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Die Braut des Satyrs

Die Braut des Satyrs

Titel: Die Braut des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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denn ich will, dass du deine Arbeit bei Satyr gut machst. Nicht zu gut allerdings. Du verstehst, was ich meine?«
    »Oui«
, antwortete sie leise, drehte ihm den Rücken zu und hörte, wie er zur Tür ging.
    »Du weißt, dass ich dich liebe,
ma chérie
«, raunte er ihr von der Tür aus zu. »Nicht wahr?«
    Einst hatte sie es wirklich geglaubt. Ihr Fehler.
»Oui«
, erwiderte sie automatisch.
    Die Tür wurde geöffnet und wieder geschlossen. Nach einem Moment drehte sie sich um. Er war fort. Dass er es nicht einmal für nötig hielt, sie einzusperren, war beschämend. Er war sich sicher, dass sie viel zu feige wäre, um ihm wegzulaufen.
    Sie stieg aus dem Bett und ging zu ihrem Waschtisch. Mit zitternden Händen lüpfte sie ihr Nachthemd und wusch sich dort, wo er sie berührt hatte.
    Wäre sie nicht zu einem solchen Feigling geworden, würde sie noch heute Nacht Fleur nehmen und mit ihr fliehen, weit weg von Paris. Leider waren solche Überlegungen lächerlich für jemanden, der sich kaum dazu brachte, eine Brücke zu überqueren oder einen Fluss anzusehen, geschweige denn, über Land zu flüchten.
    Und hatte Valmont Fleur erst mit seinen Lügen vergiftet, würde sie wohl nicht mehr mit Juliette weglaufen wollen. Selbst wenn sie flohen, wo wären sie sicher? In ihrem Kopf bewegten sich die angstbesetzten Gedanken im Kreis, als sie wieder unter ihre Decke schlüpfte.
    Nach einer Weile stand sie auf und nahm noch eine kleine Dosis aus ihrem Fläschchen. Die letzten drei Jahre hatte sie in einer Art Koma gelebt, benommen ihr Schicksal erduldet und bereut. Heute Nacht hingegen fühlte sie, wie sie auf eine umwälzende Veränderung zusteuerte, die ihr von der Außenwelt aufgedrängt wurde. Sie schloss das Fenster, um sie auszusperren. Und irgendwann fiel sie in einen tauben Schlaf.
    Einige Zeit später brach der Tag an. Der Riese, der sie die Nacht über von seiner Bank aus bewacht hatte, ohne dass sie es wusste, stand auf, streckte sich und blickte zum Fluss, in dem sich die Morgenröte spiegelte.
    Dann wandte er sich um und machte sich auf den Weg durch die verschlungenen Straßen der Île de la Cité, in denen er hier und da an verspäteten Nachtbummlern vorbeikam. Sobald er die Île Saint-Louis erreicht hatte, begab er sich zu seinem Hotel, wo er den Tag verschlief.
    Und auf Juliette wartete.

[home]
    6
    S ie hatte den polierten Messingklopfer noch gar nicht losgelassen, als auch schon geöffnet wurde und Lyon vor ihr stand. Sein großer Körper blockierte das Spätnachmittagslicht, das hinter ihm durch die Fenster fiel, und tauchte seine Züge in einen tiefen Schatten. Dabei lehnte er eigentlich mehr, als dass er stand, denn er hatte einen Arm oben am Türrahmen abgestützt.
    Zustimmend musterte er sie von oben bis unten, wohingegen Juliette unglücklich feststellte, dass er genauso umwerfend aussah, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Derselbe kantige muskulöse Leib, dieselben teuflischen braunen Augen, dasselbe charmante Lächeln. Dabei war sie überhaupt nicht in der Stimmung, seine äußerlichen Vorzüge zu würdigen.
    Vor nicht einmal einer Stunde hatte ihre Zofe sie angekleidet und herausgeputzt wie einen Festtagsbraten, und nun durfte sie sich diesem Mann zusammen mit dem Diner servieren, in der Hoffnung, dass sie aus ihm herauskitzeln konnte, was Valmont von ihm wissen wollte. Allerdings hatte sie sich auch noch einen eigenen Plan zurechtgelegt.
    »Willkommen«, begrüßte er sie mit einer Stimme, die ihre Haut zum Kribbeln brachte. »Ich bin froh, dass Sie gekommen sind.«
    »Sie ließen mir keine andere Wahl«, entgegnete sie spitz.
    Als er einen Schritt näher kam, wich sie unwillkürlich zurück. Doch er wollte ihr bloß ihren Korb abnehmen. »Sie hätten ablehnen können. Ich hatte jedoch den Eindruck, dass es eher Ihr Vormund war, dem Sie sich ungern verweigern wollten, weniger meine Person.«
    Natürlich hatte er recht. In diesem Augenblick warteten Valmont und sein Kutscher draußen auf sie. Nachdem sie Juliette am Hotel abgesetzt hatten, wollten sie ganz in der Nähe bleiben, so dass sie das Hotel beobachten konnten. Gewöhnlich blieb Valmont zu Hause, wenn er sie auf solche sporadischen Ausflüge schickte. Dass er heute mitkam und nun ganz in der Nähe hockte und Däumchen drehte, sagte eine Menge darüber aus, wie wichtig ihm diese Mission war – und wie wenig er ihr bei diesem Mann traute.
    »Wo sind Ihre Küche und der Speisesalon?«, fragte sie, statt auf seinen Kommentar einzugehen, und

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