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Die Braut des Satyrs

Die Braut des Satyrs

Titel: Die Braut des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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sie Agnes, deren Augen glasig und müde wirkten. »Hast du Fleur gestern Abend oder heute Morgen gesehen?«
    Agnes gähnte. »Sie ist weg.«
    »Was meinst du mit ›weg‹? Wohin ist sie gegangen?«
    »Keine Ahnung. Frag Monsieur«, antwortete Agnes. »Er ist mit Monsieur Arlette oben in seiner Bibliothek.« Als sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr strich, bemerkte Juliette etwas Silbernes an ihrem Ohrläppchen.
    »Das sind Fleurs Ohrringe«, stellte Juliette fest und packte Agnes am Arm.
    Diese entwand sich ihr und ging weiter die Treppe hinauf. »Monsieur hat gesagt, ich darf mir alles von ihren Sachen nehmen, was ich will. Das Mädchen hat wahrlich Dusel gehabt. Kaum wird sie aus der Küche befördert, muss ihr schon ein Verehrer einen Antrag gemacht haben. Ich schätze, Monsieur hat ihr aus Eifersucht nicht erlaubt, etwas von dem Schmuck mitzunehmen, den sie von anderen geschenkt bekam.«
    Juliette machte auf dem Absatz kehrt und eilte die Treppe wieder hinauf. In ihrer Hast wäre sie beinahe gestürzt.
    Steckte Valmont hinter Fleurs Verschwinden? War er so neidisch auf ihre Freundschaft gewesen, dass er sie fortschickte?
    Aus der Bibliothek klangen ihr Männerstimmen entgegen. Sie blieb vor der Tür stehen und lauschte. Dem Klang nach war Monsieur Arlette bester Dinge.
    »Ihnen gefiel, was wir schickten«, äußerte er begeistert. »Sie haben eine weitere Sendung geordert, und das danken wir der Phylloxera.«
    »Der wir sonst wahrlich nicht dankbar sein können«, entgegnete Valmont gereizt.
    »Warum hängst du der Vergangenheit nach, wo unsere Zukunft so strahlend scheint?«, fragte Arlette tadelnd. »Unsere Fabrik in Pontarlier kann mit der neuen Nachfrage kaum mithalten. Je mehr Weinberge der Pest zum Opfer fallen, umso rarer und kostspieliger werden die Weine. Und wir sind mit unserer Idee, Absinth als Ersatz anzubieten, allen Konkurrenten voraus. Unser Geschäft kann gar nicht anders als florieren.«
    »Wer hätte gedacht, dass die Phylloxera uns am Ende zugute kommt?«, sagte Valmont etwas munterer. »Anscheinend wird mein Familienvermögen bald wiederhergestellt sein.«
    Juliette hörte, wie die Männer auf ihren Erfolg anstießen. Sie prüfte, ob irgendjemand sie beim Lauschen ertappen könnte, ehe sie ihr Ohr dichter an die Tür lehnte.
    »Du wirkst trotzdem nicht besonders froh«, bemerkte Arlette. »Ist es wegen der Blonden, Juliette? Defloriere sie endlich! Was soll’s? Sonst mache ich es.«
    »Ich bringe dich um, wenn du es wagst!«, erwiderte Valmont gefährlich ruhig. »Hast du vergessen, dass wir ihr Tür und Tor öffnen, uns den Geist zu verwirren, sowie wir ihr unsere Schwänze reinschieben?«
    »Das behauptest
du

    Tintenfässer klimperten, was bedeutete, dass Valmont mit der Faust auf seinen Schreibtisch geschlagen hatte. »Es ist wahr! Ich habe gesehen, wie sie es macht.«
    »Dann füll sie einfach vorher mit ihren Tropfen ab«, riet Arlette ihm ungerührt. »Ein Besuch in ihrem Bett zur rechten Zeit, und schon bald schmort dein Braten in der Röhre deiner hübschen kleinen Köchin. Das ist es doch, was du willst, nicht wahr?«
    Drinnen entstand eine kleine Pause. Entsetzt legte Juliette eine Hand an ihren Hals, in dem ihr Puls flatterte.
    »Ein solches Unternehmen wäre sehr riskant«, ließ Valmont sich schließlich vernehmen. »Was ist, wenn sie selbst durch ihren Laudanumnebel bestimmte Fakten über eine gewisse Angelegenheit ergründet?«
    »Du meinst den Mord?«
    »Verdammt, Arlette! Halte deine verfluchte Zunge im Zaum!«, zischte Valmont. Er sprach nun so leise, dass Juliette ihn kaum verstand. »Ja, den meine ich. Alles ist so lange gut, wie sie weiter denkt, dass jeder ihr die Schuld gibt. Sollte sie jedoch gegenteilige Informationen aus mir heraussaugen, während ich verhext bin – nun, ich würde sagen, das ist ein ziemlich überzeugendes Gegenargument, denkst du nicht auch?«
    Draußen im Korridor biss Juliette sich auf die Lippen, um nicht aufzuschreien. Sie hatten praktisch zugegeben, dass sie den Mord in Burgund vor drei Jahren
nicht
begangen hatte! Sie wollte gleichzeitig juchzen vor Freude und toben vor Zorn. Doch sie tat nichts von beidem, sondern horchte weiter.
    »Ich könnte vor der Tür warten, während du es ihr besorgst«, schlug Arlette vor. »Oder, noch besser, ich sehe dir zu, wie du sie bumst. Falls sie es schafft, dich zu verhexen, kann ich dich später an alles erinnern, was du vergessen hast. Und dann entscheiden wir gemeinsam, ob sie irgendetwas über

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