Die Braut des Satyrs
Zwischen ihnen reckte sich sein Glied ihr entgegen, und sie bekam Panik.
»Du hattest vorhin recht. Ich bin eifersüchtig«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich erkenne, dass du von Satyr fasziniert bist.«
Sie starrte an die Decke. Auf keinen Fall wollte sie ihn ansehen. »Nein, bin ich nicht«, log sie. Jede andere Antwort wäre lebensmüde gewesen. »Du bist derjenige, der vorschlug, dass ich ihm die Zimmer zeige. Und du hast vereinbart, dass ich heute Abend zu ihm ins Hotel gehe, nicht ich. Ich hätte die Einladung gern ausgeschlagen.«
Seine Stimme schlug einen strengeren Ton an, und seine Hand packte sie fester. »Dann bist du lediglich meinen Anweisungen gefolgt, als du dich von ihm hast abküssen lassen?«
Sie sah ihn wütend an, wobei sie feststellte, dass er einen beängstigenden Wandel durchgemacht hatte, seit sie in Paris waren. Der Absinth hatte ihm im Laufe des letzten Jahres alle Farbe genommen, so dass seine Haut inzwischen eingefallen und aschfahl war.
»Was hast du erwartet, das geschehen würde, wenn ich ihn in die Hinterzimmer mitnehme?« Manchmal glaubte sie, er würde sie anderen Männern zuführen, um sie auf die Probe zu stellen. Er wollte sehen, ob sie der Versuchung erlag, veranstaltete ein irrwitziges Spiel mit ihr, das nur er allein begriff.
»Wie dem auch sei, ich konnte einiges erfahren, bevor du uns unterbrochen hast.« Sie lieferte ihm die paar mageren Fakten, die sie Lyon entlockt hatte, und bauschte sie so gut auf, wie sie irgend konnte.
»Das ist wenig, bedenkt man, wie viel Zeit du mit ihm verbrachtest«, knurrte er.
»Wenn ich deiner Ansicht nach bislang keinen Erfolg bei ihm hatte, warum schickst du mich dann heute Abend zu ihm? Wäre es nicht klüger, eines der anderen Mädchen würde sein Glück bei ihm versuchen?«
»Du weißt, warum ich dich hinschicke.« Seine Augen waren so stechend, dass Juliette den Blick abwandte. Ja, sie kannte den Grund.
»Er bekommt, was er verdient«, fuhr er fort. »Er und seine Brüder haben mich von oben herab behandelt, genossen den Ruin meines Vaters und meinen Niedergang. Gewiss lacht er über mich, weil ich jetzt hier ein Freudenhaus betreibe.« Seine Hand auf ihrem Bauch ballte sich zur Faust. »Gegenwärtig verhöhnt uns die gesamte Pariser Gesellschaft, auch wenn viele von ihnen gern hier zu Gast sind. Über kurz oder lang wird die Polizei uns davonjagen – egal, wie üppig wir sie bestechen. Aber sei versichert, ich habe einen Plan, wie ich wieder in die höchsten Kreise aufsteige, und das mit einem angeseheneren Gewerbe!«
»Was für einen Plan?«
Er blickte sie geheimnisvoll an. »Vorerst verrate ich dir nur so viel: Wahrscheinlich sind Satyr und seine Brüder die größte Hoffnung Europas, gegen die Phylloxera zu siegen. Er gab zu, dass sie große Anstrengungen unternehmen, ein Gegenmittel zu finden – was ihnen jedoch nicht gelingen darf.«
»Warum denn nicht?«, fragte sie entsetzt.
»Darüber zu reden, wäre noch verfrüht. Ich kam her, um dir zu sagen, dass ich heute tagsüber fort bin, aber ich erwarte, dass alles für deinen Besuch bei Satyr nachmittags bereit ist, wenn ich wiederkomme und dich dorthin begleite.«
Angst überkam sie, als sie ihn ansah. Er wollte, dass sie alles tat, was nötig war, um ihm bei seinen üblen Plänen zu helfen, welche das auch sein mochten. Sie war als Trojanisches Pferd vorgesehen, das Lyon Unheil brachte.
Im nächsten Moment wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, denn Valmont legte seinen Kopf auf ihre Brust, als wäre er ein kleines Kind und sie seine Mutter. Ihre Muskeln bebten vor Ekel.
»Meine
Maman
starb im Kindbett. Hast du das gewusst?«, murmelte er.
»Jeder kannte eure Familiengeschichte. Ihr wart unsere Ernährer, die des ganzen Dorfes«, antwortete sie gereizt.
Für eine kurze Weile blieb er stumm, dann öffnete er seine Faust und strich ihr mit kreisenden Bewegungen über den Bauch. »Hast du dir jemals Kinder gewünscht? Ein Mädchen wie die kleine Fleur, das an deiner Brust nuckelt, oder einen Jungen?«
Seine Hand wanderte höher und umfing ihre Brust. Mit dem Zeigefinger ertastete er ihre Brustspitze durch das Nachthemd.
Sie ergriff seine Hand.
»Non«
, flüsterte sie und starrte an die gegenüberliegende Wand.
Zunächst rührte er sich nicht. Juliette spürte seine Enttäuschung ebenso deutlich wie seine Erektion an ihrer Hüfte, aber schließlich kniff er ihr kurz in die Brust und stand auf.
»Schlaf ein bisschen! Du hast einen anstrengenden Abend vor dir,
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