ungewöhnlich. Es jagte ihr eine unbeschreibliche Angst ein.
Sie zog sich die Bettdecke bis zum Kinn hinauf, was ihn nicht davon abhielt, sich dicht an sie zu schmiegen, seinen Kopf neben ihrem auf dem Kissen.
Dann legte er seine Hand auf die Decke über ihrem Bauch. »Du bist verkrampft. Entspanne dich!«
»Ich bin müde«, gab sie zurück und wollte sich wegdrehen.
Doch seine Hand kroch unter die Decke und hielt ihre Taille, so dass sie sich nicht rühren konnte.
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