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Die Braut des Satyrs

Die Braut des Satyrs

Titel: Die Braut des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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kochend vor Wut den Hoteleingang.
    Gestern Abend hatte Lyon es mit ihr getrieben und sie danach verlassen, um einer anderen nachzusteigen. Eine unverzeihliche Schmähung, über die sie nicht leicht hinwegkam. Dennoch war sie heute Abend hergekommen, denn es war Vollmond, und sie glaubte, dass er sie wieder begehrte. Nein, dass er sie brauchen würde. Sie hatte sogar gehofft, ihn betteln zu hören.
    Doch nun war der Mond vollständig aufgegangen, verhöhnte sie mit seinem Grinsegesicht, während ihr kurzzeitiger Geliebter irgendwo in jenem Gebäude ein Stelldichein mit einer anderen hatte.
    Juliette.
    Sibela hatte nicht geahnt, dass sie in Paris weilte, und ihre Anwesenheit machte alles kompliziert. An jenem Tag vor drei Jahren hatte Chaos geherrscht. Damals hatte Sibela das Mädchen zum ersten und letzten Mal gesehen, und sie war sehr vorsichtig gewesen, keine unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Dennoch wurde offensichtlich, dass sie einander wieder verbunden sein sollten, denn nun hatten sie Lyon gemeinsam. Folglich war es unverzichtbar, dass sie Juliette dazu brachte, ihn aufzugeben und jedwede Verbindung zu kappen, die sie zu ihm haben mochte. Obwohl Sibela selbst nicht sonderlich viel an diesem dritten Satyr-Sohn lag, brauchte sie seinen Schutz. Das hatte die Erfahrung der letzten paar Stunden überdeutlich gemacht.
    Außer sich ob seines unvermittelten Verschwindens aus dem Park, war sie gestern Abend in den Fluss zurückgestürmt, statt auf seine Rückkehr zu warten. Sibela ließ sich von keinem männlichen Wesen hinhalten!
    Was als Nächstes geschehen war, schrieb sie einzig und allein ihm zu. Schließlich war er es gewesen, der ihre Leidenschaft erregt und sie verlassen hatte, ehe sie richtig befriedigt wurde. Natürlich musste sie sich deshalb einen anderen willigen Partner suchen, und in ihrer Eile traf sie leider keine kluge Wahl.
    Die zwei Meermänner, denen sie flussabwärts begegnete, waren Balsam für ihr Ego gewesen, denn sie erwiesen sich als überaus interessiert, dort fortzufahren, wo Lyon aufgehört hatte. Sie hatte vorgehabt, sich nur kurz mit ihnen zu vergnügen, ehe sie zum Park zurückschwamm. Aber die beiden waren so wunderbar fasziniert von ihr gewesen – zuerst.
    Fast zu spät erkannte sie, dass die Anderwelt irgendwie in diese Welt gedrungen war und die Meerkreaturen zu ihr gelenkt hatte. Ihre Begegnung mit den Liebhaberzwillingen war kein Zufall gewesen. Sie hatten nach ihr gesucht, um sie durch das Portal zwischen beiden Welten zu bringen. Genau das passierte, wenn sie nicht unter Satyr-Schutz stand.
    Nachdem sie ihnen knapp entkommen war, hatte sie sich flussaufwärts gekämpft und erreichte heute Morgen kurz nach Tagesanbruch den Park. Bis dahin war Lyon fort gewesen, sein Duft jedoch noch sehr frisch. Also war er wie versprochen zu ihr zurückgekehrt. Und sie hatte ihn verpasst.
    Sie nahm seine Fährte in der Luft auf und erkannte, dass er sich nach Osten bewegte. Er war in dem Straßenlabyrinth unterwegs, und von ihrer Warte im Fluss aus folgte sie seiner Spur.
    Irgendwo verlor sie ihn, und aus Angst, die beiden Anderweltlakaien könnten sie wieder einfangen, hatte sie den ganzen Tag die beiden Inseln in der Seine umschwommen und versucht, seinen Duft wieder zu entdecken. Am Nachmittag dann war es ihr gelungen.
    Zwar hatte sie ihn nicht hineingehen sehen, doch sie wusste, dass er in dem Hotel sein musste. Stunden bevor der Mond aufging, war sie an dieser Stelle aus dem Wasser getaucht, weil sie dachte, er würde sie rufen, damit sie sich seiner körperlichen Bedürfnisse annahm.
    Stattdessen hatte sie entsetzt mitansehen müssen, wie Juliette eine Stunde zuvor aus einer Kutsche gesprungen war und sein Hotel betreten hatte. Inzwischen war der Mond aufgegangen, und ganz gewiss trieb Lyon es in diesem Moment mit ihr, gab ihr den Kindessamen, auf den Sibela so erpicht war.
    Eifersucht brodelte unangenehm heiß in ihrer kalten Brust. Wie konnte er es wagen, sie einfach wegzuwerfen! Sie fluchte und spuckte, weil sie sich kein anderes Ventil für ihre Wut wusste. Es widerstrebte ihr, hierzubleiben, aber sie brauchte seine Hilfe, also konnte sie nicht weg.
    Als sie ein Kichern hörte, wandte sie sich nach Osten. Die anderen Nymphen trieben sich dort herum, im Schatten eines großen Treibholzes, und machten sich über Sibelas Not lustig.
    »Verschwindet!«, zischte sie. Ihr war peinlich, dass die anderen dieses Debakel miterlebten. »Glaubt ja nicht, dass ihr die ganze Nacht

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